EU-Schiff

Notenbanken und die Grenzen ihrer Macht

Notenbanken sind mächtig. Umso fataler ist es für uns alle, wenn ihre Macht irgendwann an Grenzen stösst. Gedanken zum Ende des Euro-Mindestkurses und zur Geldpolitik der EZB.

Als wir im letzten Jahr den Begriff «Nullzinspolitik» zum Finanzwort des Jahres kürten, konnten wir nicht erahnen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) wenig später Negativzinsen einführen würde. Auch das abrupte Ende des Euro-Mindestkurses sahen wir nicht voraus. Was wir hingegen feststellten, war, dass sich die Geldpolitik in eine schlechte Richtung entwickelte: Die Notenbanken waren immer mächtiger geworden – oder zumindest suggerierten sie dies. Konkret hatten wir unsere Kritik so formuliert: «Die Notenbanken selber haben dazu beigetragen, dass die Erwartungen in ihre Politik immer höher geschraubt wurden. Doch sind diese Ansprüche an die Geldpolitik inzwischen dermassen hoch, dass Enttäuschungen programmiert sind.»

Wie beim Euro-Mindestkurs: SNB-Präsident Thomas Jordan erklärte am 10. April 2012 sowie in ähnlicher Form bei anderen Gelegenheiten: «Die Nationalbank setzt den Mindestkurs mit allen Mitteln durch. Wir sind bereit, dazu unbegrenzt Devisen zu kaufen.»

Das entscheidende Wort lautet: «unbegrenzt».

Inzwischen wissen wir, dass diese Limite bei ungefähr 500 Milliarden Franken liegt. Sie hätte zwar auch etwas höher sein können. Aber unbegrenzt?

Am 26. Juli 2012 versprach Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB): «The ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.» Die entscheidenden Worte lauten: «whatever it takes». Also unbegrenzt?

Noch hat die EZB ihr Arsenal nicht gänzlich ausgeschöpft. Mit dem angekündigten Kauf von Staatsanleihen kann sie die Zinsen noch stärker nach unten drücken und vor allem den Euro weiter schwächen. Auch hier gilt allerdings: Die EZB selbst hat die Erwartungen in ihre eigenen Fähigkeiten höher und höher getrieben. Diese übermässigen Ansprüche muss sie früher oder später enttäuschen.

Notenbanken sind mächtig. Doch wehe, wenn ihre Macht an Grenzen stösst.

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3 Kommentare über “Notenbanken und die Grenzen ihrer Macht”

  1. Gratulation der SNB für Ihren Mut. Freue mich über die neue Unabhängigkeit und Freiheit und bin gerne bereit dafür persönliche Abstriche zu machen. ( BVG Aktien, AHV, Arbeitssituation) Es wäre nie so weitergegangen. 500 Milliarden Verlust sind genug! Das hätten wir auch selber gebrauchen können. Wir können doch nicht die ganze EU retten. Und Griechenland kommt erst noch.

  2. Im allerletzten Moment die Kurve gekratzt ?
    Gut gemacht Herren der … SNB. Die Finanzlösung in der EU wird noch lange andauern, weil die Finanzpolitik mit den 23 EU-Staats.- Politikern massgebend koordiniert werden sollte . Es gibt zuviele Sonderwünsche die nicht erfüllt werden können. Wir in der Schweiz können wenn wir wollen- die anstehenden Probleme- mit aller Disziplin in den Sektoren; Finanz.-
    Sozial.- Infrastruktur. und vor allem der Migration zügig und fortschrittlich in Sinne des Schweizervolkes an die
    Hand nehmen und endlich lösen.

  3. Die SNB hat aber auch seit langem gesagt, dass der Euro-Mindestkurs provisorisch ist und nicht für alle Ewigkeit gelten wird.

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