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Der Börsenkurs spielt (fast) keine Rolle

Seit Anfang Jahr ist der Swiss Market Index um mehrere hundert Punkte abgestürzt. Die Baisse hat zahlreiche Anleger aufgeschreckt. Doch die Sorge ist unnötig. Was vor allem zählt, sind die Dividenden. Und diese bleiben stabil.

Nehmen wir an, Sie haben im Januar 100 Nestlé-Aktien zum Kurs von 75 Franken gekauft. Wenig später jedoch ist der Kurs auf 70 Franken pro Aktie gesunken. Was bedeutet das nun für Sie? Die erste Folgerung wäre: Sie haben einen Verlust von 500 Franken erlitten. Gerade in einer Börsenbaisse nehmen viele Anleger diese Optik ein, indem sie gebannt die Kursstände verfolgen und sich dabei verunsichern lassen.

Es gibt aber noch eine zweite Lesart, die ich persönlich bevorzuge. Diese lautet:

Für Sie als Anleger hat sich rein gar nichts verändert – Ihr Besitz an Nestlé ist nach wie vor gleich gross und beträgt 100 Aktien.

Somit haben Sie Anrecht auf den Bezug von 100 Jahresdividenden, völlig unabhängig vom aktuellen Börsenkurs. Nach dieser Auffassung spielt der Kurs erst dann eine Rolle, wenn Sie Ihre Aktien wieder verkaufen.

Die Grafik verdeutlicht, dass es einen riesigen Unterschied macht, welche der beiden Sichtweisen Sie einnehmen. Die Perspektive der Kursentwicklung ist dargestellt durch die blaue Linie mit dem Swiss Market Index (SMI). Aktuell steht dieser bei rund 8000 Punkten und damit auf dem gleichen Niveau wie bereits Ende 2000. Über die letzten 15 Jahre habe man mit Aktien nichts verdienen können, schrieben diverse Zeitungen nach dem jüngsten Börseneinbruch. Dabei greift diese Kalkulation viel zu kurz: Unter Berücksichtigung der reinvestierten Dividenden erreichte die Gesamtrendite 46 Prozent beim SMI (der Index umfasst die 20 grössten Schweizer Aktien) und sogar 50 Prozent beim breiter aufgestellten Swiss Performance Index (SPI), der sämtliche rund 200 kotierten Unternehmen abbildet.

Damit nicht genug: Diese Rendite bezieht sich auf eine einmalige Investition per Ende 2000. In der Praxis jedoch werden Sie Ihre Käufe meistens auf mehrere Zeitpunkte verteilen. Die grüne Kurve zeigt deshalb Ihre Rendite, wenn Sie 15 Jahre lang jeweils zu Beginn des Jahres stets einen fixen Betrag in Aktien investiert haben. Das Resultat ist eine nochmals höhere Rendite von 62 Prozent (oder 3,2 Prozent pro Jahr). Wie die Grafik illustriert, verringert eine solche Staffelung auch das Verlustrisiko: Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 ist die grüne Linie nicht in den negativen Bereiche gerutscht, während die Rendite beim SPI auf minus 17 Prozent absackte und beim SMI sogar ein Kursverlust von 32 Prozent entstand. Zu den Vorteilen einer gestaffelten Investition mit einem Sparplan finden Sie hier weitere eindrückliche Zahlen.

Auf die Dividende kommt es an
Auf die Dividende kommt es an
Entwicklung der Schweizer Aktien in drei Varianten: Kursverlauf des SMI, Rendite mit reinvestierten Dividenden (Swiss Performance Index) und Rendite bei einer gestaffelten jährlichen Investition (indexiert per 1.1.2001).

Um auf die Nestlé-Aktien zurückzukommen: Wenn Sie als Anleger langfristig denken und Ihr Portfolio breit diversifizieren, so ist der gegenwärtige Kursverlauf für Sie sekundär. Entscheidend ist vielmehr, wie sich die Gewinnausschüttungen der Firmen entwickeln. Zwar kann ein Kursrückgang signalisieren, dass die Dividenden tendenziell sinken. Doch gerade bei den drei Schweizer Blue Chips Nestlé, Novartis und Roche, welche 60 Prozent des SMI ausmachen, wachsen diese weiterhin an. Das dokumentiert auch unsere Analyse «Die drei Musketiere der Schweizer Börse».

Richten Sie Ihr Augenmerk beim Investieren also auf die Ausschüttungen. Solange diese gesichert sind, verdienen Sie mit Aktien selbst im (unwahrscheinlichen) Fall, dass der SMI nach weiteren 15 Jahren noch immer auf 8000 Punkten verharrt.

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4 Kommentare zu Der Börsenkurs spielt (fast) keine Rolle

  1. Nun es spielt ein Rolle, denn meistens ist die Dividende stabil (z.B. Swisscom). Also muss ich mein ROI auf das eingesetzte Kapital rechnen (es ist nicht dasselbe wenn ich Swisscom zu 380CHF oder 500CHF gekauft habe, dies würde die Verzinsung der Dividende erheblich reduzieren).

    1. Guten Tag
      Die Aktie von Swisscom ist meines Erachtens ein gutes Beispiel: In den letzten zehn Jahren haben die kumulierten Dividenden 207 Franken pro Aktie erreicht. Damit könnten Sie folglich einen Kursrückgang in dieser Höhe verkraften, ohne dass Sie unter dem Strich Geld verloren hätten. Effektiv hat der Kurs in den letzten zehn Jahren zwar um 18 Prozent zugenommen. Doch die kumulierte Dividendenrendite seit dem April 2006 beträgt 49 Prozent – und ist damit also deutlich höher. Freundliche Grüsse, Albert Steck

  2. Der Kurs spielt keine Rolle?!? UBS oder CS Aktien…
    Für mich ist der Kurs entscheidender als die Dividende.
    .. und dann kommt es auf die eigene Auswahl an…und deshalb verzichte ich auf Anlageberatung. Was ich bei der Migrosbank vermisse, sind Chartunterstützung und Arbeitstools wie sie von swissquote und cash angeboten werden.

    1. Guten Tag Herr Hodel
      Entscheidend ist, wie ich oben geschrieben habe, dass Ihr Portfolio breit diversifiziert ist. Dann haben Sie nämlich nebst USB oder CS auch Richemont, Nestlé oder Actelion im Depot, welche Ihre Kurseinbussen kompensiert haben. Wie schon mehrfach auf diesem Blog erwähnt, benötigt man für eine ausreichende Diversifikation mindestens 15 Einzeltitel pro Marktsegment. Weitere Informationen dazu finden Sie unter diesem Link: https://blog.migrosbank.ch/de/die-top-und-flop-aktien-im-smi/
      Freundliche Grüsse, Albert Steck

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