Anlegen Teekanne

«Cash… What else?»

Die Sparer sind die Leidtragenden der aktuellen Tiefzinspolitik. Diese Aussage hört man derzeit sehr häufig. Doch stimmt das tatsächlich? Wir haben nachgerechnet.

Die Schweizer horten Bargeld wie noch nie. Ganz nach dem Motto «Cash… What else?». Gigantische 710 Milliarden Franken halten sie gemäss Statistik der Nationalbank in Form von Barem sowie auf Sparkonten. Pro Kopf der Bevölkerung (inklusive Kinder) ergibt das 90‘000 Franken. Pro Haushalt beträgt der Cash-Vorrat rein rechnerisch sogar 200‘000 Franken (vgl. Dossier unten).

Zudem wächst dieser Bestand jedes Jahr um 35 Milliarden Franken (pro Haushalt somit um 10‘000 Franken). Gleichzeitig halten sich Herr und Frau Schweizer mit dem Kauf von Aktien und Anlagefonds noch immer stark zurück.

Doch wie vernünftig handeln die Leute, wenn sie ihre Ersparnisse trotz der rekordtiefen Zinsen einfach auf dem Konto lassen?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir die Entwicklung der Lebenshaltungskosten heranziehen. Denn Sparen bedeutet vereinfacht gesagt, dass der Konsum von heute auf einen späteren Zeitpunkt aufgeschoben wird. Folglich sollte der Zins mindestens so hoch sein wie die Inflation, damit Sie als Sparer nicht an Kaufkraft verlieren. Diese Bedingung war in den letzten vier Jahrzehnten praktisch immer erfüllt, wie die Grafik verdeutlicht. Diese zeigt den Zinssatz auf dem Anlagesparkonto der Migros Bank im Vergleich zum Landesindex der Konsumentenpreise. Einzig von 1979 bis 1983 mussten die Sparer einen längeren realen Wertverlust hinnehmen.

Sparer verdienen noch immer gutes Geld
Sparer verdienen noch immer gutes Geld
So haben sich der Zinssatz auf dem Anlagesparkonto der Migros Bank und der Landesindex der Konsumentenpreise in den letzten 40 Jahren entwickelt.

Wie Sie der Grafik weiter entnehmen können, war das Sparkonto in den Jahren von 1994 bis 2000 besonders einträglich, als der Zins stets mindestens zwei Prozent über der Inflationsrate lag. Und heute? Aktuell zahlt das Anlagesparkonto 0,25 Prozent Zins, während die Jahresteuerung minus 1 Prozent beträgt. Vorderhand bleibt die Kaufkraft der Sparer also erhalten. Allerdings dürfte die Inflation gemäss Prognose der Nationalbank per Ende 2016 wieder über die Nullmarke steigen. Und ob die Notenbank den Leitzins von derzeit minus 0,75 Prozent bis dahin ebenfalls anhebt, ist zu bezweifeln.

Die anhaltende Stärke des Frankens im Vergleich zum Euro spricht gegen höhere Zinsen.

Für Ihre Ersparnisse heisst das: Das reale Guthaben auf dem Konto wächst zwar immer noch mit über 1 Prozent. Auf längere Frist aber sollten Sie daneben auch weitere Anlageformen berücksichtigen, um sich gegen steigende Inflationsraten abzusichern. Hilfreiche Tipps, wie Sie dabei am besten vorgehen, finden Sie auf diesem Blog.

Hier zeigen wir, weshalb Sie mit einem gestaffelten Einstieg Ihre Verlustrisiken deutlich reduzieren können: Aktien? Es ist nie zu spät!.

Während Obligationen kaum noch rentieren, schütten Aktien doppelt so hohe Dividenden aus wie früher: Die Zinswelt steht Kopf.

Viele Anleger scheuen das Risiko der Aktien. Doch wie gross ist die Verlustgefahr wirklich? Die Antwort lesen Sie in diesem Beitrag.

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6 Kommentare über “«Cash… What else?»”

  1. In der Grafik touchiert der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) zwischen 2008 – 2015 dreimal -1%. Ich weiss nicht vorher diese Zahlen stammen, denn laut dem Bundesamt für Statistik hat die durchschnittliche Jahresteuerung (Basis 1966 = 100) nur im Jahr 2009 bei -0.50% im Jahr 2012 bei -0.71% im Jahr 2013 bei -0.21% und im Jahr 2014 bei -0.03% gelegen.

    1. Guten Tag Herr Koch

      Ihre Beobachtung ist sehr aufmerksam! Unsere Datenquelle ist die gleiche wie bei Ihnen. Der einzige Unterschied liegt darin, dass Sie die Jahresteuerung als Durchschnittswert für das jeweilige Kalenderjahr genommen haben. Stattdessen haben wir in der Grafik die jeweils per Ende Juni und per Ende Dezember gemessene Jahresteuerung verwendet. Dies führt dazu, dass in unserer Darstellung die Ausschläge etwas grösser ausfallen (sowohl nach oben als auch nach unten), als mit den von Ihnen genannten Durchschnittswerten. Vor allem aber hat es den Vorteil, dass wir auch die aktuelle Inflationsrate nach Aufhebung des Mindestkurses vom 15.1. berücksichtigen konnten, was mit dem Jahresdurchschnitt nicht möglich gewesen wäre. Freundliche Grüsse, Albert Steck

  2. Zinsen über der Teuerungsrate, tönt ja schön.
    Leider werden auch hier die Steuern wieder mal nicht in die Betrachtung gezogen. Bei einem bald mal erreichten Grenzsteuersatz von 30% oder mehr sieht alles etwas anders aus!

  3. Besten Dank für diesen Bericht. Zentral ist, ob der Geldwert vernichtet wird oder nicht. Wenn Sie Ende Jahr eine Lohnerhöhung von 0.5% erhalten und die momentane Inflation -0.5% beträgt, so haben Sie real 1% Lohnerhöhung.

    Die negative Teuerung wird weitergehen weil die Transaktionskosten in vielen Bereichen fallen werden. Seien es Reisen, Telekommunikation, Mode, Detailhandelt und so weiter. Am besten machen Sie sich ein Bild auf Webseite des Bundesamt für Statistik. Dort werden sie sehen wie die Preise seit langem in vielen Bereich fallen. Man spricht hier von der grossen Transformation 21.

    Diese Transformation führt dazu, dass die laufenden Kosten für einen Kredit sehr günstig sind, doch dieser sich nicht mehr durch die Inflation verringert. Durch die geringen Lohnerhöhungen infolge der negativen Inflation steigt der Rückzahlungsbetrags des Kredits überproportional an, was dazu führt, dass viele pleite gehen werden.

  4. Von Peter zu Peter:
    Die gefühlte Inflation ist auch bei mir höher; ich messe diese – mit Genuss – an Schweizer Schokolade.
    Allerdings ist die echte Inflation – einschliesslich Treibstoff, Heizmaterial, Mieten, Elektronikgeräte (die auch leistungsfähiger werden) usw. deutlich niedriger als die gefühlte Inflation. Man muss auch bedenken, dass Konsumenten gerne Sonderangebote kaufen, was im offiziellen Kostenindex nicht gut abgebildet werden kann und somit die Inflation niedriger ist als der Index.

  5. Jahresteuerung minus 1 Prozent? Das erlebe ich ganz anders! Egal ob ÖV-Tarife, Krankenkassenprämien, Bankgebühren, gebrannte Wasser oder was auch immer, im günstigsten Fall wird es nicht allzu viel teurer. Die Teuerungsberechnung ist aus meiner Sicht ein einziger Schwindel!

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