Früher war Sparen die einfachste Sache der Welt. Das Kapital vermehrte sich praktisch von alleine. Ohne Zinsen jedoch funktioniert das nicht mehr. Es sei denn, man investiert langfristig in Aktien.
Sparen heisst: Man lässt das Geld für sich arbeiten. Und bekommt den Lohn in Form von Zinseinnahmen. So haben wir es alle einmal gelernt. Doch seit der Finanzkrise gilt das nicht mehr: Im Kampf gegen die Krise haben die Notenbanken den Zins nach und nach abgeschafft. Mehr noch: Sie haben auch den Zinseszins abgeschafft. Denn dieser war es, der das Sparen wirklich lohnenswert machte: Als Sparer brauchte es nur etwas Geduld und das Vermögen sowie der jährliche Zinsertrag hatten sich glatt verdoppelt – ganz automatisch.
Dank dem Zinseszins wuchs Ihr Kapital also nicht linear, sondern eben exponentiell.
Ein fundamentaler Unterschied! Falls Ihnen das nun etwas abstrakt vorkommt: Mit der 72er-Regel wird es konkret und anschaulich. Teilen Sie die Zahl 72 durch den Zinssatz und Sie wissen, wie lange es dauert, bis sich Ihr Kapital verdoppelt. Bei einem Zinssatz von 6 Prozent ist die Verdoppelung also bereits nach zwölf Jahren erreicht.
Lange Zeit galt eine Verzinsung von 4 Prozent als normal: So hoch war der Mindestzins auf dem Pensionskassenvermögen von 1985 bis und mit 2002. Und auch die risikolosen Schweizer Bundesobligationen rentierten im Jahr 2000 noch mit 4 Prozent (siehe Grafik). Bis zur Verdoppelung Ihres Kapitals dauerte es somit 18 Jahre. Davon können wir heute nur noch träumen: Sukzessive sank der Zinssatz der Staatsanleihen auf 2 Prozent (Verdoppelungszeit 36 Jahre), dann auf 1 Prozent (72 Jahre) und inzwischen gar auf 0,1 Prozent.
Aktien mit attraktiver Rendite

Genau umgekehrt verläuft der Trend bei den Aktien. Die Dividendenrendite im Swiss Market Index ist seit 2000 von 1,5 Prozent auf 3 Prozent geklettert. Womit sich die Zeitdauer der Kapitalverdoppelung von 48 auf 24 Jahre halbiert hat. Das heisst, vom Zinseszinseffekt profitieren Sie heute nicht mehr bei den Obligationen, wie dies früher der Fall war, sondern bei den Aktien – sie sind die neuen Zinspapiere.
Gewiss, um in Aktien zu investieren, benötigen Sie einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren. Denn kurzfristig können die Börsenkurse stark schwanken. Doch dank dem jährlichen Dividendenertrag von 3 Prozent entsteht über die Zeit ein beruhigendes Reservepolster.
Als Aktionär können Sie sich auf den alten Lehrsatz, dass das Geld für Sie arbeitet, also nach wie vor verlassen.
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Wäre es allenfalls möglich, das auf dem Sparkonto liegende Kapital selbst zu verzinsen, indem man mit einem Teil des Lohneinkommens einen gewünschten Zinssatz bestimmt und die Beträge monatlich auf das Sparkonto einbezahlt? Ist die Selbstverzinsung von Vorteil oder spricht finanztechnisch etwas dagegen?
Noch ein Wort zu Herrn Buchschacher.
Die fundamentalen Daten, welche Sie angesprochen haben, entsprechen tatsächlich nicht den aktuellen Börsenkursen. Aber nicht so, wie Sie meinen. Die meisten Aktien sind zur Zeit hoffnungslos UNTERBEWERTET. Sie entsprechen nicht dem tatsächlichen Geschäftsverlauf der einzelnen Unternehmungen.
Also, ein Crash in diesem Sinne ist überhaupt nicht zu erwarten.
Dann, wie Sie richtig von alten Börsenweisheiten reden: Diese sind heute nicht mehr so aktuell wie vor 20 Jahren.
Die börsenkotierten Unternehmungen werden sich hüten, keine Dividenden mehr auszuschütten, wenn sie nicht wollen, dass der Anleger ihre Aktien nicht kauft.
Wie schon erwähnt wurde, braucht es eben einen längeren Anlagehorizont. Zocken war schon immer falsch.
Man kann durchaus auch mit Aktien Geld verdienen, aber nicht, wie die Banken es gerne hätten, indem man das Depot jährlich zweimal umschichtet.
Auch sind die Zeiten endgültig vorbei, wo die Banken jeder Hausfrau einen Lombardkredit gewährten, damit sie Aktien kauft, um mit dem Aktiengewinn den Lombardkredit zu amortisieren.
Aktien ja, aber mit Bedacht und nicht jeden hochgelobten Ramsch kaufen.
Nur weil den Banken nichts mehr anderes einfällt, werden jetzt auch noch die allerletzten Anleger zum Kauf von Aktien verführt. Eine alte Börsenregel sagt, wenn die Hausfrauen einsteigen, dann ist es höchste Zeit für alle anderen auszusteigen. Hände weg von Aktien! Wir stehen vor dem grössten Crash aller Zeiten! Die fundamentalen Daten entsprechen in keiner Weise den aktuellen Börsenkursen. Die ganze Blase wird platzen, sobald die ersten Dividendenausfälle bei den Unternehmen kommen (und die werden schon bald kommen). An alle, die bisher ihr Geld konservativ auf dem Sparkonto liegen haben: Lassen Sie es dort (auch wenn es fast keinen Zins mehr bringt) oder noch besser, amortisieren sie Ihre Hypothek, bis auf null, wenn Sie können (der Steuereffekt spielt nämlich schon lange nicht mehr). Lassen Sie Sich nicht verführen, Gier ist ein schlechter Ratgeber.
Diese Analyse ist irreführend. Die Inflation ist momentan negativ. Die Preise sind über die letzten Jahre in vielen Bereichen gesunken. Das heisst, dass Geld entwertet sich nicht mehr und und bei einem momentanen Zinssatz von 0,1 % und einer Teuerung von -0,5% macht man real 0,6% vorwärts.
Als Anleger gibt es momentan eine wichtige Regel zu beachten: Mach keine Schulden weil sich diese nicht mehr selbst durch eine Inflation entwerten.
Bei einer Dividendenrendite kann man aber nicht von einem Zinseszins-Effekt reden. Ist die Dividende ausbezahlt (im Normalfall auch noch abzüglich 35% Verrechnungssteuer), landet sie auf einem Sparkonto mit – bei der Migros Bank – momentan 0,1% oder bestenfalls auf einem Anlagesparkonto mit 0,25% Zins. Bei 0,25% dauert es fast 300 Jahre, bis sich das Kapital verdoppelt hat. Zudem hat man auch noch das Kursschwankungsrisiko der Aktie.
Guten Tag Herr Zumthuer
Selbstverständlich geht die beschriebene Zinseszins-Strategie nur auf, wenn die Dividenden tatsächlich auch reinvestiert werden. Dies geschieht automatisch, wenn die Investitionen über thesaurierende Fonds abgewickelt werden. Bei Direktinvestitionen oder ausschüttenden Anlagefonds muss der Investor die Reinvestition der Dividenden selber tätigen.
Freundliche Grüsse, Matthias Hunn
Gratulation Herr Steck,
Sie sind (jedenfalls für mich) der Erste, der diese Verdoppelungszahl von 72 Jahren öffentlich erwähnt. Als Physiker habe ich in Vorträgen oder privat schon viele Leute (auch Bänker) mit dieser Frage nach dieser magischen Zahl getestet. Ohne Erfolg! Für mich ist diese Zahl bei den heutigen Zinsen eher 70 Jahre. Für ganz niedrige Zinsen ist sie =100*ln(2)=69.3 Jahre. Bei 2% Zins sind es genau 70 Jahre, bei 5% genau 71 Jahre. Aber wie gesagt: Gratulation, denn mein Vorschlag für 70 Jahre ist bereits eine kleine Finesse.
Guten Tag Herr Joho
Die von Ihnen genannten Berechnungen sind natürlich korrekt. Dass ich mich für die Zahl 72 als einfache Annäherung entschieden habe, liegt daran, dass sie durch viele andere Zahlen teilbar ist, wie die oben genannten Beispiele illustrieren. Zudem kann man sich die Zahl gut merken.
Freundliche Grüsse, Albert Steck