Wie riskant sind Aktien?

Die Schweizer horten so viel Bargeld wie noch nie. Viele möchten einen Teil des Ersparten längerfristig in Aktien investieren. Doch das Verlustrisiko schreckt sie ab. Nur: Wie gross sind die Gefahren wirklich?

Zunächst eine Preisfrage: In der unten stehenden Grafik sehen Sie zwei Geldanlagen, dargestellt in den Farben blau und rot. Die Kurven zeigen die jeweiligen Jahresrenditen über die letzten 50 Jahre. Welche Anlage erscheint Ihnen attraktiver: blau oder rot?

Blau oder rot: wo würden Sie Ihr Geld lieber investieren?

Ich nehme an, Sie haben rot gewählt. Denn die Kurve verläuft viel konstanter und sinkt zudem nie ins Minus. Bei der blauen Geldanlage dagegen sind immer wieder erhebliche Verluste eingetreten.

Hier ist nun die Auflösung: Es handelt sich beide Male um die genau gleiche Geldanlage, nämlich um ein Portfolio mit breit diversifizierten Schweizer Aktien (dargestellt durch den Swiss Performance Index). Allerdings gibt es einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Bei der roten Kurve blieben die Aktien zehn Jahre im Depot, bei der blauen Kurve jedoch nur während drei Jahren.

Zum besseren Verständnis habe ich auf beiden Linien den Punkt mit der tiefsten Rendite markiert: Bei der roten Kurve war dies im Jahr 2008. Das bedeutet, wer 1998 Schweizer Aktien kaufte, erzielte in den zehn Jahren danach eine durchschnittliche jährliche Rendite von lediglich 0,2 Prozent. Die schlechteste Drei-Jahres-Periode wiederum endete im Jahr 2002: Ein Aktienkauf Ende 1999 führte in den drei Jahren bis 2002 zu einem jährlichen Verlust von 13,6 Prozent (vgl. Kreis auf der blauen Kurve).

Welche Erkenntnis lässt sich aus dieser Darstellung ziehen?

Wer nicht die nötige Geduld mitbringt und die Aktien nur wenige Jahre im Depot behält, für den ist die Verlustgefahr gross.

So haben viele Anleger nach den Einbrüchen von 2002 und 2008 die Nerven verloren und ihre Titel verkauft. Dagegen kann man mit einer langfristigen Anlagedauer von zehn Jahren das Risiko deutlich eindämmen. Seit 1945 gab es bei einer solchen Anlagefrist noch nie eine negative Rendite.

Eine wichtige Einkommensquelle für den Aktionär bildet dabei die Dividende. In einer einfachen Modellrechnung zeigen wir Ihnen hier, wie sich die Dividendenausschüttungen im Verlaufe eines Jahrzehnts zu einer gesamthaften Rendite von 48 Prozent summieren können.

Nicht umsonst also lautet eine alte Börsenweisheit: Wenn Sie ein Portfolio mit Aktien kaufen, dann nehmen Sie eine Schlaftablette – und schauen erst nach zehn Jahren wieder, wie hoch Ihr Ertrag ausgefallen ist.

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4 Kommentare zu Wie riskant sind Aktien?

  1. Verluste gehören zur Börse wie das Amen in der Kirche. Meine Frau hat vor 9 Jahren einen Fond bei der Raiffeisen gekauft – FLOP ! In Sachen Fonds ist diese Bank nicht zu empfehlen. Ich habe, ebenfalls vor 9 Jahren, einen Fonds gekauft welcher mir von einem UBS Händler empfohlen wurde (KEIN UBS-Fond) und der ist heute 54% höher. Es kommt eben auch auf die Fondqualität an, nicht nur auf die Zeit.

  2. Ich gehöre zu den Wählern der blauen Kurve. Sie kommt nicht nur näher an das, was wir real erleben, sondern sie enthält auch mehr Chancen: Wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, kann man sicherlich einen Teil der Kursrückgänge vermeiden, ohne gleich auf alle Chancen zu verzichten. Beispiel Dotcom-Blase: Ein Ausstieg 1998 und Wiedereinstieg 2003 hätte ca. 25% Verlust vermieden. Beispiel Finanzkrise: Ausstieg im Spätsommer 2008, als alle fragten, wann die erste Bank Pleite geht, und Wiedereinstieg Anfang 2009, als diverse Regierungen den Bestand der Grossbanken garantierten. Diese Strategie zu verfeinern, ist sicher möglich, ohne gleich Optionen oder Zertifikate oder andere Risikoanlagen zu verwenden.
    Ich denke, wer heute «Aktien und 10-jähriges Schlafmittel kauft» (Kostolany), der ist als Aktionär «dumm und faul» (Josef Abs). Wer Kapitalanlagen von z.B. 200’000 Fr. hat und wie oben beschrieben 25% Verluste pro 10 Jahre vermeiden kann, dem sollten die so jährlich gesparten 5’000 Fr. einige Stunden wert sein.

    1. Ich arbeite mit 2 Depots. Im einen sind unter anderem obige Aktien. Im Depot 2 trade ich mit Hebelprodukten und Forex. Muss aber nach 35 Jahren Börsenerfahrung sagen: Kostolany hatte recht mit den Schlaftabletten. Ich darf gar nicht an die Kursentwicklung denken, wenn ich meine ersten Aktien von damals nicht verkauft hätte!!

  3. Schweizer Aktien wie Nestlé, Novartis, Roche, Syngenta usw. liegen in meinem Depot, nach Kostolanys Motto: Top-Aktien kaufen, Schlaftabletten nehmen und nach langer Zeit wieder aufwachen. Man wird angenehm überrascht sein! Kostolany hatte recht! Die Aktien haben mehrere Börsencrashs überstanden und werfen eine Top-Dividende ab.

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