Kurz & bündig ist unsere neue Interviewreihe. Heute im Gespräch: Rolf Knöpfel, Leiter Innovation und Marketing der Migros Bank. Wir wünschen viel Spass beim Lesen!
In drei Sätzen – kannst du dich uns kurz vorstellen? Wer bist du und was treibt dich an?
Migros-Chind, immer neugierig und sehr digital. Migros-Chind nicht zuletzt, weil bereits meine Mutter ein Migros-Chind war. Mein erstes Konto habe ich übrigens bei der Migros Bank kurz nach meinem 18. Geburtstag eröffnet – also über 10 Jahre vor meinem Eintritt in die Migros Bank. Meine Neugier zeigt sich darin, dass ich mit dem Status Quo selten zufrieden bin und mich persönlich wie auch mein Umfeld gerne vor neue Herausforderungen stelle. Digital unter anderem deshalb, weil ich so ziemlich alles mit meinem Smartphone erledige. Hat eine Firma keine mobile Webseite oder App, existiert sie für mich nicht.
Du bist Leiter Innovation und Marketing bei der Migros Bank. Was bedeutet Innovation für dich? Und wieso glaubst du ist es so wichtig?
Innovation ist für mich natürlich grundsätzlich spannend, weil ich damit meine persönliche Neugier befriedigen kann. Innovation ist aber schlichtweg auch eine Notwendigkeit, um langfristig erfolgreich zu sein. Denn wir können nicht davon ausgehen, dass das was wir jetzt machen, auch für die nächsten zwanzig Jahre gültig ist – das wäre aus meiner Sicht ein fataler Irrglaube. Jetzt fallen uns die guten Ideen natürlich nicht einfach in den Schoss. Vielmehr muss man sich aktiv darum kümmern. Ein guter Mix aus einer strukturierten Vorgehensweise zur Sammlung und Bewertung von Optionen sowie der Mut, Neues auszuprobieren, ist erfolgsversprechend. Und damit man nicht an den Kundenbedürfnissen vorbei entwickelt, sind die Kund*innen von Beginn weg konsequent einzubeziehen. Nur sie können uns sagen, ob etwas relevant ist, Nutzen stiftet und echte Probleme löst – also die Jobs-to-be-done. Last but not least: Wir werden niemals in der Lage sein, alleine zahlreiche Ideen gleichzeitig zu testen. Das geht nur, wenn wir offen sind für Kooperationen mit Partnern – seien es andere Finanzinstitute, Fintechs oder branchenfremde Unternehmen (Stichwort «Okösysteme»). Nur so können wir schnell etwas ausprobieren und lernen. Das setzt jedoch entsprechende Agilität bei unseren Partnern und auch bei uns voraus.
Wie kann die Digitalisierung das Banking für den Kunden erleichtern?
Indem Geschäfte jederzeit und überall online erledigt werden können, für diejenigen, die es wünschen. Kunden sollte man sicher nicht in eine Bankfiliale zwingen, nur weil wir es nicht schaffen, eine Dienstleistung online anzubieten. Online bedeutet übrigens nicht immer «App» oder «vollautomatisch». Der Begriff muss weiter gefasst werden, um sämtlichen Kundenbedürfnissen und Kanalaffinitäten gerecht zu werden. Beratungen zum Beispiel via Video oder Telefon gehören für mich genauso dazu.
Die Digitalisierung erleichtert zudem die Zusammenarbeit mit Partnern enorm, weil die entsprechenden Kosten im Vergleich zu früher deutlich gesunken sind. Als grosse Chance sehe ich zudem, dass Experimente schneller und in kürzeren Zyklen realisiert werden können, was schlussendlich gerade im Vergleich zu Grossprojekten die Risiken senkt, weil man bereits früh im Prozess Erkenntnisse gewinnt. Und schlussendlich profitieren die Kund*innen, weil wir schneller mit einer neuen Lösung am Markt sind.
Die Fintechs sind mittlerweile ernstzunehmende Gegner im Wettbewerb geworden. Provokativ ausgedrückt: Denkst du sie sind im digitalen Banking noch einzuholen?
Fintechs sind zuerst mal einfach zusätzliche Wettbewerber im Markt – das ist nicht neu. Die Digitalisierung senkt aber die Hürden für den Markteintritt – für uns, aber auch für Dritte. Das ist gut und davon sollten wir lernen und profitieren. Interessant wird es insbesondere dann, wenn ein Fintech nur etwas macht, das aber richtig gut. Da lohnt es sich auf jeden Fall, genauer hinzuschauen und sich zu fragen «Kann ich das innert nützlicher Frist wirklich besser?».
Stell dir vor es ist 2052 und du willst eine Überweisung tätigen, wie hat sich die Bank für den Kunden im Vergleich zu heute verändert?
Keine einfache Frage. Die einfache Antwort wäre wohl «Ja, weil auch 2052 Werte ausgetauscht und transferiert werden müssen.». Aber gibt es 2052 überhaupt noch Geld? Wenn ja, in welcher Form? Wenn es Geld noch gibt, braucht es dann noch Überweisungen? Oder wird es dann andere Formen für den Transfer geben? Eigentlich ist die Überweisung nur eine Schnittstelle zwischen zwei Teilnehmern am Finanzsystem. Braucht es die überhaupt noch? Ich hoffe auf jeden Fall, dass sich in Zukunft solche Transaktionen schneller und einfacher abwickeln lassen. Mein ganz persönlicher Wunsch wäre natürlich, dass das alles via Smartphone geht (wenn es die denn im Jahr 2052 überhaupt noch gibt).
Das ist tatsächlich die Frage. Vielen Dank für deine Insights, Rolf!