Der Kleinaktionär – das rare Wesen

Aktien sind nach wie vor unbeliebt. Machen Sie den Test in Ihrem privaten Umfeld: Von wem wissen Sie, dass er oder sie Aktien besitzt? Wahrscheinlich sind es nur wenige Personen. Doch Aktien sind um Längen besser als ihr Ruf, wie unsere Analyse zeigt.

In weniger als zehn Jahren erlebten die Aktienmärkte zwei brutale Abstürze. Von einem «verlorenen Jahrzehnt» ist oft die Rede. Verloren gegangen sind dabei vor allem die Kleinaktionäre: Gemäss Statistik der Nationalbank hielten die Schweizer Privathaushalte im Jahr 2000 rund 26 Prozent ihres Nettofinanzvermögens in Aktien. Mittlerweile ist dieser Anteil auf 18 Prozent gesunken. Im Gegenzug setzen die privaten Anleger viel stärker auf Bargeld und Kontoeinlagen. Deren Anteil am Haushaltsvermögen ist von 31 auf 49 Prozent gestiegen (der restliche Teil besteht primär aus Obligationen und Fondsanlagen).

Schaut man allerdings die Aktienrenditen an, dann ist die Periode seit Ende 2000 keineswegs als «verloren» zu bezeichnen: Um stolze 62 Prozent hat der Swiss Performance Index (SPI) zugelegt.

Trotz der beiden Abstürze hat sich eine Investition in Aktien eindeutig gelohnt. Oder besser gesagt: hätte sich gelohnt. Denn die Kleinanleger haben ihr Engagement ja sukzessive reduziert.

Aus der kurzfristigen Optik ist es durchaus verständlich, dass so manche Leute der Börse den Rücken gekehrt haben: Die vertikalen Balken in der Grafik zeigen anschaulich, wie heftig die jährlichen Renditen nach oben und unten ausgeschlagen haben. Doch viele Anleger haben dabei das langfristige Bild aus den Augen verloren. Dargestellt ist es in der Grafik durch die rote Linie, welche trotz Rückschlägen erstaunlich konstant nach oben verläuft.

Kurzfristig riskant, aber langfristig sehr rentabel
So hat die Schweizer Börse kurz- und langfristig rentiert: Die vertikalen Balken zeigen die jeweilige Rendite pro Jahr (linke Skala). Die rote ausgezogene Linie entspricht der Wertentwicklung mit reinvestierten Dividenden seit 1950 (rechte Skala).

Es ist eine beeindruckende Entwicklung, welche die Schweizer Börse über die letzten Jahrzehnte erlebt hat: Ein Aktienportfolio, dessen Wert im Jahr 1950 1000 Franken betrug, kommt heute bei konstant reinvestierten Dividenden auf einen Gegenwert von 245‘000 Franken. Unter Berücksichtigung der Inflation sinkt der reale Wert dieses Portfolios auf rund 52‘000 Franken – was aber immer noch einer ansehnlichen Jahresrendite von 6,3 Prozent entspricht.

Während die Kleinanleger auf dem Rückzug sind, wird die Börse mehr denn je von den grossen institutionellen Investoren dominiert, vier Fünftel davon stammen inzwischen aus dem Ausland. Es wäre also sehr zu begrüssen, die privaten Haushalte würden nach dem «verlorenen Jahrzehnt» wieder vermehrt Interesse an Aktien bekunden – nicht zuletzt auch zum eigenen Vorteil.

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5 Kommentare über “Der Kleinaktionär – das rare Wesen”

  1. Kompliment, Herr Steck. Sie haben gestern eine schwierige Materie leicht verständlich dargestellt, so dass auch wenig erfahrene Anleger davon profitieren konnten. Persönlich treffe ich selber meine Anlageentscheide über Ihr e-Banking und bin mit dem gebotenen Service sehr zufrieden.

  2. Sehr geehrter Herr Steck
    Ich hatte gestern Abend das Vergnügen Ihren Vortrag anlässlich des Apéros im Hotel Widder zu hören. Gratuliere für die ausgezeichnete Präsentation !
    R. Sinniger

  3. Habe seit 08.07.2013 den Mi-Fd(CH)45 S A Fond. Der Erfolg ist bis heute 8.96%. Ich glaube nicht, dass ich im heutigen Unmfeld mit eigenen Aktien einen besseren Erfolg erreichen könnte. Mir fehlt hiefür den Weitblick und die Zeit. Somit lasse ich lieber die Fondsmacher der M-Bank wirken.

  4. Bitte publizieren Sie zum Vergleich, wie sich ein Sparkonto entwickelt hätte, wenn die Zinsen immer reinvestiert worden wären.

    1. Guten Tag Herr Bischof
      Das Archiv mit den Sparzinsen der Migros Bank geht leider nicht weiter zurück als bis Mitte der Siebzigerjahre. Eine Darstellung dazu finden Sie unter diesem Link: https://blog.migrosbank.ch/de/cash-what-else/. Ich nehme Ihre Anregung aber gerne auf, um bei Gelegenheit eine solche Vergleichsrechnung zwischen den Aktienrenditen und dem Zins auf dem Sparkonto zu realisieren. Als ungefähre Richtschnur geben ich Ihnen hier die historischen realen Renditen von Schweizer Aktien und Staatsanleihen bekannt, welche das Global Investment Returns Yearbook seit dem Jahr 1900 berechnet hat: Demnach kommen Aktien auf eine reale Jahresrendite von 4,5 Prozent, während Staatsanleihen mit 2,3 Prozent rentiert haben. Die Aktienrendite ist bei dieser Datenreihe seit 1900 tiefer als die oben erwähnten 6,3 Prozent seit 1950, weil die Performance vor dem Jahr 1950 durch die beiden Weltkriege beeinträchtigt wurde. Freundliche Grüsse, Albert Steck

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