Familiengründung oder das erste gemeinsame Zuhause: Das sind grosse Schritte, welche die persönlichen Lebensumstände verändern. Gleichzeitig ändern sich auch die finanziellen Verhältnisse. Mit diesen vier Punkten halten Sie die Familienfinanzen im Griff.
1. Budgetplan: Behalten Sie die Familienfinanzen im Gleichgewicht
Die Organisation der Familienfinanzen beginnt mit einem Budgetplan: Wie hoch sind die laufenden Einnahmen und Ausgaben? Dazu sammelt man in einem ersten Schritt über einige Monate hinweg die Belege aller Haushaltseinnahmen und -ausgaben und stellt die Durchschnittswerte zusammen. Dafür gibt es verschiedene Vorlagen, z.B. von budgetberatung.ch. In einem zweiten Schritt werden Optimierungen vorgenommen. Wo lassen sich Einsparungen erzielen? Bei welchen Posten will oder muss man umgekehrt mehr ausgeben?
Nach Abzug aller Auslagen ergibt sich, wie viel Geld monatlich übrigbleibt und auf die Seite gelegt werden kann. Wer das Geld nächstes oder übernächstes Jahr braucht, sollte es auf einem Sparkonto platzieren. Ab einem Anlagehorizont von drei Jahren empfehlen sich Fondssparpläne. Je länger die geplante Anlagedauer, desto höher darf dabei die Aktienquote sein.
Sofern daneben weitere Mittel übrigbleiben, sollte man spätestens mit 30 Jahren fürs Alters vorsparen. Gemäss Faustregel sind dafür im Budgetplan rund 10 Prozent des Bruttoeinkommens für Einzahlungen in die Säule 3a oder in einen Fondssparplan vorzusehen. Besonders wichtig ist dies für Personen mit Erwerbsunterbrüchen (z.B. infolge von Babypausen) oder mit Teilzeitarbeit. Diesen drohen nämlich bei AHV und Pensionskasse Vorsorgelücken. Umso wichtiger ist es, frühzeitig über die Säule 3a oder einen Fondssparplan selbst fürs Alter vorzusorgen.
Beim Budgetieren die Vorsorge nicht vergessen
Versuchen Sie, im Budget rund 10 Prozent des Bruttoeinkommens fürs Alter anzusparen. Dazu eignen sich Einzahlungen in die Säule 3a oder in einen Fondssparplan.
2. Finanzpolster: Puffern Sie die Familienfinanzen mit Reserven
Nicht nur die Geldströme bestehend aus Einnahmen und Ausgaben gilt es bei den Familienfinanzen im Griff zu halten. Sondern auch die Geldbestände. Wichtig sind in diesem Zusammenhang ausreichend grosse Finanzpolster für unvorhergesehene Ausgaben. Die jüngste Sparumfrage der Migros Bank zeigt: Der Aufbau eines Finanzpolsters gegen Unvorhergesehenes ist das wichtigste Sparziel der Schweizer Bevölkerung. Dazu werden idealerweise drei Töpfe gebildet:
- Notgroschen: Autoreparaturen, Zahnarztbesuche oder dringender Ersatz von Haushaltsgeräten wie einer Waschmaschine – für solche Notfälle sollte ein Haushalt idealerweise vier bis sechs Monatslöhne als «Eiserne Reserve» auf einem Sparkonto halten.
- Zahlung von Steuern und Versicherungen: Dafür sollten eineinhalb bis zwei Monatslöhne zur Seite gelegt werden.
- Opportunitäten: Sofern weitere Liquidität besteht, können z.B. zwei Monatslöhne für Spontankäufe angespart werden. Solche Beiträge lassen sich für Schnäppchenkäufe verwenden, etwa für einen vergünstigten Fernseher, eine bessere Kaffeemaschine usw.
Privat- und Sparkonto als wichtige Vermögensbausteine
Ausreichend Cash ist ein unverzichtbarer Teil des Vermögens. Einerseits werden daraus unvorhergesehene Ausgaben finanziert. Andererseits dient es für sämtliche Sparziele mit einem Anlagehorizont von bis zwei Jahren, z.B. für den übernächstes Jahr geplanten Kauf eines neuen Autos.
3. Gemeinsame Konten: Organisieren Sie die Familienfinanzen zu zweit
Die Finanzpolster mögen noch so hoch sein: Sie nützen nichts, wenn darauf nicht zugegriffen werden kann. Richten Sie daher ein Gemeinsamkonto ein: Dabei kann jeder Inhaber unabhängig vom anderen über den gesamten Kontobestand verfügen. Besonders wichtig ist das für den Fall, dass dem einen Partner etwas zustossen sollte. Im Todesfall etwa kann der überlebende Partner weiterhin über das gesamte Vermögen verfügen und so anfallende Ausgaben bestreiten. Bis zum Abschluss der Erbteilung bleibt er allerdings gegenüber den Mitgliedern der Erbengemeinschaft auskunftspflichtig zwecks Überprüfung von allfälligen Pflichtteilsverletzungen.
Dank Finanzplanung Ziele sicher erreichen
Verändert sich Ihre persönliche Lebenssituation durch Familiengründung oder gemeinsamen Wohneigentumserwerb? Dann ändern sich auch Ihre finanziellen Ziele. Eine fundierte Analyse Ihrer Situation schafft eine optimale Grundlage für Ihre Entscheidungsfindung.
4. Absicherung: Schützen Sie die Familienfinanzen effizient
Menschen schätzen Risiken oft falsch ein. Wir neigen dazu, vor allem Ereignisse zu versichern, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit und öfters eintreten, z.B. den Ausfall des Ferienflugs, den Bruch des Handy-Displays oder die Absage eines Konzerts. Es handelt sich dabei um Bagatellschäden, die Versicherte finanziell leicht selbst tragen könnten. Gefahren hingegen, die selten drohen, aber ein grosses Schadenspotenzial bergen, verdrängen viele Menschen. Tritt das Ereignis dann doch einmal ein, ist es oft existenzgefährdend. Es kann dazu führen, dass die gesamten Ersparnisse auf einen Schlag weg sind.
Es gilt daher, unbeeinflussbare existenzielle Risiken abzusichern. Dazu zählt z.B. das Risiko der Erwerbsunfähigkeit – sei es aufgrund eines Unfalls oder, immer häufiger, aufgrund psychischer Erkrankungen. Die finanziellen Folgen lassen sich mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung absichern. Eine Absicherung ist auch gegen das Todesfallrisiko empfehlenswert, vor allem wenn gemeinsames Wohneigentum besteht oder nur ein Partner erwerbstätig ist. Oft wird eine solche Versicherung dafür abgeschlossen, dass der überlebende Partner mit der Auszahlung mindestens die 2. Hypothek zurückzahlen kann. Das ist jener Teil der Belehnung, der zwei Drittel des Verkehrswerts übersteigt.
Für eine optimale Risikoabsicherung ist eine Beratung durch Experten empfehlenswert. Guter Rat ist nicht unbedingt teuer: Beispielsweise die umfassende Versicherung eines Einfamilienhauses im Wert von einer Million Franken kostet oft weniger als der Versicherungsschutz für ein Mittelklasseauto.
Mehr erfahren von Andrea Mezera im Podcast Two Moms
Wie spart man für gemeinsames Wohneigentum an? Wie viel Sackgeld ist für Kinder angemessen? Ab wann sollen Kinder ihr eigenes Konto haben? Diese und weitere Fragen im Zusammenhang mit Familienfinanzen behandeln Zibbz-Frontsängerin Co Gfeller und Moderatorin Fabienne Wernly in ihrem Podcast «Two Moms» vom 16. Oktober 2023. Sie befragen dazu Andrea Mezera, Finanzexpertin der Migros Bank.