So glänzt Betongold auch weiterhin

Zum zweiten Mal vergab die Migros Bank dieses Jahr den «Sondersolarpreis für Mehrfamilienhäuser». Ausgezeichnet wurde das PlusEnergie-Objekt «deltaROSSO» in Vacallo/TI. Solche Mehrfamilienhäuser bilden nicht nur einen Lösungsansatz für die Klimaproblematik. Sie bieten auch Vermietern und Mietern eine Win-Win-Situation im immer herausforderungsreicheren Immobilienmarkt.

«Betongold» droht einiges von seinem Glanz zu verlieren. Vor allem an peripheren Standorten steigen die Leerstände von Renditeimmobilien, wie die Migros Bank und ihre Tochter CSL Immobilien AG im Beratungsalltag immer wieder feststellen. Die Gründe liegen einerseits in einer starken Ausweitung des Angebots durch Investoren, andererseits in einer zögerlichen Nachfrage von Wohnungssuchenden, weil ihre Zahlungsbereitschaft nachlässt. Gleichzeitig wurden die Finanzierungsregeln für Mehrfamilienhäuser auf Druck der Finma und der Nationalbank zu verschärft. Einen Ausweg aus dieser herausforderungsreichen Situation bieten sogenannte PlusEnergie-Bauten (PEB).

PlusEnergie – ein wegweisender Lösungsansatz für die Klimaproblematik

Energieeffizientes Wohnen entspricht dem wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstsein breiter Bevölkerungskreise. Dementsprechend weisen solche Wohnungen in der Tendenz eine geringere Mieterfluktuation, eine schnellere Vermietbarkeit und damit auch tiefere Leerstände auf. Angesichts dieser Vorteile mag es verwundern, dass Minergie-Wohnungen einen durchschnittlichen Mietpreisaufschlag von nur rund 2 Prozent aufweisen – so das Ergebnis einer Untersuchung von Tamara Schuster von der Universität St. Gallen («Mietprämien von Minergie-Gebäuden im Immobilienmarkt Schweiz», 2016).

Der in der Studie festgestellte geringe Mietpreisaufschlag mag sich mit der ausgeprägten Zweiteilung des Schweizer Immobilienmarkts erklären. So ist an Zentrumslagen die Wohnungsnot derart gross, dass der Umweltstandard keine Rolle spielt und sich alles teuer vermieten lässt. An peripheren Lagen dagegen ist Minergie in den zahlreichen Neubauten Standard, etwas anderes wäre angesichts der verhaltenen Nachfrage dort kaum vermietbar.

Anders verhält es sich mit PlusEnergie-Bauten – also mit Gebäuden, die dank grossflächiger Solaranlagen mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Solche Mehrfamilienhäuser sind derzeit noch nicht die Norm. Aber sie zeigen einen wegweisenden Lösungsansatz für die Klimaproblematik, und entsprechend gefragt sind sie bei ökologisch aufgeschlossenen Mieterinnen und Mietern.

Eine Win-Win-Situation für Vermieter und Mieter

PlusEnergie überzeugt nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch. Der Energieüberschuss erlaubt nämlich eine deutliche Reduktion der Mietnebenkosten. Dadurch erhält der Vermieter einen finanziellen Spielraum, um die oftmals höheren Investitionskosten der PlusEnergie-Bauten in Form höherer Nettomieten auf die Mieterinnen und Mieter zu überwälzen. Das ergibt für den Vermieter attraktivere Renditen und fördert so den Anreiz für den Bau von PlusEnergie-Objekten.

Unterm Strich muss die Summe von Nebenkosten und Nettomiete nicht höher ausfallen als bei einer herkömmlichen Wohnung. Folglich profitieren auch die Mieterinnen und Mieter – und dies umso mehr, als der Energieüberschuss vielfach sogar noch ausreicht, um Elektrofahrzeuge der Bewohnerinnen und Bewohner aufzuladen. Damit ermöglichen PlusEnergie-Häuser letztlich nicht nur nachhaltiges Wohnen, sondern bieten auch eine Lösung für eine umweltfreundliche Mobilität.

Der zweite Sondersolarpreis der Migros Bank

Solche Win-Win-Situationen will die Migros Bank mit ihrem «Sondersolarpreis für Mehrfamilienhäuser» auszeichnen. 2019 wurde er in Zusammenarbeit mit der Solar Agnetur Schweiz zum zweiten Mal vergeben. Berücksichtigt werden nur PlusEnergie-Bauten, die mehr als fünf Wohnungen aufweisen und ausschliesslich mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Zudem dürfen die Mietzinse das quartierübliche Niveau nicht wesentlich übersteigen oder sollten – besser noch – darunter liegen. Diese Bedingungen erfüllte 2019 nach Meinung der Jury am idealsten das Mehrfamilienhaus «deltaROSSO» in Vacallo/TI.

Das PlusEnergie-Gebäude «deltaROSSO» in Vacallo/TI hat 2019 den «Sondersolarpreis der Migros Bank für Mehrfamilienhäuser» gewonnen. Das 16 Wohnungen umfassende Haus weist einen Eigenenergieversorgung von 104 Prozent auf. Gleichzeitig liegen die Mietzinse rund 5 Prozent unter dem ortsüblichen Niveau – ein Beispiel, dass die Energiewende zu erschwinglichen Kosten möglich ist. Quelle: Schweizer Solarpreis 2019

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Ein Kommentar über “So glänzt Betongold auch weiterhin”

  1. Ich finde es wunderbar, dass die Migrosbank mit dem Sondersolarpreis für Mehrfamilienhäuser auf Plusenergiebauten (PEB) aufmerksam macht.

    Kennen Sie in diesem Zusammenhang die Holz100-Holzbauten von Erwin Thoma, die bei Wandstärke von über 60cm gar keine Heizung mehr brauchen und sicher auch wunderbare und noch gesündere Mehrfamilienhäuser-PEB mit deutlich weniger grauer Bauenergie möglich machen?
    https://www.thoma.at/holz100/
    In der Schweiz mit viel nachwachsendem Holz wäre eine Förderung und finanzielle Unterstützung dieser Holz-Konstruktionsweise sicher angezeigt:
    https://holz100.ch

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