Zinsausblick: Leichter Aufwärtstrend bei den langen Laufzeiten

Steht der Kauf einer Immobilie bevor, so geht dies meistens auch mit der Frage nach der passenden Finanzierung einher. Bei der Wahl der geeigneten Hypothek lohnt es sich, die geldpolitischen Entwicklungen und die Tendenzen im Zinsmarkt zu berücksichtigen. Lesen Sie dazu den quartalsweisen Zinsausblick der Migros Bank.

Global betrachtet bleibt die Geldpolitik mehrheitlich expansiv. In den USA werden allerdings erste Anzeichen eines restriktiveren geldpolitischen Kurses sichtbar. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses wollen bald mit der Reduktion der Wertpapierbestände in der Bilanz der US-Notenbank (Fed) beginnen. In der Eurozone wird ebenfalls von einer Änderung der geldpolitischen Stossrichtung durch die Europäische Zentralbank (EZB) ausgegangen. Ökonomen erwarten, dass die EZB noch diesen Herbst eine Reduktion ihrer Wertpapierkäufe ankündigt. Die Märkte reagieren auf diese Entwicklungen mit einem leichten Anstieg der langfristigen Zinsen. Vor diesem Hintergrund bleibt die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vorerst unverändert. Die jüngste Aufwertung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken ist zu schwach, um der SNB im Hinblick auf den Leitzins weiteren Handlungsspielraum zu verschaffen.

Die SNB steuert ihren Leitzins – die Mitte des Zielbands für den 3 Monats-Libor (Libor) – anhand des Einlagensatzes, den sie auf Giroguthaben von Geschäftsbanken über einem bestimmten Freibetrag erhebt. Die SNB muss dabei die Leitzinsentscheide der EZB berücksichtigen: Eine Zinserhöhung in der Schweiz macht Investitionen in Schweizer Franken im Vergleich zu Investitionen in Euro attraktiver. Als Konsequenz steigt in der Regel die Nachfrage nach Schweizer Franken, was für Aufwertungsdruck sorgt.

Bei den langfristigen Zinsen rechnen wir mit einem langsamen Anstieg.

Wir erwarten deshalb, dass die SNB den Leitzins trotz der jüngsten Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro nicht vor Ende 2018 anheben wird. Der EUR/CHF Wechselkurs dürfte sich in den kommenden Monaten seitwärts bewegen. Damit sinkt die Notwendigkeit zusätzlicher Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des Schweizer Frankens. Bei den langfristigen Zinsen rechnen wir mit einem langsamen Anstieg, da die Finanzmärkte die sich anbahnende Reduktion der Interventionen der Zentralbanken an den Bondmärkten bereits einpreisen. Die gute Konjunkturlage in der Eurozone wird allmählich eine restriktivere Geldpolitik ermöglichen. Fährt die EZB das Quantitative Easing (Quantitative Lockerung; breit angelegter Kauf von Wertpapieren durch Notenbanken) schrittweise zurück, so wird dies den Druck auf die Renditen langfristiger Anleihen verringern. In den Schweizer festverzinslichen Anleihen ist bereits eine leichte Entspannung in den langen Laufzeiten zu beobachten.

Höhere Libor-Zinsen erwarten wir frühestens anfangs 2019.

Höhere Libor-Zinsen erwarten wir frühestens anfangs 2019, weil wir damit rechnen, dass die SNB den Leitzins bis dahin nicht antasten wird. Für risikofreudige Anleger bleiben Libor-Hypotheken folglich attraktiv. Für risikoscheuere Anleger ist die Zinsabsicherung via Festhypotheken derzeit indessen besonders günstig. Das Zinsänderungsrisiko ist allerdings etwas gestiegen – mit dem erwarteten leichten Anstieg der Langfristzinsen werden sich die Kosten der Kreditaufnahme bei den längerfristigen Festhypotheken etwas erhöhen.

Schweizweite Durchschnittszinssätze für Hypotheken diverser Laufzeiten
Anmerkung: Bei den Zinssätzen handelt es sich um ungewichtete Durchschnitte von neu publizierten Kreditabschlüssen (Teilerhebung). Quellen: SNB, Thomson Reuters Datastream

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