Im Gespräch mit Ihrem Anlageberater fällt früher oder später der Begriff Asset Allocation (Vermögensaufteilung). Eng verbunden mit der Diskussion über die Zuteilung der Anlageklassen ist das Konzept der Diversifikation. Ziemlich sicher wird darum auch erwähnt, dass ein Portfolio breit diversifiziert sein sollte. Was genau verstehen die Investmentprofis darunter?
Es ist wohl der Traum etlicher Anleger auf dem Weg zum vermeintlich schnellen Reichtum: An der Börse frühzeitig eine Kursrakete aufzuspüren, ehe das breite Investmentpublikum sie entdeckt und aufspringt. Viele Privatanleger beachten dabei aber nicht oder zu wenig, dass sie sich zu sehr im Detail verlieren und ein viel zu hohes Risiko eingehen – statt sich auf das grosse Ganze zu konzentrieren. Obwohl die Kursentwicklung jedes Einzelinvestments bedeutend ist, auf lange Sicht zählt letztlich vor allem die Gesamtperformance des Portefeuilles. Eine wesentliche Komponente eines erfolgreichen und leistungsstarken Portfolios war immer und wird auch weiterhin sein: Diversifikation zwischen den verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Währungen oder Immobilien.
Nicht alle Eier in den selben Korb legen.
Diversifikation an sich ist ein ziemlich einfaches Konzept. Im Grunde besagt es nichts weiter als: Nicht alle Eier in den selben Korb legen. Weshalb das so ist, liegt auf der Hand: Liegen alle Eier im selben Korb und Sie lassen diesen fallen, sind wahrscheinlich alle Eier kaputt. Ein einzelnes Ereignis kann also ein extrem schlechtes Ergebnis bewirken. Die meisten Investoren wollen diese Art von Risiko vermeiden und diversifizieren daher ihre Anlagen. Statt das ganze Geld in ein einziges Wertpapier zu investieren, streuen sie den Kapitaleinsatz über mehrere Wertschriften, Anlageklassen und Regionen. Diese Anlagestrategie offeriert quasi einen Versicherungsschutz: Sollte ein Investment floppen oder eine Anlageklasse schlecht laufen, verliert man nicht alles. Wenn ein Portfolio nicht diversifiziert ist, weist es ein unnötig hohes Risiko auf, ohne dass sich die Renditeaussichten auf lange Sicht verbessern würden.
So gesehen ist Diversifikation eine Art Mechanismus zur Risikobegrenzung, indem eine Vielzahl von Investitionen einem Portefeuille beigemischt werden. Ein gut und breit diversifiziertes Portfolio weist immer ein effizienteres Risikoprofil auf als ein konzentriertes Einzelengagement. Diversifikation trägt so dazu bei, die Performance des Portfolios zu glätten. Die erfreuliche Kursentwicklung einiger Investments neutralisiert die enttäuschende Performance anderer Engagements. Aktien und Obligationen etwa tendieren oft in entgegengesetzte Richtungen. Wenn das Portefeuille Aktien und Anleihen umfasst, werden allfällige Verluste der einen Anlageklasse durch mögliche Gewinne der anderen kompensiert. Der Hauptgrund, gleichzeitig in Aktien und Bonds zu investieren, besteht also nicht darin, die Rendite zu erhöhen, sondern das Risiko zu reduzieren. Denn durch Diversifikation wird insbesondere das titelspezifische Risiko eliminiert. Ganz ausschalten lassen sich Risiken allerdings auch durch Diversifikation nicht. Systemische Marktrisiken wie Inflation, Zinsen, Börsencrash, politische Unruhen oder gar Kriege betreffen in der Regel alle Anlageklassen und ziehen die Kurse querbeet in Mitleidenschaft.
Die reduzierte Schwankungsintensität lässt die meisten Anleger ruhiger schlafen.
Die Performance eines diversifizierten Portfolios ist immer besser als die Entwicklung des schlechtesten Einzeltitels, aber gleichzeitig auch immer weniger gut als die des besten Portfolio-Bausteins. Diversifikation verengt letztlich die Bandbreite möglicher Ergebnisse. Statt in Rekordtempo phänomenale Kursgewinne einzustreichen, fährt man mit Diversifikation eher langsam, aber dafür sicherer dem Renditeziel entgegen. Unter normalen Marktumständen bewegt sich ein diversifiziertes Portfolio niemals zu schnell nach oben oder unten. Eine angenehme Begleiterscheinung: Die reduzierte Schwankungsintensität lässt die meisten Anleger ruhiger schlafen.
Es gibt zwei Arten von Diversifikation: vertikale und horizontale. Bei einer vertikalen Diversifikation wird das Anlagekapital über verschiedene Anlageklassen gestreut. Beispiele dafür sind unterschiedliche Anlageklassen wie Cash, Staatsobligationen, Unternehmensanleihen, Aktien und Immobilien. Jede dieser Anlageklassen reagiert in den meisten Fällen unterschiedlich auf Marktereignisse und wirft je nach Marktumfeld verschiedene Renditen ab, zumal auch nicht immer alle Anlageklassen jederzeit gleich gut laufen. Bei einer horizontalen Diversifikation dagegen werden die Anlagen innerhalb der gleichen Anlageklasse gestreut. Ein gutes Beispiel dafür wäre ein ETF (Exchange Traded Funds; börsengehandelte Indexfonds), der einen Aktienindex nachzeichnet, oder ein Obligationenfonds. Innerhalb einer Anlageklasse einfach planlos die Anzahl Wertschriften zu erhöhen, reduziert das Risiko indes nicht und wäre auch nicht kosteneffizient. Um beispielsweise ein Aktienportfolio gut und breit zu diversifizieren, sollten möglichst Titel von Unternehmen gewählt werden, die in unterschiedlichen Industrien mit andersartigen Geschäftsmodellen tätig sind.
Diversifikation ist der vielversprechendste Weg, das Gesamtrisiko des Portfolios zu senken und gleichzeitig das Potenzial für die Gesamtrendite zu erhöhen.
Stellen Sie sich folgende Ausgangslage vor: Unternehmen A verkauft Glace, Unternehmen B setzt Regenschirme ab. Bei heissem Sommerwetter verdient Unternehmen A wohl prächtig, aber Unternehmen B bleibt auf seinen Regenschirmen sitzen. Bei regnerischem Herbstwetter dagegen werden mehr Regenschirme verkauft, während die Nachfrage nach Glace abnimmt. Kommt allerdings der Winter und es schneit, dann sind weder Regenschirme noch Glace Absatzrenner, doch vermutlich profitiert in der kalten Jahreszeit ein Unternehmen, das Unterhaltungselektronik vertreibt. Durch die Diversifizierung der Investments auf mehrere Unternehmen in unterschiedlichen Industrien sinkt das Risiko erheblich, das mit nur einer Einzelanlage einherginge.
Um das Beispiel fortzuführen: Statt nur Titel von Schweizer Unternehmen könnten auch internationale Aktien dem Portfolio beigemischt werden, um breiter zu diversifizieren. Denkbar wäre ebenso: Neben Standardwerten (Blue Chips) Valoren von klein- und mittelgrosskapitalisierten Unternehmen (Small und Mid Caps) im Portfolio zu berücksichtigen. Diversifikation ist letztlich der vielversprechendste Weg, das Gesamtrisiko des Portfolios zu senken und gleichzeitig das Potenzial für die Gesamtrendite zu erhöhen. Unabhängig davon, welche Titel die Gewinner sind, neigt ein gut diversifiziertes Portfolio dazu, auf lange Sicht mindestens die durchschnittliche historische Marktrendite zu erzielen. Ein breit abgestütztes Portfolio mit Einzeltiteln setzt allerdings ein gewisses Anlagekapital voraus. Wer bereits mit kleinerem Startkapital eine gute Diversifikation erreichen will, dem empfehlen wir Investitionen in die Strategie- und Nachhaltigkeitsfonds der Migros Bank.