Was unterscheidet Indexfonds von ETF?

Wer indexiert investieren will, hat die Wahl zwischen ETF und Indexfonds. Mit beiden Produktkategorien lassen sich Kosten sparen und Risiken minimieren. Die Wahl des geeigneten Instruments hängt von den Bedürfnissen des Anlegers ab.

Indexierte Anlagen erfreuen sich grosser Beliebtheit, zumal sie eine einfache Möglichkeit zur Portfolio-Diversifikation darstellen. Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETF) gelten im Vergleich zu Direktanlagen in Einzeltiteln als risikoärmer, weil sie einen Referenzindex replizieren und somit eine Vielzahl an Titeln abdecken. Das weltweite Index-Universum ist sehr umfassend. Mit Anlagen, die Indizes abbilden, lassen sich Portfolios über alle Anlageklassen hinweg global diversifizieren. Indizes gibt es nicht nur für nationale Märkte, sondern beispielsweise auch für einzelne Branchen, Bonitätsklassen (bei Obligationen) oder Ländergruppen. Sie lassen sich sowohl mit Indexfonds als auch mit ETF abbilden. Es gibt jedoch einige Unterschiede, die Anleger beachten sollten.

Indexfonds sind nicht börsengehandelt

Der wohl grösste Unterschied zwischen ETF und Indexfonds besteht darin, dass ETF an der Börse gehandelt werden – Indexfonds dagegen nicht. Anleger können ETF während der Börsenöffnungszeiten jederzeit kaufen und verkaufen. Der Preis des ETF verändert sich im Tagesverlauf im Gleichschritt mit dem Referenzindex. 

Indexfonds dagegen werden über die Hausbank bzw. den Fondsanbieter gehandelt. Ihr Preis wird nur einmal pro Tag (nach Börsenschluss) festgelegt. Der Preis ergibt sich aus der Summe der Schlusskurse der im Fonds vertretenen Wertpapiere. Die Mehrheit der Indexfonds kann täglich gehandelt werden. Anleger sollten jedoch den Zeichnungs- oder Rücknahmeschluss im Auge behalten. Dieser kann je nach Anbieter und Markt stark variieren. Er liegt in der Regel zwischen 12:00 Uhr und 16:00 Uhr. Gewisse Fonds, z.B. bei Schwellenländer-Anlagen, müssen am Vortag gezeichnet werden.

ETFs und Indexfonds im Vergleich

ETFIndexfonds
AnlagezielAbbildung eines ReferenzindexAbbildung eines Referenzindex
Handel über die BörseJaNein
HandelErfolgt zum aktuellen Geld- bzw. BriefkursErfolgt über Fondsanbieter / Hausbank
KursstellungLaufendAm Tagesende
Kosten– Stempelsteuer
– Courtage (bankbedingt)
– Börsengebühr
– Geld-Brief-Spanne
– Verwaltungsgebühren des Fondsanbieters
– Stempelsteuer: Nur bei ausländischen Fonds
– Courtage (bankbedingt)
– Ausgabe- und Rücknahmekommission
– Verwaltungsgebühren des Fondsanbieters
LeerverkäufeMöglichNicht möglich
LaufzeitUnbegrenzt Unbegrenzt

Transaktionen als Kostentreiber

Die Kostenfolgen gilt es individuell zu klären. Aus steuerlicher Sicht sind Schweizer Indexfonds im Vorteil, da sie nicht der Umsatzabgabe bzw. Stempelsteuer unterliegen. Bei ausländischen Indexfonds wird die Abgabe nur beim Kauf belastet und beträgt 0,15 Prozent. ETF hingegen werden wie Aktien gehandhabt und unterliegen der Umsatzabgabe beim Kauf und Verkauf. Bei inländischen Produkten beträgt diese 0,075 Prozent, bei ausländischen 0,15 Prozent (siehe Tabelle). Je öfter ein ETF-Portfolio umgeschichtet wird, desto stärker fallen diese Kosten ins Gewicht und beeinträchtigen die Performance. Fallen mehrere Transaktionen an, so liegen die Kosten der Stempelsteuer schnell über der jährlichen Verwaltungsgebühr, die in den letzten Jahren sowohl bei ETFs als auch bei Indexfonds stark gesunken ist. Vor allem Anleger, die eine kurze Haltedauer der Produkte anstreben, sollten diesen Aspekt berücksichtigen.

Für die Abwicklung des Wertschriftenhandels erhebt die Bank sowohl bei ETF wie bei Indexfonds eine Transaktionsgebühr – auch Courtage genannt. Diese kann von Bank zu Bank variieren. Bei Indexfonds kann zudem eine Ausgabe- und Rücknahmekommission anfallen. Für die Abwicklung der Börsentransaktion wird bei ETF ausserdem eine Börsengebühr belastet.

Approximative Kostenübersicht Handel ETF / Indexfonds via E-Banking

Kauf ETF vs. Indexfonds für 10'000 CHF
DomizilInländische ProdukteAusländische Produkte
IndexfondsETFIndexfondsETF
Courtage40 CHF40 CHF40 CHF40 CHF
Eidg. Umsatzabgabe-7.50 CHF (0.075%)15 CHF (0.15%)15 CHF (0.15%)
Ausführungsgebühr Börse-3.20 CHF (1.70 CHF +0.015%)-3.20 CHF (1.70 CHF +0.015%)
Total40 CHF50.70 CHF55 CHF58.20 CHF
Verkauf ETF vs. Indexfonds für 10'000 CHF
DomizilInländische ProdukteAusländische Produkte
IndexfondsETFIndexfondsETF
Courtage40 CHF40 CHF40 CHF40 CHF
Eidg. Umsatzabgabe-7.50 CHF (0.075%)-15 CHF (0.15%)
Ausführungsgebühr Börse-3.20 CHF (1.70 CHF +0.015%)-3.20 CHF (1.70 CHF +0.015%)
Total40 CHF50.70 CHF40 CHF58.20 CHF
Total Kauf und Verkauf80 CHF101.40 CHF95 CHF116.40 CHF

Da ETF jederzeit an der Börse gehandelt werden können, muss ständig ein Preis für das Produkt gestellt sein. Anleger sollten deshalb auch die Geld-Brief-Spanne (auch Spread genannt) berücksichtigen. Der Geldkurs entspricht dem höchsten Preis, zu dem Anleger bereit sind, ein Wertpapier zu kaufen. Der Briefkurs ist dagegen der niedrigste Kurs, zu dem Investoren bzw. Makler das Wertpapier verkaufen würden. Die Differenz zwischen den beiden Kursen ist die Geld-Brief-Spanne. Bei mangelnder Liquidität, geringen Handelsvolumen oder fehlendem Angebot kann es vorkommen, dass sich die Geld-Brief-Spanne öffnet und der Preis des Produkts verzerrt wird. Wenn ein ETF an mehreren Börsen gelistet ist, lohnt es sich, die Geld-Brief-Spanne der verschiedenen Handelsplätze zu vergleichen. Der Preis des ETF kann im Tagesverlauf und je nach Handelsplatz variieren, er ist aber jederzeit für den Anleger ersichtlich. 

Bei Indexfonds ist das nicht der Fall: Da der Preis dieser Produkte nur einmal pro Tag nach Zeichnungsschluss gestellt wird, weiss der Anleger beim Kauf nicht genau, zu welchem Preis er die Fondsanteile erwerben wird. Einzig der Nettoinventarwert (Net Asset Value, NAV) des Vortags gibt einen Hinweis auf den Preis. Alle Anleger, die am selben Tag (vor Zeichnungsschluss) einen Kauf tätigen, erhalten denselben Anteilspreis.

Kein klarer Favorit

Welches ist nun das geeignetere Anlageinstrument? Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Die Produktwahl hängt von der Anlagestrategie und von der finanziellen Situation des Anlegers ab. Professionelle Investoren setzen sowohl auf ETF als auch auf Indexfonds. Bei der Auswahl achten sie unter anderem auf die Strategie, das Fondsmanagement, die Kosten, die Liquidität und das Fondsvolumen.

Hinsichtlich Anlagemöglichkeiten, Strategien oder Anlageklassen offerieren ETF in der Regel ein vielfältigeres Anlagespektrum als Indexfonds. Dies kann von Vorteil sein, wenn man ausserhalb der traditionellen Hauptmärke investieren will. Zudem können Indexfonds mitunter Mindestanlagebeträge verlangen. Für Privatanleger kann dies eine Einstiegshürde darstellen. ETF hingegen haben niedrige bis gar keine Investitionsmindestbeträge.

Bei der Analyse der Kosten müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Insbesondere das Domizil-Land des Fonds, die anfallenden Steuern, die Verwaltungsgebühren und die geplante Haltedauer spielen eine Rolle. Möchten Anleger nur kurzfristig in der Schweiz investieren, sind Indexfonds meist im Vorteil. Bei langfristigen Investitionen gewinnen die jährlich wiederkehrenden Kosten (die Verwaltungsgebühren und die Quellensteuer) an Gewicht.

Wie stelle ich ein Portfolio passend zu meiner Anlagestrategie zusammen?

Wer sein Vermögen selber verwalten möchte, kann bei der Zusammensetzung des Portfolios statt auf Einzelanlagen auch auf Indexfonds und ETFs setzen. Indexierte Anlagen sind kostengünstige und risikoarme Bausteine für Portfolios. Kunden mit persönlicher Anlageberatung unterstützen wir gerne bei der Wahl der geeigneten Anlagen. 

Möchten Sie die Zusammensetzung und Verwaltung Ihres Portfolios lieber den Spezialisten der Migros Bank überlassen? Dann haben Sie die Wahl zwischen folgenden Produkten:

Strategiefonds: Mit Strategiefonds bauen Sie auf einfache Weise langfristig Vermögen auf. Dank der umfassenden Fondspalette der Migros Bank haben wir für jedes Anlagebedürfnis den passenden Fonds. Ihr Vermögen wird aktiv von Anlagespezialisten verwaltet, überwacht und bei Bedarf umgeschichtet. Investieren Sie in klassische oder nachhaltige Anlagefonds – Sie haben die Wahl.

Vermögensverwaltung: Sie legen Ihr Vermögen strategisch an und überlassen die Verwaltung Ihres Portfolios unseren Spezialisten. Bei der Vermögensverwaltung profitieren Sie so von Anlagechancen, ohne sich selbst um die Märkte zu kümmern.

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4 Kommentare über “Was unterscheidet Indexfonds von ETF?”

    1. Guten Tag
      Physisch replizierte ETF und Indexfonds können Wertpapierleihe betreiben. Dies bietet die Möglichkeit, die Wertentwicklung zu verbessern. Die Wertpapiere des Portfolios werden dabei für eine bestimmte Zeit einem Dritten überlassen. Dieser zahlt als Gegenleistung eine Gebühr und hinterlegt Sicherheiten. Dadurch können zusätzliche Erträge generiert und die Nettokosten des ETF / Indexfonds reduziert werden. Dies erhöht allerdings auch das Risiko des Portfolios. Um dieses Gegenparteirisiko zu minimieren, ist eine sorgfältige Auswahl der Entleiher sowie eine regelmässige Prüfung der hinterlegten Sicherheiten zentral. Zusätzliche Informationen bezüglich Wertpapierleihe liefern das Fondsreglement oder die Webseite der einzelnen Fondsanbieter.
      Freundliche Grüsse, Raphaella Bötschi

  1. Guten tag: wenn ich mich für ETF entscheide ,wieviel ist die Einlage?
    kann ich jeden tag gewinn erzielen oder verlieren.

    Danke
    Matin Beglinger

    1. Guten Tag

      Wird der ETF normal an der Börse gehandelt, können nur ganze ETF-Anteile gekauft werden. Folglich bestimmt faktisch der Anteilspreis den Mindestanlagebetrag. Dieser liegt häufig im zwei- bis dreistelligen Bereich, stellt dementsprechend keine grössere Einstiegshürde dar. Weitere Restriktionen bezüglich Anlagevolumen sind in der Regel nicht gegeben.
      ETF können während den gängigen Börsenöffnungszeiten gehandelt werden, sofern das Handelsvolumen und die Liquidität gegeben sind. Je nach Marktentwicklung können in dieser Zeitspanne Gewinne oder Verluste erzielt und realisiert werden.

      Freundliche Grüsse, Raphaella Bötschi

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