Was Sie über ICOs wissen müssen

Die Welt der Kryptowährungen zieht zusehends in breitere Kreise der Anlegergemeinde ein. Kein Wunder, ist doch der Wert von Digitalwährungen wie Bitcoin, Ether und Ripple im vergangenen Jahr um ein Vielfaches gestiegen. Die spektakulären Kurssteigerungen – oder womöglich treffender ausgedrückt der «Goldrausch» der Anleger – haben gleichzeitig zu einem massiven Wachstum des Krypto-Marktes geführt. Hinter diesem Boom steht unter anderem auch eine neuartige Finanzierungsform: das Initial Coin Offering (ICO).

Der Website CoinMarketCap.com zufolge existieren inzwischen mehr als 1300 verschiedene Kryptowährungen. Wer sich hier einen Überblick verschafft, dem fällt unter anderem auch auf: Etliche von ihnen tragen seltsam anmutende Namen. Halloween Coin, Honey, SatoshiMadness, High Voltage oder PinkDog sind nur einige Beispiele dafür. Diese Namen klingen irgendwie abstrus, und vielleicht sind sie es auch, aber die gesamte Krypto-Marktkapitalisierung beträgt inzwischen rund 472 Milliarden Dollar (Stand 22. Februar). Unweigerlich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Woher kommt diese Fülle an neuen Kryptowährungen? Die Kurzantwort darauf lautet: ICO, haufenweise ICOs.

Der Markt für ICOs boomt
Kumulatives ICO-Emissionsvolumen in Mio. USD. Quelle: coindesk.com (Stand: November 2017)

Das Akronym ICO steht für Initial Coin Offering. ICOs sind ein vergleichsweise neues Phänomen, haben sich aber rasch zu einem heissen Diskussionsthema in der Blockchain-Community entwickelt. Viele Beobachter betrachten ICO-Projekte als unregulierte Wertpapiere, während andere behaupten, dass es sich um eine Innovation im traditionellen Venture-Finanzierungsmodell handelt.

Doch was genau verbirgt sich dahinter? Die Bezeichnung ICO lehnt sich an den Terminus Initial Public Offering (IPO) an, also an die klassische Kapitalaufnahme eines Unternehmens durch einen Börsengang, wobei die entsprechende Gesellschaft Aktien an die Anleger herausgibt. Ein ICO ist daher wie das IPO ein Fundraising-Vehikel, typischerweise für Start-ups aus der Krypto-Szene und junge Technologieunternehmen. Abgesehen davon, dass beide Formen der Unternehmensfinanzierung dienen, haben sie aber wenig Gemeinsamkeiten.

ICOs bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone.

Bei einem traditionellen IPO ist die Aktienausgabe stark reguliert. Insbesondere muss der Emittent in Zusammenarbeit mit einer oder mehreren Investmentbanken sogenannte Prospektpflichten erfüllen, um den Schutz der Investoren zu garantieren. Für Unternehmen stellt dies bei einer herkömmlichen Publikumsöffnung einen langen und beschwerlichen regulatorischen Hürdenlauf dar. ICOs dagegen bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone, zumal ein Unternehmen bei dieser Finanzierungsform abseits des regulierten Finanzmarkts Kapital aufnimmt. Bei einem ICO werden weder Aktien verkauft, noch sind in den Verkaufsprozess eine Börse, Banken oder andere Finanzintermediäre involviert. Es geht hier um den Verkauf sogenannter Tokens bzw. Coins durch das Unternehmen, also um den Verkauf einer Kryptowährung, die Investoren erwerben können. Dank dieser Tokens erhalten Anleger die Möglichkeit, frühzeitig in eine Kryptowährung zu investieren, die im Grund genommen noch gar nicht verfügbar ist. Bei einem ICO werden die Tokens häufig gegen die bereits breiter etablierten Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether verkauft. Üblicherweise werden die Tokens nach dem ICO an einer Kryptobörse gehandelt.

Die grössten Kryptowährungen
KryptowährungMarktkapitalisierung in Mrd. USDPreis in USD
Bitcoin185,210'971.10
Ethereum85,4873.44
Ripple40,31.03
Bitcoin Cash22,81'344.12
Litecoin12,2220.21
Quelle: Coinmarketcap.com (Stand: 22. Feb 2018)

Sie können sich diese Tokens als eine Art digitalen Coupon vorstellen, der zur Finanzierung eines bestimmten Unternehmens und/oder eines speziellen Projekts dient. Die Grundidee dahinter: Hat das Unternehmen/Projekt Erfolg, sollte der Wert der Tokens über den Ausgabepreis steigen.

Die ICOs wiederum unterscheiden sich stark in ihrer Ausgestaltung. Der ausgegebene Token kann eine Beteiligung an einem Unternehmen, einen Gutschein für zukünftige Dienstleistungen oder mitunter gar keinen erkennbaren Wert darstellen. Etliche ICO-Projekte befinden sich zudem in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.

ICOs sind sehr risikoreiche, spekulative Anlagen.

Wer in ein ICO investieren will, sollte sich der damit verbundenen Risiken bewusst sein und das konkrete Projekt gründlich recherchieren, ehe er den Kauf von digitalen Token in Erwägung zieht.

Welche Risiken müssen Sie beachten?

  • Unregulierter Markt: Die meisten ICOs sind nicht reguliert und viele Emittenten haben ihren Sitz in Übersee.
  • Kein Anlegerschutz: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie Zugang zu regulatorischen Schutzmassnahmen haben.
  • Preisvolatilität: Wie Kryptowährungen im Allgemeinen kann der Wert eines Tokens extrem volatil und anfällig für dramatische Kursveränderungen sein.
  • Betrugspotenzial: Einige Emittenten haben möglicherweise nicht die Absicht, den Erlös aus dem ICO so einzusetzen, wie es bei der Vermarktung des Projekts vorgesehen war.
  • Unzureichende Dokumentation: Anstelle eines geregelten Prospekts legen die ICOs in der Regel nur ein «White Paper» vor. Ein ICO-Whitepaper kann möglicherweise unausgewogen, unvollständig oder irreführend sein. Oft ist ein technisches Verständnis erforderlich, um die Eigenschaften und Risiken richtig zu verstehen.
  • Start-up-Projekte: Typischerweise befinden sich ICO-Projekte in einem sehr frühen Entwicklungsstadium und ihre Geschäftsmodelle sind oft noch experimentell. Es besteht das Risiko, dass Sie schlimmstenfalls Ihren gesamten Kapitaleinsatz abschreiben müssen.

Vor diesem Hintergrund empfehlen sich Investitionen in ein ICO-Projekt letztlich nur für erfahrene und sehr risikofreudige Investoren, die von der Qualität des ICO-Projekts überzeugt sind (zum Beispiel vom Businessplan, der Technologie oder der involvierten Personen).

 

Nützliche Links:

Eine Übersicht zu laufenden und kommenden Tokens Sales, ICOs und Crowdsales finden Sie auf http://www.icotracker.net/ und www.smithandcrown.com/icos

Marktkapitalisierung, Handelsvolumen und Kursveränderungen von Kryptowährungen lassen sich auf http://www.coinmarketcap.com/ gut nachschauen.

Den ICO-Boom eindrücklich visualisiert hat die Website Visual Capitalist.

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Ein Kommentar über “Was Sie über ICOs wissen müssen”

  1. Man kann es drehen und wenden wie man will. Sicher, im Moment ist eine solche Investition nicht. Diese Vehikel sehe ich im Moment nur in der Kriminal-Finanzbrache.
    Wo es eigentlich egal ist ob heute der Kurs um ca. 60% fällt , und in 10 Tagen wieder steigt, wichtig ist für den Investor doch einzig dass dieser auf mittlere Sicht sich in die Sonne legen kann ohne einen einzigen Dollar an den Fiskus (an das Gemeinwohl) abgeben zu müssen. Da wird sich in Zukunft relativ wenig Sicherheit etablieren können.
    Für den Migroskunden ist der Bitcoin völlig ungeeignet. Spielen Sie z.B. in Baden im Casino macht mehr Spass.

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