Die Metapher vom «schmutzigen Geld» lässt sich wortwörtlich bestätigen. Forscher haben Bargeld analysiert und interessante Resultate präsentiert.
Bargeld läuft durch viele Hände. Und was durch viele Hände geht, enthält irgendwann auch Rückstände wie Schmutz und Keime aller Art. Doch wie viele und welche Mikroben können auf unserem Bargeld nachgewiesen werden? Und gibt es zwischen den verschiedenen Währungen Unterschiede? Diesen Fragen sind Forscherteams rund um den Globus auf den Grund gegangen.
Das bekannteste Forschungsprojekt ist wohl das «Dirty Money Project» (zu Deutsch: Schmutziges-Geld-Projekt) der Universität von New York, das dem Begriff vom «schmutzigen Geld» eine neue Bedeutung hinzufügt. Gemäss den Resultaten der Forscher kann ein durchschnittliches Portemonnaie, das Bargeld enthält, durchaus als Mikrobendschungel bezeichnet werden. Oder als portable Petrischale. Denn auf jedem Geldschein leben um die 3000 verschiedene Typen von Bakterien. Darunter auch Salmonellen, Kolibakterien und Streptokokken. Diese gelten als Krankheitserreger. Allerdings ist die gute Nachricht, dass sich bedeutend weniger menschliche DNA auf Geldscheinen findet, als man annehmen könnte. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass sich offensichtlich weniger Menschen als angenommen beim Bargeldzählen die Finger lecken. Weniger gut ist, dass auf den Noten unter anderem auch antibiotikaresistente Keime gefunden wurden.
«Wir möchten keine Angst und Panik verbreiten oder suggerieren, dass man jetzt das Geld durch die Mikrowelle lassen sollte. Aber wir möchten auch nicht verheimlichen, dass gewisse Noten schon ziemlich fies sind», sagt Jane Carlton in einem Interview mit dem amerikanischen Radiosender NPR. Carlton ist Biologin an der Universität von New York und leitet das «Dirty Money Project». Des Weiteren meint sie: «Bargeld ist eine häufige Kontaktroute zwischen Menschen.» Das Projekt hat die Arten von Bakterien, die sich auf Bargeld tummeln, eingeordnet und analysiert. Die häufigsten Bakterien auf Geldscheinen sind solche, die Akne und andere Ausschläge verursachen, aber sonst harmlos sind. Diesen folgen in der Häufigkeit dann die Kolibakterien. «Vermutlich waschen sich viele Leute nach der Toilette die Hände nicht und kommen dann mit Bargeld in Berührung», sagt Carlton. Der dritthäufigste Typ Mikrobe auf Banknoten ist die Salmonelle, die, wenn sie ins Essen gelangt, auch mal eine Lebensmittelvergiftung auslösen kann. Der Ratschlag führender Biologen ist demnach auch, sich nach Kontakt mit Bargeld unbedingt die Hände zu waschen.
Alter, Material, Herkunft und Lagerung sind zentrale Faktoren
Viele Fragen rund um die Hygiene von Bargeld sind wissenschaftlich noch ungeklärt. Aber wichtige Faktoren, die sich auf die Hygiene des Bargeldes auswirken, sind Alter, Herkunft, Lagerung und Material.
Je nach Alter kann Geld unterschiedlich sauber sein. Generell kann gesagt werden: Je älter das Geld ist, desto mehr Mikroben konnten sich darauf bereits sammeln. Das Alter und die Herkunft des Geldes sind jedoch oft verbunden. Der Mikrobiologe Frank Vriesekoop vermutet, dass die bessere Hygiene in Ländern mit höherem Wohlstand dazu führt, dass auch die Geldscheine sauberer sind. Dazu sortieren zum Beispiel Industrieländer alte, abgenutzte Scheine generell schneller aus.
Die Schweizerische Nationalbank wechselt Geldscheine unterschiedlich schnell aus. Die Lebensdauer einer 1000er-Note beträgt mehr als zehn Jahre. Kleinere Scheine, die öfter im Umlauf sind und häufig die Hand wechseln, wie zum Beispiel 10er-, 20er- und 50er-Noten, werden laut der Nationalbank bereits nach zwei bis drei Jahren ersetzt.
Andere Länder, andere Sitten
Nicht alle Länder gehen bei der Lagerung von Geldscheinen den gleichen Weg. Die Japaner setzen ihre Bancomaten zum Beispiel Heissluftströmen aus. Die Yen-Scheine werden dabei auf 200 Grad erhitzt. Sie gelangen anschliessend vermutet keimfrei in die Hände des neuen Besitzers. Trotzdem schneiden die japanischen Banknoten in einem weltweiten Vergleich nicht am besten ab. Grösster Saubermann ist der australische Dollar – als schmutzigsten Schein identifizierten die Forscher den chinesischen Yuan. Die chinesischen Geldscheine mussten übrigens auf Aufforderung der chinesischen Notenbank in Quarantäne, wie die NZZ im Februar berichtete. Sie wurden dort mit Ultraviolettstrahlung behandelt und anschliessend für zwei Wochen gelagert, bis sie wieder ausgegeben werden durften.
Damit wären wir beim Material der Noten. So verwendet Saubermann Australien bei seinen Scheinen als Material eine Polymerfolie. Forscher der Universität von Ballarat in Australien haben die Banknoten genau untersucht und dabei festgestellt, dass sich auf Polymerfolie viermal weniger Keime fanden als auf den herkömmlichen Scheinen. Denn die Polymerfolie verhielt sich wie Teflon: An der Oberfläche blieb nicht viel hängen. Auch weitere Länder wie Kanada oder Neuseeland haben begonnen, ihre Währungen auf Polymerfolie zu drucken.
Weitere wissenschaftliche Studien zum Geld und zur Übertragung von Bakterien haben ebenfalls Währungen verglichen. In einer Studie im wissenschaftlichen Magazin «ARIC Journal» wurden folgende Ergebnisse bei den europäischen Währungen erzielt: Der rumänische Leu war die Note, die aufgrund des Materialmix Mikroben den besten Nährboden bot. Die sauberste Weste trägt die Kroatische Kuna, auf der sich kein Bakterium halten konnte. Diese besteht aus einem Mix aus Baumwollfasern, der widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und resistent gegen Bakterien und Pilze ist. Auch der Schweizer Franken wurde in einer Nachfolgestudie untersucht. Fazit war, dass die aktuelle Version der Schweizer Banknoten sich etwa im europäischen Mittelfeld bewegt.
Zur Lagerung kann auch gesagt werden, dass zum Beispiel die Aufbewahrung an einem feuchten, warmen Ort nicht ideal ist, weil sich Keime in so einem Umfeld vermehren. Einen Geldschein lose ins feuchtwarme Klima einer Hosentasche zu stecken, ist dementsprechend nicht die beste Idee.
Es gibt immer verschiedene Sichtweisen auf ein Thema. Aber aus rein hygienischer Sicht betrachtet, ist der elektronische Zahlungsverkehr dem Bezahlen mit Bargeld eindeutig vorzuziehen.