Wer beim Bezahlen Wert auf Ökologie legt, benutzt die Plastikkarte statt Bargeld. Das zeigen Untersuchungen der Niederländischen Nationalbank.
Die Weltmeister des bargeldlosen Zahlens sind die Schweden. Laut dem World Payment Report von Capgemini und BNP Paribas bringen es die Skandinavier pro Kopf jährlich auf 462 bargeldlose Transaktionen, knapp gefolgt von den US-Amerikaner mit 460. Das ist doppelt so viel wie im Schnitt der Schweizer Bevölkerung. Rechnet man die Daten hoch, wurden 2018 weltweit über 600 Milliarden bargeldlose Zahlungen getätigt. Auch in den kommenden Jahren soll dieses Volumen gemäss Studienautoren mit knapp 13 Prozent pro Jahr wachsen. Seine Abwicklung erfordert ein gewaltiges elektronisches Datennetzwerk, und dabei stellt sich unwillkürlich die Frage: Wie ökologisch ist das Ganze? Die Niederländische Nationalbank (DNB) hat die Nachhaltigkeit von elektronischen Zahlungen und Bartransaktionen verglichen – mit überraschenden Ergebnissen.
Laut DNB-Untersuchungen von 2017 verursacht eine bargeldlose Zahlung via Debitkarte 3,8 Gramm CO2. Das ist vergleichbar mit einer 8-Watt-Sparlampe, die man anderthalb Stunden brennen lässt. Dagegen kommt eine Bartransaktion auf 4,6 Gramm CO2, wie eine zweite Studie der DNB vom Oktober 2018 zeigt. Berücksichtigt man nicht nur den Klimaeffekt, sondern sämtliche Umwelteinflüsse auf Gesundheit, Ökosystem und Ressourcen mittels der ReCiPe-Methode, erweist sich die Barzahlung um einen Drittel umweltbelastender als der Gebrauch der Debitkarte.
Grosser Aufwand für Bargeldherstellung, -transport und -bezug
Die höhere Umweltbelastung von Bargeld erklärt sich vor allem aus dessen Herstellung und Transport. So machen die Förderung und Verarbeitung von Kupfer und Zinn zu Münzen 29 Prozent der Umweltbeeinträchtigung einer Bargeldzahlung aus, weitere 31 Prozent entfallen auf den Bargeldtransport. Ein zusätzlicher «Energiefresser» ist die Bargeldbereitstellung: 24 Prozent der Umweltbelastungen, die eine Barzahlung verursacht, gehen auf das Konto des Bancomaten-Betriebs. Dagegen fällt die Produktion der Banknoten vergleichsweise wenig ins Gewicht, ebenso die Entsorgung von Noten und Münzen (siehe Tabelle 1).
Umwelteinfluss einer Bargeld-Zahlung (Tabelle 1) | |
---|---|
in % | |
Bargeld-Transport | 31 |
Kupferförderung und -verarbeitung für Münzen | 25 |
Bancomaten-Betrieb | 24 |
Herstellung von Geldtransportern | 8 |
Zinnförderung und -verarbeitung für Münzen | 4 |
Übriges (u.a. Banknoten-Herstellung, Bargeld-Entsorgung) | 8 |
Berücksichtigt werden sämtliche Umwelteinflüsse auf Gesundheit, Ökosystem und Ressourcen (ReCiPe-Methode). Quelle: Niederländische Nationalbank 2018 |
Bargeldloses Zahlen: Fokus auf Kartenterminals
Während bei der Barzahlung insgesamt drei Viertel der Umweltbelastung auf Bargeldherstellung, -transport und -bereitstellung entfallen, stammen bei Debitkarten-Transaktionen drei Viertel der Umweltbeeinträchtigungen von Herstellung und Betrieb der Kartenterminals. Weitere 15 Prozent entfallen auf die Herstellung der Debitkarte 11 Prozent und die restlichen 15 Prozent auf den Betrieb von Datenzentren (siehe Tabelle 2).
Wie hoch die Umweltbelastung von Kreditkarten-Zahlungen ist, hat die DNB nicht untersucht. Die Grössenordnungen dürften in etwa jenen der Debitkarten-Transaktionen entsprechen. Der Anteil der Datenzentren dürfte allerdings tendenziell etwas höher liegen, da viel mehr Kreditkarten- als Debitkarten-Transaktionen im Ausland getätigt werden und dann über die Netzwerke der internationalen Kartenorganisationen verarbeitet werden. Im Gegenzug könnte der Anteil zur Herstellung der Kreditkarte etwas geringer ausfallen.
Umwelteinfluss einer Debitkarten-Zahlung (Tabelle 2) | |
---|---|
in % | |
Kartenterminal-Herstellung und –Betrieb | 74 |
Debitkarten-Herstellung | 15 |
Datenzentrum-Betrieb | 11 |
Berücksichtigt werden sämtliche Umwelteinflüsse auf Gesundheit, Ökosystem und Ressourcen (ReCiPe-Methode). Quelle: Niederländische Nationalbank 2017 |
Wie lässt sich die Nachhaltigkeitsbilanz verbessern?
Egal ob Kredit- oder Debitkarte: Ein Ersatz des PVC durch einen biologisch abbaubaren Kartenträger dürfte ökologisch gesehen wenig bringen. Dadurch leidet nämlich die Langlebigkeit der Karte, die gemäss DNB ein wichtiger Hebel zur Verbesserung der Nachhaltigkeit des Zahlungsverkehrs ist. Als Massnahmen empfiehlt die DNB den Betrieb von Datenzentren, Kartenlesegeräten und Bancomaten mit Ökostrom, Bargeldlieferungen mit Hybrid-Fahrzeugen, erhöhte Standby-Zeiten von Kartenlesegeräten und Bancomaten sowie eine Verringerung der Bancomaten.
Letzteres ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, denn durch die geringere Dichte von Bargeldbezugsmöglichkeiten sind längere Wege zum nächsten Bancomaten zurückzulegen. Das führt je nach gewähltem Verkehrsträger zu mehr CO2-Emissionen. Die Migros Bank hat sich für eine alternative Lösung entschieden: Zusätzlich zu den bankeigenen Bancomaten können die Kundinnen und Kunden an den Kassen von über 1600 Verkaufspunkten von Migros-Unternehmen gebührenfrei Bargeld beziehen. Das ist weit energieeffizienter als der Betrieb Hunderter von Bancomaten, gewährleistet aber gleichzeitig eines der dichtesten Schweizer Netze zum gebührenfreien Bargeldbezug.
Und was können Sie als Kundin und Kunde der Migros Bank tun?
- Grundsätzlich sollten Sie elektronischen Zahlungsmöglichkeiten gegenüber Barzahlungen den Vorzug geben. Vor allem Münzzahlungen sind umweltbelastend.
- Bündeln Sie Bargeldbezüge, statt mehrfach kleinere Beträge abzuheben.
- Verzichten Sie auf unnötige Plastikkarten. Schalten Sie beispielsweise mehrere Konten auf ein und dieselbe Maestro-Karte auf (Multikonto-Karte).
- Differenziert zu betrachten ist das Bezahlen mit dem Smartphone. Die Ökobilanz des Handys ist so miserabel wie bei kaum einem anderen elektronischen Gerät – insbesondere wenn es alle zwei Jahre gewechselt wird, wie das viele jungen Menschen tun. Bequem, aber ökologisch zu hinterfragen sind Kreditkarten-Transaktionen via Bezahl-Apps, die auf einer physischen Kreditkarte basieren. Hier kommt nämlich zum Umwelteffekt der Kreditkarte jener des Smartphones hinzu. Sinnvoller ist das mobile Bezahlen bei Systemen ohne hinterlegte Karte (z.B. MobilePay P2P der Migros Bank) oder die Verwendung der Bezahl-App als Ersatzkarte (z.B. Migros-App als Maestro-Ersatzkarte beim Einkaufen in der Migros). Zusätzliche wissenschaftliche Studien könnten mehr Klarheit zur Ökologie des mobilen Bezahlens liefern. Zurzeit fehlen allerdings solche Arbeiten.
Wenn ich mit Bargeld bezahle, ist das mein bester Datenschutz. Weder die Bank mit aktuell 0% Vergütungszins aber Bezugsbeschränkungen auf meinen Konten, noch die Verkaufsstelle kann feststellen, was von wem wo gekauft wurde. Auf Bargeld das ich persönlich aufbewahre kann keine Gebühren, oder in der nahen Zukunft zu erwartenden Negativzinsen erhoben werden. Von niemandem kann festgestellt werden, wie viel ich besitze. Ich will gerne alle Konsumenten daran erinnern, dass in Griechenland die Banken geschlossen waren, Geldautomaten Bezugsbeschränkungen hatten, oder in Cypern vom Staat Bankguthaben in der Finanzkrise mit Zwangsabgaben belastet wurden. Und alles geschehen in der EU, nur ein paar Kilometer von der Schweiz entfernt. Bargeld ist ein Kulturgut, das wir Konsumenten uns nicht schleichend nehmen lassen sollten. Alle Konsumenten zusammen müssen sich gegen diese «Enteignung vom Bargeld» stellen.
Bargeld wird langsam wieder beliebter, man weiss was man hat und wieviel noch da ist. Bei Kreditkarten braucht man zu viel Geld, vorallem die jungen Leute geraten gerne in die Schuldenfalle, höre ich immer wieder von Sozialarbeiter die helfen müssen.
Freundliche Grüsse Niklaus Egli.