Die Aargauer Bankenlandschaft ist im Umbruch. Das bietet Anlass, um die lokale Verankerung der Migros Bank in der Region im und um den viertgrössten Kanton der Schweiz unter die Lupe zu nehmen. Ein Gespräch mit Marktgebietsleiter Sebastian Berger und Pascal Catin, Leiter Firmenkunden in Aarau.
Waren Sie über den Entscheid der Credit Suisse, die Neue Aargauer Bank (NAB) aufzulösen, überrascht?
Sebastian Berger: Ja und nein. Die Nachricht selbst kam unerwartet. Allerdings stand die Integration der NAB in den Mutterkonzern schon früher im Raum. Ich persönlich bedauere den Entscheid. Nicht nur, weil die NAB eine Bank mit Tradition und Ansehen war, sondern auch, weil es eine gesunde Konkurrenzsituation zwischen uns und der NAB gegeben hat. Nun fehlt ein Mitbewerber, der das Geschäft belebt, auch wenn die Grossbank Credit Suisse natürlich in der Region aktiv bleibt.
Pascal Catin: Auch ich bedauere den Entscheid. Man kennt sich in der Bankenbrache, und ich habe bisher ein sehr loyales NAB-Team erlebt.
Was bedeutet diese Veränderung der Aargauer Bankenlandschaft für die Migros Bank?
Berger: Es wird Kundenverschiebungen geben, für die wir bereitstehen werden. Die Migros Bank ist in der Region mit acht Filialen bereits sehr gut aufgestellt, und zwar mit Standorten in Aarau, Baden, Brugg, Frick, Lenzburg, Olten (SO), Wohlen und Zofingen. Wenn man bedenkt, dass wir gesamthaft 68 Filialen betreiben, ist das eine relativ gute Quote für den Wirtschaftsraum Aargau. Es geht nun darum, uns nicht neu oder anders zu positionieren, sondern unsere bestehende Präsenz wie auch unsere fundierte Beratungsleistung noch stärker zu betonen.
Catin: Veränderungen im Konkurrenzumfeld sind für die Migros Bank auch nichts Neues. Im Unterschied zu vielen anderen Banken hat die Migros Bank mit den Jahren allerdings ein Filialnetz aufgebaut, das Bestand hat. So können wir unseren Fokus verstärkt auf die Entwicklung unserer Angebote und Dienstleistungen legen und wachsen. Gerade das Firmenkundengeschäft ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig der Kanton Aargau für die Migros Bank ist. Seit 2017 werden Firmenkunden von unserem Beratungsteam hier vor Ort in Aarau betreut. Das unterstreicht die Bedeutung vom Kanton Aargau als Wachstumsstandort.
Sie erwähnten den Aufbau Ihres Niederlassungsnetzes. Immer mehr Kunden nützen allerdings digitale Dienstleistungen und suchen keine Filiale mehr auf. Wie geht die Migros Bank diese Herausforderungen an?
Berger: Online-Dienstleistungen gehören heute dazu, keine Frage. Wir stellen aber fest, dass dies eine sinnvolle Ergänzung und keine Ablösung ist. Die Filiale ist und bleibt ein Ort der Begegnung, des persönlichen Kontakts und vor allem ein Ort, wo sich ein Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Berater erst wirklich etablieren kann. Tatsächlich werden wir für Beratungsgespräche sehr stark frequentiert, was uns die Gelegenheit gibt, Themen anzusprechen, an die der Kunde zu dem Zeitpunkt vielleicht gar nicht denkt. So können wir unserem Anspruch, eine ganzheitliche Sichtweise in die Beratung einzubringen, gerecht werden…
…ganz nach dem Motto von Gründer Gottlieb Duttweiler: «Was zählt, ist der Dienst am Kunden.»
Catin: Genau. Uns ist klar, dass es für Bereiche wie den Zahlungsverkehr oder den Bargeldbezug keinen persönlichen Kundenkontakt mehr braucht. Hier sind Verfügbarkeit, Einfachheit, Schnelligkeit und ansprechendes Design wichtig. Ich bin aber davon überzeugt: Sobald es um wichtige finanzielle Fragen und Entscheide geht, will man ein Gegenüber, d.h. einen Menschen sehen, dem man vertrauen kann. Klar gibt es auch Kunden, die lieber ganz auf Online-Kanäle setzen. Unsere Aufgabe ist es, beide Welten zu bedienen, die Anforderungen der unterschiedlichen Kundengruppen optimal zu bedienen und dabei einen Mehrwert durch Beratung zu schaffen.
Berger: Mit der Eröffnung unseres neuen Niederlassungstyps werden wir diese beiden Welten noch näher zusammenbringen. Die ersten derartigen Standorte befinden sich in Affoltern, Aigle und Vernier; weitere sind in Evaluation. Die Kombination aus physischer Beratung vor Ort und zuschaltbarer Video-Unterstützung ermöglicht es uns, sämtliche Beratungsdienstleistungen im Rahmen einer kompakten Niederlassung anzubieten. Das erlaubt der Migros Bank, ihr Niederlassungsnetz entgegen dem Branchentrend auszubauen.
Zurück zum Aargau – inwiefern unterscheidet sich die Migros Bank von anderen lokal verankerten Banken?
Catin: Ein wesentlicher Unterschied liegt wohl darin, dass wir nicht nur Bank sind, sondern als 100-prozentige Tochtergesellschaft des Migros-Genossenschafts-Bundes auch die genossenschaftlichen Werte der Migros leben. Dazu gehört das hohe Verantwortungsgefühl, das wir gegenüber den Kunden, den Mitarbeitenden und der Gesellschaft haben. Das zeigt sich darin, dass wir auf kurzfristige und risikoreiche Gewinnmaximierung verzichten und uns in der Unternehmensführung durch Stabilität und Kontinuität auszeichnen. Weiter haben wir dank flachen Hierarchien auch sehr schnelle und unkomplizierte Entscheidungswege, was dem Kunden – nicht nur im Kreditgeschäft – zugutekommt.
Berger: Einen wichtigen Branchenakzent setzte die Migros Bank zudem, indem sie als erste grosse Schweizer Bank die Boni abschaffte. Dadurch hat das hohe Engagement der Mitarbeitenden aber in keinerlei Hinsicht gelitten. Im Gegenteil. Die Freude und Leidenschaft, mit der die Migros-Bank-Mitarbeitenden an ihre Aufgaben gehen, sind ein grosses Kompliment an das Unternehmen. Als Arbeitgeberin investiert die Migros Bank auch viel in ihre Fachkräfte. Wir sorgen für ein modernes Arbeitsklima, binden die Mitarbeitenden in Projekte ein und lassen sie an den Entwicklungen aktiv teilhaben.
Welche Ziele haben Sie als Migros Bank im Aargau?
Berger: Wir möchten auf jeden Fall weiter wachsen.Landesweit zählt die Migros Bank beispielsweise zu den fünf grössten Hypothekarbanken der Schweiz. Gerade im Aargau, wo die Bauzonen noch Raum für Neubauten bieten, wollen wir diesen Bereich natürlich weiter vorantreiben. Dank attraktiven Konditionen und unserer Expertise in der Immobilienfinanzierung sind wir dafür auch sehr gut aufgestellt. Daneben setzen wir einen grossen Schwerpunkt auf die ganzheitliche Beratung. Schliesslich bietet die Migros Bank umfassende Bankdienstleistungen an – darunter eine breite Anlagepalette und eines der umfassendsten Angebote für Nachhaltigkeitsfonds. Ich wünsche mir, dass uns die Aargauerinnen und Aargauer als «die» kompetente und verlässliche Begleiterin für all ihre finanziellen Anliegen wahrnehmen und schätzen.
Catin: Auch im Firmenkundensegment sehen wir unverändert viel Potenzial für Wachstum, zumal wir sämtliche Dienstleistungen anbieten, welche für Firmenkunden wichtig sind. Egal ob Leasing, kommerzielle Kredite oder Finanzierungen von Immobilien: Das Firmenkunden-Team der Migros Bank Aarau steht den Aargauer Unternehmen bei all ihren finanziellen Herausforderungen unkompliziert und ehrlich zur Seite – und zwar mit verständlichen, preiswerten Produkten und Dienstleistungen von hoher Qualität. Wir suchen echte Partnerschaften, wollen langfristige Beziehungen aufbauen und so gemeinsam wachsen.
Sebastian Berger (42) ist diplomierter Bankbetriebswirt und war bis 2015 bei der Deutschen Bank in verschiedenen Funktionen tätig. Seit 2016 arbeitet er für die Migros Bank, seit 2017 als Marktgebietsleiter Private Kunden. Sebastian Berger ist verheiratet und zweifacher Familienvater.
Pascal Catin (32) ist Betriebsökonom FH und ist seit 2005 in der Bankenbranche tätig. Er absolvierte berufsbegleitend sein Betriebswirtschaftsstudium an der FH Nordwestschweiz und arbeitet seit 2017 im Firmenkundenbereich der Migros Bank, seit Juli 2020 als Leiter Firmenkunden in Aarau.