«Von meinem Stiftenlohn kaufte ich meine ersten Aktien»

Peter Brunner hat bereits zweimal das Börsenspiel der Migros Bank gewonnen. Das ist mehr als nur Zufall, wie das Porträt des passionierten und langjährigen Anlegers zeigt. Er hat schon in seiner Jugend erste Börsenerfahrungen gesammelt.

Er ist einer von nur rund 300 in der Schweiz: Peter Brunner (Jahrgang 1980) ist vollberuflicher Bergführer. Und er ist der Einzige bei der Migros Bank – der einzige, der bislang das Börsenspiel zweimal gewonnen hat. Zwischen beiden Tatsachen gibt es eine Gemeinsamkeit: Man muss Risiken einschätzen können, sowohl am Berg wie an der Börse.

Börsengeschäfte abends in der Berghütte

Beim Börsenspiel der Migros Bank gilt es, mehrmals hintereinander am Vortag den Schlusskurs des folgenden Handelstags richtig vorherzusagen. Das mag zum Teil Glück sein, aber eben nicht nur. So verrät Brunner: «Für meine Tipps beobachte ich u.a. am Abend die US-Börse und den Euro-Kurs. Weitere Anhaltspunkte liefert mir die Charttechnik.»
Nötig ist also eine eingehende Beschäftigung mit den Finanzmärkten. Dementsprechend meint Brunner: «Ich verfolge täglich die Börsenkurse.» Sogar abends nach einer Bergtour in der SAC-Hütte checkt er noch sein Wertschriftendepot und tätigt allenfalls eine Transaktion – sofern es der Handy-Empfang in den Bergen zulässt. Doch nur der kleinere Teil seiner Anlagen erfordert eine derart enge Überwachung. Den Grundstock bilden Aktien, die er nicht täglich anzuschauen braucht, sondern bedenkenlos längere Zeit liegenlassen kann, wie etwa Nestlé, Novartis und Roche. Oder einen Titel wie Zurich: «Kursmässig bewegt sich die Aktie zwar nicht gross. Dafür ist sie mit 5 bis 6 Prozent Dividendenrendite unter Einkommensaspekten umso interessanter.»

Aktienanlagen als Teil der Vorsorge

Das Hauptgewicht legt Brunner auf Schweizer Aktien. Die Eurokrise und die damit verbundenen Währungsverluste haben ihn bewogen, verstärkt in der Schweiz zu investieren. «Denn», so fragt er rhetorisch, «weshalb soll ich das Währungsrisiko eingehen, wenn es gute, international tätige Firmen in der Schweiz gibt? Warum also Unilever kaufen, wenn ich Nestlé haben kann, warum Bayer, wenn es als Alternativen Novartis und Roche gibt?»
Brunner hat einiges an Lehrgeld bezahlt in seiner langjährigen Tätigkeit als Anleger. «Schon von meinem Stiftenlohn als Landschaftsgärtner kaufte ich Aktien, denn mein Bruder arbeitete damals auf der Bank. Mein erster Titel war Ciba SC», erinnert sich Brunner. Mittlerweile ist es weit mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Als er 2008 die Bergführerprüfung absolvierte und sein bisheriges Hobby, das Sportklettern, zum Beruf machte, wurde gewissermassen auch das «Börselen» Teil seines Jobs. «Als selbständig Erwerbender habe ich nämlich keine Pensionskasse. Der Hauptteil meiner Anlagen hat daher für mich Vorsorgecharakter.»
Davon strikt getrennt hält er das «Spielgeld» für riskantere Engagements sowie den Topf, aus dem er die täglichen Lebenshaltungskosten bestreitet. «Wenn ich zum Bezahlen der laufenden Rechnungen plötzlich die Vorsorge-Anlagen anzapfen müsste, würde ich anfangen, mir finanzielle Sorgen zu machen. Aber zum Glück ist das bislang noch nicht vorgekommen», erklärt er.

Migros Bank – genossenschaftliche Werte und Gebührenstruktur überzeugen

Bei den Aktien für seine Vorsorge handelt es sich zumeist um grössere Positionen. Diese kauft er über die Migros Bank – die fixe, volumenunabhängige Ticket Fee erweist sich hier als besonders vorteilhaft. Aber nicht nur die Gebührenstruktur gefällt ihm. «Ich schätze auch die genossenschaftlichen Werte, die die Bank verkörpert. Und die Sicherheit: So schrieb die Bank selbst in der Finanzkrise schwarze Zahlen – das zeigt, wie solid aufgestellt sie ist.»
Bei der Migros Bank hat er als Ergänzung zu seinen «Vorsorge-Aktien» auch noch einen Fondssparplan, um möglichst breit diversifiziert anzulegen, sowie 3a-Vorsorgefonds. «Wenn es möglich wäre, würde ich selbst in der Säule 3a vollumfänglich in Aktien investieren», merkt er an. «Grundsätzlich bin ich nämlich vom langfristig überlegenen Potenzial der Aktien überzeugt – ich habe daher keine Obligationen im Depot ausser in der Säule 3a.»

«Ich habe es gern, wenn es an der Börse ab und zu tüchtig rumpelt»

Wer so aktienlastig anlegt wie Brunner, muss mit Wertschwankungen umgehen können. «Ich sehe mich etwas als Contrarian – ich habe es gerne, wenn es an der Börse ab und zu tüchtig rumpelt. Dann nämlich kann ich wieder günstig einsteigen», schmunzelt er. Tendenziell greife er bei solchen Korrekturen eher zu früh zu. «Mich treibt die Sorge um, die Anfangsgewinne zu verpassen», gesteht er freimütig ein. Nervöser macht ihn, wenn die Börse ständig steigt. «Statt zu teuren Kursen noch Aktien zu erwerben, verkaufe ich dann eher mal einen Call – genauso wie ich nach starkem Rückschlag gelegentlich Puts verkaufe.» Solche Optionsgeschäfte seien selbstverständlich nicht Teil seiner Basisanlagen, sondern gehörten zum Spielgeld.
Teil des Spielgelds waren auch seine bislang schlechtesten Aktien: jene des deutschen Solartech-Konzerns Solarworld und des Schweizer Software-Highflyers Miracle. Umgekehrt war sein bestes Engagement der Schweizer Pharmahersteller Galenica – bei rund 200 Franken hat er den Titel gekauft und bei 1000 Franken wieder veräussert. «Das war ein Bauchentscheid, weil meine Mutter als Apothekerin positiv über diese Medikamente sprach», erklärt er. Normalerweise aber macht er einen Aktienkauf von günstigen Kennzahlen abhängig. Diese kombiniert er dann mit einer vorteilhaften charttechnischen Einschätzung – am liebsten greift er zu, wenn der Titel im Sinkflug ist und Anzeichen dafür zeigt, dass die Abwärtsbewegung allmählich Boden gefunden hat.

Eine Million für den Umweltschutz

Seine Art des Anlegens habe nichts mit Zockerei zu tun, wehrte er sich einst gegenüber dem aufdringlichen Werbeanruf eines deutschen Lotteriebetreibers. «Das Letzte, was ich mit 1000 geschenkten Franken tun würde, wäre, sie in einer Lotterie oder in einem Casino zu setzen», erklärt er mit Bestimmtheit. «Solche Wetten sind, langfristig gesehen, ein Verlustgeschäft, während die Aktienmärkte auf lange Frist aufwärts tendieren.»
Umgekehrt: Wer hätte seiner Meinung nach eine Million Franken verdient, wenn er sie zu verschenken hätte? «Eine Naturschutzorganisation wie Pro Natura, WWF oder Mountain Wilderness», sagt er spontan. «Als Bergführer bin ich täglich mit der Klimaerwärmung konfrontiert: Ich sehe, wie die Gletscher von Jahr zu Jahr zurückgehen. Das tut weh.» Geld für den Umweltschutz wäre grundsätzlich genügend da, ist Brunner überzeugt: «Die Notenbanken haben in den zurückliegenden Jahren die Geldmenge vervielfacht. Aber sie floss in die Aufblähung der Vermögenspreise, wie z.B. jene der Aktien.» Auch er als Anleger hat davon profitiert. Doch selbstkritisch meint er: «Auch wenn es dem Aktionärsdenken widerspricht: Wir müssen lernen, mit weniger Wachstum, allenfalls auch mit Nullwachstum, zu leben. Wir müssen beim Lebensstil zurückstecken.» Davon nimmt er sich nicht aus. «Unvernünftig viel Geld gebe ich nur für Bergsteiger-Gadgets aus… und neuerdings auch für Babykleider.»

Geld allein macht nicht glücklich

Im Herbst 2017 ist sein Töchterchen auf die Welt gekommen – deren Mutter hat er beim Sportklettern kennen gelernt. Doch jetzt will er mit Blick auf seinen Nachwuchs mit dem Bergsteigen etwas kürzertreten. Indem er dadurch seine berufsbedingt hart geforderten Knie etwas weniger beansprucht, hofft er, seinen Job bis über 60 ausüben zu können – und damit auch seine Vorsorge ein paar Jahre länger nicht antasten zu müssen. «Auch mit 60 bringt man durchaus noch die körperlichen Voraussetzungen für meinen Beruf mit. Zusätzlich lässt sich von der grösseren Erfahrung profitieren», so Brunner.
Sein Beruf lehrt ihn auch: Geld ist nicht alles. «Ein finanzielles Polster zu haben, ist zwar beruhigend, weil man nicht jeden Franken zweimal umdrehen muss.» Aber er schränkt ein: «Wenn ich als Bergführer zuweilen von sehr vermögenden Personen gebucht werde, habe ich nicht den Eindruck, dass ihr Geld sie allein glücklich macht.»

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1 Kommentar zu «Von meinem Stiftenlohn kaufte ich meine ersten Aktien»

  1. Ich erinnere mich auch noch gut an meine banklehre beim schweiz. bankverein und meine ersten börsendeals. ich kaufte die italienische aktie olivetti und danach sbg und dann bald mal goldminenwerte. mehr hochspekulative explorertitel mit gut glück……. heute mit 50 jahren bin ich mit leidenschaft am finanzmarkt, arbeite in family office und habe einen börsenbrief. und schreibe unter anderem:
    bitcoins stecken in einer klassischen finalen hypephase, nur getrieben durch gier und die angst, den weiteren anstieg zu verpassen. ich vergleiche die bitcoin-manie mit der tulpen-manie in holland dazumal. wo das spiel endet weiss keiner. wie es endet, aber schon, nämlich in einem jämmerlichen und überraschenden absturz. dies war schon immer der verlauf eines klassischen herdentriebs. der aktienmarkt steht am anfang eines vertikalen anstiegs und wird später im 2018 ebenfalls jämmerlich enden. ich versuche non-mainstream-news und vergleiche mit der vergangenheit aufzuzeigen. beste grüsse, rollo

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