Sell in May: Vorsicht vor Verallgemeinerungen

Weshalb entwickeln sich die Börsen im Sommer oftmals schlechter als im Winter? Bis heute bleibt dieses faszinierende saisonale Muster ein Rätsel.

Die Londoner Finanzgemeinde pflegte früher ein beschauliches Leben. Die Sommermonate verbrachte sie fern des Aktienparketts auf den Tribünen der Pferderennbahnen. Gewöhnlich erst nach dem letzten Rennen am St. Leger Day Mitte September kehrten die Banker von den Pferde- zu den Börsenwetten zurück. Daher galt bereits vor dem Zweiten Weltkrieg das geflügelte Wort: «Sell in May and go away; don’t come back till St. Leger Day.»

Heute ist der Bankberuf in London und anderen Finanzzentren weit hektischer. Trotzdem wirken die alten saisonalen Muster nach. Man spricht in diesem Zusammenhang vom «Halloween-Effekt»: Die Börsenperformance in den sechs Monate vom 1. Mai bis Halloween Ende Oktober fällt im Schnitt signifikant schlechter aus als jene in den übrigen sechs Monaten. Diese Saisonalität lässt sich in fast allen westlichen Ländern beobachten, auch in der Schweiz. Doch die Finanzwissenschaft hat dafür keine plausible Erklärung zur Hand.

Ohnehin sei vor Verallgemeinerungen gewarnt. Hinter dem Halloween-Effekt verbergen sich grosse Unterschiede von Monat zu Monat.

So beinhaltet das «schlechte» Halbjahr mit dem September jenen Monat, der den Anlegern regelmässig die grössten Verluste im Jahresverlauf beschert. Aber ins selbe Semester fällt auch der Juli – dieser ist im US-Aktienmarktindex S&P 500 mit durchschnittlich 1,6 Prozent Performance der beste Börsenmonat, wie Daten von 1928 bis 2014 zeigen.

Markante Unterschiede gibt es nicht nur von Monat zu Monat, sondern auch von Land zu Land. In den USA weist der Mai im Mittel eine Rendite von minus 0,2 Prozent auf. In der Schweiz dagegen macht er seinem Namen «Wonnemonat« alle Ehre. Er zählt mit plus 1,2 Prozent zu den performancestärksten Monaten, wie Statistiken für die 15 Jahre seit Bestehen des helvetischen Aktienindexes SMI zeigen.

Starre Regeln greifen zu kurz

Umgekehrt gibt es auch im traditionell «starken» Halbjahr von Anfang Oktober bis Ende April schwache Phasen. Eine solche ist für gewöhnlich der Februar mit einer leichten Minusperformance im S&P 500. «Für Börsenspekulationen ist der Februar einer der gefährlichsten Monate», folgerte US-Autor Mark Twain. Er ergänzte aber süffisant: «Die anderen gefährlichen Monate sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Oktober.» In jedem Monat lauern also Risiken, ebenso allerdings Chancen. Angesichts dessen greifen rein mechanische Ansätze wie die Regel «Sell in May» zu kurz.

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2 Kommentare über “Sell in May: Vorsicht vor Verallgemeinerungen”

  1. Guten Tag
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