Teures «Do-it-yourself»

Mit Indexfonds können sich Privatanleger günstig ein Portfolio zusammenstellen. Wer alle Kosten berücksichtigt, merkt aber rasch: Ein Strategiefonds kommt noch günstiger.

Was für Hobbyhandwerker der Baumarkt ist, stellt für «Do-it-yourself»-Anleger das ETF-Segment der Schweizer Börse dar. Dort werden knapp 1000 Indexfonds gehandelt, sogenannte Exchange Traded Funds oder kurz ETFs. Diese Fülle gleicht einem gut bestückten Baukasten, mit dem Privatanleger ihr eigenes Portfolio zimmern können.

Die tiefen Kosten der ETFs scheinen verlockend. Doch kommt der Eigenbau unterm Strich wirklich günstiger als die Lösung eines Profis? Eine Antwort gibt der Kostenvergleich zwischen einem selber zusammengestellten ETF-Portfolio im Gegenwert von 30 000 Franken und einem Investment gleicher Höhe in den Strategiefonds Mi-Fonds (Lux) 50 B (siehe Tabelle unten).

Auf den ersten Blick scheint der Strategiefonds teuer

Die Kosten für das Fondsmanagement betragen beim Strategiefonds 1,1 Prozent des verwalteten Vermögens. Das ist mehr als die 0,2 Prozent, die ein durchschnittlicher ETF belastet. Andererseits sind beim Strategiefonds die Depotgebühren und Courtagen tiefer. Und vor allem entfallen teure Zusatzkosten für das Rebalancing – also für Käufe und Verkäufe von Fondsanteilen, um das Portfolio periodisch wieder an die ursprünglich gewählte Vermögensaufteilung anzupassen. Dieser Mechanismus stellt sicher, dass konsequent Gewinne bei Anlageklassen mitgenommen werden, deren Wert überproportional zugenommen hat. Die Erlöse werden umgekehrt in jene Anlageklassen reinvestiert, deren Kurse gefallen sind und die dadurch günstige Einstiegschancen eröffnen.

Solche Umschichtungen tragen umso mehr zur Risikominderung und Ertragsteigerung bei, je regelmässiger sie vorgenommen werden. Gleichzeitig sind aber die damit verbundenen Transaktionskosten zu beachten. Beim kleinen ETF-Portfolio fallen sie übermässig ins Gewicht, so dass ein Privatanleger normalerweise höchstens einmal pro Jahr ein Rebalancing durchführt. Beim Strategiefonds erfolgen diese Anpassungen monatlich – ein wichtiger Grund, warum der Mi-Fonds über die letzten zehn Jahre ungeachtet aller Börseneinbrüche eine attraktive Performance von 40 Prozent ausweist. Beim Strategiefonds verteilt sich der Kostenblock eben auf ein viel grösseres Volumen. Das erlaubt häufigere Anpassungen, und diese sind mit der Fondsmanagementgebühr bereits abgegolten.

Beim Rebalancing ist der Strategiefonds im Vorteil – und nicht nur hier

Ebenfalls aus Kostengründen muss sich die «Do-it-yourself»-Lösung auf relativ wenige ETFs beschränken. Finanzwissenschaft und Erfahrungen aus der Praxis legen jedoch nahe, dass das Renditepotenzial eines Investments umso grösser ist, je breiter das Anlageuniversum gewählt wird. Auch hier hat der Strategiefonds die Nase vorn.

Für Strategiefonds spricht noch ein weiterer Punkt, der bei der reinen Kostenbetrachtung unberücksichtigt bleibt. Während das ETF-Portfolio bestenfalls der Wertentwicklung der Indizes folgt, eröffnet das professionelle Management des Strategiefonds die Chance auf eine Mehrrendite (siehe Dossier). Fazit: «Do-it-yourself» ist unterm Strich teurer, als mancher Hobbybastler denkt.

10-Jahres-Vergleich: ETF-Portfolio vs. Strategiefonds

Mi-Fonds (Lux) 50 BETF-Portfolio*
Courtage CHF 30 0000200
Fondsverwaltung (TER) 3300600
Depotgebühren285570
Rebalancing (1 x p.a.)02000
Gebühren für Transaktionskonto0360
Total Kosten35853730
*Aus Kostenüberlegungen wird die Vermögensaufteilung des Strategiefonds nur mit fünf ETFs nachgebildet. Die Liquidität wird separat auf einem Transaktionskonto gehalten.

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6 Kommentare zu Teures «Do-it-yourself»

  1. In welcher Grössenordung bewegen sich die Transaktions-Gebühren, wenn ich via Migrosbank für CHF 50’000.- ETF UBS (CH) SMI kaufen würde?
    Und was wären ungefähr die jährlichen Depotgebühren dafür?

    1. Sehr geehrter Herr Hunziker
      Für Kauf und Verkauf der genannten ETFs bezahlen Sie eine Pauschalgebühr von je CHF 40 bei einem Online-Auftrag bzw. von je CHF 100 via Betreuer oder via Börsen-Hotline. Die Depotgebühr für die genannten ETFs beträgt 0,23% (dies bei einem Gesamtdepotvolumen unter CHF 750’000).
      Freundliche Grüsse, Urs Aeberli

  2. Den Ausschlag gibt die Annahme, dass das Rebalancing beim ETF 2000.- pro Jahr ausmacht. Wie realistisch ist diese Annahme? Trifft sie bei jedem Indexfonds zu?

    1. Guten Tag
      Die Rebalancing-Kosten hängen davon ab, wie häufig Sie ein Rebalancing durchführen und wie viele Anlageklassen Sie mit ETF abdecken. Werden beim ETF-Portfolio ähnlich strikte Parameter angewendet wie beim Strategiefonds, entstehen Privatpersonen nicht zu vernachlässigende Kosten.
      Freundliche Grüsse, Urs Aeberli

  3. Wie und wo werden im Vergleich zwischen ETF und Strategiefonds die Ausgabe- und Rücknahmekommission berücksichtigt?

    1. Sehr geehrter Herr Loosli
      Der Kauf und Verkauf von Migros Bank Fonds über das E-Banking ist kostenlos. Bei den ETFs dagegen fallen bei jeder Transaktion Börsengebühren an, die unter Kauf bzw. Verkauf aufgeführt sind.
      Freundliche Grüsse, Urs Aeberli

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