Klimagipfel in Scharm El-Scheich

Die 27. Weltklimakonferenz COP27 wird überschattet vom Krieg in der Ukraine, der die Energieproblematik verschärft. Die Klimakrise nimmt aber keine Rücksicht auf die angespannte geopolitische Lage; die Zeit drängt.

Diese Woche findet im ägyptischen Küstenort Sharm El-Scheich die 27. jährliche Weltklimakonferenz COP27 statt. Rund 40’000 Teilnehmer*innen sind für dieses Jahr angemeldet. Unter den 100 Regierungschefs nehmen der US- Präsident Joe Biden, der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sowie der britische Premierminister Rishi Sunak teil. Präsidenten von Staaten mit sehr hohen Treibhausgasemissionen wie der chinesische Präsident Xi Jinping und der indische Premierminister Narendra Modi sagten ihre Teilnahme leider ab.

Auf dem Weg in eine 2,6 Grad wärmere Welt

Das Jahr 2022 ist geprägt von Hitzewellen, Dürren, Überflutungen, Wirbelstürmen und schmelzenden Gletschern – mit vielen Opfern und hohen Kosten. Laut der World Meteorological Organization (WMO) waren die vergangenen acht Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnung. Der Anstieg des Meeresspiegels hat sich seit 1993 verdoppelt – allein seit Januar letzten Jahres ist er um 10 Millimeter gestiegen. Die weltweite Konzentration der wichtigsten Treibhausgase, Kohlendioxid, Lachgas und Methan hat einen neuen Höchststand erreicht. Seit Beginn der Industrialisierung ist die Temperatur um 1,15 Grad gestiegen und nähert sich bedrohlich den 1,5 Grad, welche das Pariser Klimaabkommen als Begrenzung der Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts anstrebt. Die weltweiten Treibhausemissionen steigen immer noch.

Laut dem diesjährigen UNO-Bericht über die Emissionslücke – der Lücke zwischen dem Notwendigen und dem Tatsächlichen – sind wir auf dem Weg in eine 2,6 Grad wärmere Welt im Jahr 2100 (sofern die versprochenen Reduktionsziele von COP26 von Glasgow eingehalten werden). Vor fünf Jahren waren wir noch auf dem Weg zu einer Erwärmung von 3,2 Grad. Auch wenn es ein Fortschritt ist, sind 2,6 Grad immer noch zu viel. Eine Erwärmung von 2,6 Grad wird katastrophale Auswirkungen auf unser Leben haben. Höhere Durchschnittstemperaturen erhöhen das Risiko von Extremwetterereignissen und können unkontrollierte Kettenreaktionen im Klimasystem auslösen. Um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad per Ende des Jahrhunderts zu begrenzen, müssten bis 2030 die Treibhausgase um 45 Prozent reduziert werden. Selbst für einen Anstieg um 2 Grad müssten immer noch 30 Prozent der Treibhausgase wegfallen.

Im Schatten des Kriegs in der Ukraine

Der Klimagipfel wird überschattet vom russischen Angriffskrieg, der die bestehenden Klimaanfälligkeiten wie mangelnde Ernährungssicherheit und die Folgen der Pandemie noch verschärft. Die Klimakrise nimmt aber keine Rücksicht auf die angespannte geopolitische Lage; die Zeit drängt, und konkretes Handeln ist gefragter denn je. Die meisten Regierungen haben die an der letztjährigen Klimakonferenz COP26 beschlossenen Pläne nicht ausreichend umgesetzt. Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas sowie der klimafreundliche Umbau von Verkehr und Landwirtschaft geht nur langsam voran. Die Verhandlungen zum Regelwerk des Pariser Abkommens von 2015 sind seit letztem Jahr weitgehend abgeschlossen – in Sharm El-Scheich geht es um die Umsetzungen der Versprechungen.

Neben der Bekämpfung gegen die Erderhitzung sind Finanzhilfen für ärmere Staaten ein wichtiges Thema. Entwicklungsländer, besonders Länder im globalen Süden, sind überdimensional vom Klimawandel betroffen und fordern eine gemeinsame Kasse für den Ausgleich von Schäden und Verlusten. Die Ungerechtigkeit des Klimawandels rückt stärker in den Vordergrund: Inselstaaten leiden am meisten, obwohl ihr Anteil an den Treibhausemissionen zu den tiefsten gehört.

Um die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist die Mithilfe aller nötig. Es gilt auch für die Anleger*innen, ihr Portfolio in Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel zu bringen und den Übergang von fossilen Brennstoffen zu klimafreundlichen Energien zu beschleunigen. Besonders Firmen, die klimafreundlich handeln und den Einsatz von erneuerbaren Energien fördern, unterstützen den Weg in eine emissionsarme Zukunft.

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