Keine Kohle mehr für Kohle

Kohleunternehmen sind neu nicht mehr im Nachhaltigkeitsuniversum der Migros Bank zu finden. Das Pariser Klimaabkommen stellt die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit der Branche in Frage.

Mit der Lancierung der nachhaltigen Strategiefondspalette Ende Juli 2017 stellte die Migros Bank gleichzeitig ihren nachhaltigen Anlageprozess vor. Ausgeschlossen werden Unternehmen, die entweder in ethisch fragwürdigen Branchen tätig sind oder schwerwiegend gegen internationale Normen verstossen. Anschliessend werden die besten Firmen punkto Nachhaltigkeit aus jeder Branche selektiert. Da der Markt für nachhaltige Anlagen immer noch ein rasantes Entwicklungstempo aufweist, ist es wichtig, die Kriterien für die Auswahl der Wertschriften regelmässig zu überprüfen. Bei der letzten Überprüfung wurde entschieden, die ausgeschlossenen Branchen um die Kohleindustrie zu erweitern.

Quelle: Migros Bank

An der Pariser Klimaschutzkonferenz im Dezember 2015 einigten sich 195 Länder erstmals auf ein allgemeines, rechtsverbindliches weltweites Klimaschutzübereinkommen. Das Abkommen sieht die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf unter 2 Grad Celsius vor. Im Nachgang der Konferenz legten verschiedene Staaten konkrete Ziele für die Reduktion von Treibhausgasen und den Ausbau von erneuerbaren Energien vor. Die USA haben sich unter der Regierung Trump zwar wieder vom Klimaschutzübereinkommen zurückgezogen, doch knapp die Hälfte der US-Gliedstaaten hält dennoch an den vereinbarten Zielen fest.

Treibhausgase sollen gegenüber 1990 um 40 Prozent reduziert werden. (Kaliforniens Klimastrategie)

Mit dem Bekenntnis zur Reduktion von Treibhausgasen alleine ist es jedoch nicht getan. Die teilnehmenden Länder sind nun gefordert, kosteneffiziente Massnahmen zu finden, mit denen das 2-Grad-Ziel auch erreicht werden kann. Das UN Environment Programme (UNEP) überprüft in seinem Emissions Gap Report jährlich den Fortschritt aller eingeführten und geplanten Massnahmen. Der jüngste Bericht ist ernüchternd. Zwar führte die Klimakonferenz zu einer Reduktion von CO2-Emissionen, allerdings muss die Geschwindigkeit der Reduktion deutlich erhöht werden.

Maximale Emission in Gigatonnen CO2 zur Erreichung des 2 Grad Ziels
Quelle: UNEP – Emissions Gap Report

«Ohne zusätzliche Massnahmen werden wir die Klimaziele von Paris verfehlen.» (UNEP)

Eine der grössten von Menschenhand beeinflussten Quellen von Treibhausgasen ist die Energiegewinnung durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas oder Öl. Das weltweite Bevölkerungswachstum sowie die Zunahme an Wohlstand sorgen dafür, dass der Energiehunger der Welt trotz Sparmassnahmen und Effizienzgewinnen im Verbrauch wohl nicht abnehmen wird. Zur Erreichung des 2-Grad-Ziels bleibt folglich nur eine Umstellung des Energiemix. Wie der nachstehenden Grafik zu entnehmen ist, hat Kohle mit Abstand den grössten Anteil am weltweiten CO2-Ausstoss. Gemäss Schätzungen des UNEP müssten ca. 90 Prozent der heute bekannten Kohlevorräte im Boden bleiben, um die Pariser Ziele zu erreichen. Aus ökologischer Sicht ist es daher unabdingbar, die Stromerzeugung aus Kohle zu verringern.

Quelle: IEA – Key world Energy Statistics 2017

Es gibt jedoch auch ökonomische Gründe, warum Investitionen in Kohleunternehmen langfristig nicht unerhebliche Risiken mit sich bringen. Obwohl der Anteil von Kohle am Energiemix in Europa und den Vereinigten Staaten schon seit geraumer Zeit rückläufig ist, stieg der Gesamtverbrauch weiter an. Der Wohlstandszuwachs in China ging einher mit einer staatlich geförderten Industrialisierung des Landes. Der Zusatzbedarf an Energie war immens und wurde mehrheitlich mit Kohle gedeckt. China war für ca. 75 Prozent des Anstiegs des globalen Kohleverbrauchs in den letzten 35 Jahren verantwortlich. Es mehren sich jedoch die Anzeichen einer veränderten Wirtschafts- und Energiepolitik der Volksrepublik. Einerseits möchte Chinas Regierung vermehrt auf den Dienstleistungssektor setzen und die energieintensive Industrie weniger fördern. Andererseits soll mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien auch der Strommix verbessert werden.

China plant bis zum Jahr 2020 Investitionen von 340 Mrd. Euro in erneuerbare Energien.

Dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind, zeigt sich auch in Zahlen. Der Bedarf an Kohle hat sich seit 2013 stabilisiert. Werden die Massnahmen zur Reduktion des Kohleverbrauchs intensiviert, entstehen auf dem Kohlemarkt Überkapazitäten, der Preis für Kohle fällt und die getätigten Investitionen können nicht mehr amortisiert werden. In der Fachsprache wird hierfür gerne der englische Begriff «Stranded Assets», frei übersetzt «gestrandete Investitionen», verwendet. An der Pariser Klimakonferenz wurde vereinbart, die Wirkung der umgesetzten Massnahmen im Abstand von fünf Jahren zu überprüfen und allenfalls anzupassen. Kombiniert man dies mit dem UNEP-Bericht, erscheint eine weitere Verringerung des Kohleverbrauchs durchaus realistisch.

Kohleverbrauch (in Mio. Tonnen
Quelle: BP – World Energy Statistics

Mit dem Entscheid, Kohleunternehmen vom Anlageuniversum auszuschliessen, steht die Migros Bank nicht alleine da. Versicherungen wie zum Beispiel die Zurich oder Swiss Re, die aufgrund ihres Geschäftsmodells ebenfalls eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie verfolgen, haben kürzlich die Veräusserung ihrer Anteile an Kohleunternehmen bekanntgegeben. Konkret werden bei der Migros Bank alle Unternehmen ausgeschlossen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit der Förderung von Kohle zur Energiegewinnung verdienen. Ebenfalls ausgeschlossen werden Unternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Kohle zur Energiegewinnung erwirtschaften.

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4 Kommentare über “Keine Kohle mehr für Kohle”

  1. Und was leider beim ganzen Problem immer wieder nicht erwähnt wird: Gute 50 Prozent der Treibhausgase weltweit stammen aus der Massentierhaltung. Das möchte fast niemand ändern, weil man dann liebgewonnene Essensgewohnheiten ändern müsste!

    1. Sehr geehrter Herr Stäheli

      Vielen Dank für Ihr Kommentar. Kohle ist natürlich nicht der einzige Verursacher von Treibhausgasen. Änderungen von Gewohnheiten und Verhaltensweise von Individuen können ebenfalls zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Diese lassen sich jedoch im Rahmen von Investitionen nicht beeinflussen. Wir konzentrieren uns daher auf die von uns beeinflussbaren Faktoren. Der im Beitrag erwähnte Emmission Gap Report der UNEP identifiziert das grösste Einsparpotential im Energiesektor und damit unter anderem bei der Stromproduktion durch Kohle.

      Freundliche Grüsse
      Benjamin Gränicher

  2. SIE SCHREIBEN ZUR KOHLE: Das Pariser Klimaabkommen stellt die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit der Branche in Frage.
    WIR SAGEN: Es wird höchste Zeit, dass die Migros Bank und das Pariser Klimaabkommen alle Vulkane endgültig abstellt, denn die blasen, als Naturereignis, wesentlich mehr Abgase in die Luft. Nebst den bekannten anderen Schäden. Zudem: Wie sieht das mit den Flugzeugen aus, die von all den grün gefärbten Öko- Spezialisten dauernd für ihre meist nichts bringenden Konferenzen missbraucht werden? Nebst den Ferien- und Geschäftsreisen.
    Peter H. Kuhn

    1. Sehr geehrter Herr Kuhn

      Vielen Dank für Ihr Kommentar. Kohle ist natürlich nicht der einzige Verursacher von Treibhausgasen. Änderungen von Gewohnheiten und Verhaltensweise von Individuen können ebenfalls zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Diese lassen sich jedoch im Rahmen von Investitionen nicht beeinflussen. Wir konzentrieren uns daher auf die von uns beeinflussbaren Faktoren. Der im Beitrag erwähnte Emmission Gap Report der UNEP identifiziert das grösste Einsparpotential im Energiesektor und damit unter anderem bei der Stromproduktion durch Kohle.

      Freundliche Grüsse
      Benjamin Gränicher

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