Heizungsersatz: Clever planen und vorbereiten

Öl, Gas, Holzpellets, Holzschnitzel, Wärmepumpe oder Fernwärme? Wer sich als Immobilienbesitzerin und -besitzer mit der Sanierung und dem Heizungsersatz befasst, fällt einen Entscheid für die nächsten 20 bis 25 Jahre. Eine einwandfreie Auslegeordnung und eine fachliche Beratung sind dabei das A und O, wie der dritte Teil unserer Serie zum Thema Heizungssanierung zeigt.

Es sind ernüchternde Antworten, die man von Hauseigentümern erhält, wenn sie zum Heizungsersatz befragt werden. Was war der konkrete Anlass, dass sie den Kessel der alten Ölheizung ersetzt haben? Haben sich die Hauseigentümer dabei beraten lassen? Erfahrungen aus der Praxis zeigen: In den meisten Fällen waren Gebäudeeigentümer schlicht und einfach mit einem akuten Handlungsbedarf konfrontiert und entschieden sich kurzfristig für eine Ersatzlösung. Das klassische Beispiel: An einem eisig kalten Wochenende im Januar steigt die Heizung aus; ohne irgendwelche weiteren Abklärungen oder Planungen ruft der Eigentümer seinen Installateur zu Hilfe. Und dieser ersetzt in der Regel einen defekten alten Kessel durch einen neuen.

Nach 15 Jahren ist ein Grundsatzentscheid nötig

Gemäss einer Studie des Zürcher Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) ziehen bloss etwa 20 Prozent der befragten Eigentümer eine Alternative zum bisherigen Heizsystem in Betracht. Clemens Bohnenblust, Leiter der Fachstelle Energie bei der Migrol, empfiehlt stattdessen ein planmässiges Vorgehen: «Sobald ein Heizsystem ein Alter von etwa 15 Jahren erreicht hat, sollte man sich ganz grundsätzlich Gedanken machen.» Im Kern lautet die Frage: Für welchen Energieträger will ich mich längerfristig entscheiden? Da im Gebäudebestand nach wie vor Heizungen auf der Basis von Öl und Gas weit verbreitet sind, gilt die Weiterverwendung von fossilen Brennstoffen als eine von fünf Varianten (siehe Grafik):

  • Ölheizung
  • Gasheizung
  • Biomasse (Holzpellets bzw. Holzschnitzel)
  • Wärmepumpen (mit Erdsonde oder Luft-Wasser-Wärmepumpe)
  • Fernwärme

Unter den Varianten zum Heizungsersatz kommt neben den fossilen Energieträgern Öl und Gas eine Umrüstung auf erneuerbare Energie in Betracht, beispielsweise mit einer strombetriebenen Wärmepumpe. Zu unterscheiden ist dabei zwischen einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, welche die Energie aus der Umgebungsluft nutzt, und einer Wärmepumpe mit Erdsonde, die sich die Wärme im Erdreich in einer Tiefe von etwa 100 bis 300 Metern zunutze macht und relativ wenig Strom benötigt. Wärmepumpen sind aber – vor allem aufgrund der Zusatzkosten für die Bohrung der Erdsonde – meist mit grösseren Anfangsinvestitionen verbunden als ein einfacher Ersatz einer alten durch eine neue Ölheizung.

Die richtige Kombination macht’s

Wichtig ist zudem zu wissen, dass sich Wärmepumpen nur für bestimmte Gebäude effizient betreiben lassen. Die für das System nötige Vorlauftemperatur sollte eine Grössenordnung von 55 bis 60 Grad nicht übersteigen (sofern die Aussentemperatur nicht tiefer als -8 Grad liegt). Nicht erfüllen lässt sich diese Bedingung in älteren Wohnhäusern mit schlecht gedämmter Gebäudehülle und mit alten Radiatoren; hier sind Wärmepumpen also nicht geeignet. Oder umgekehrt: Sie sollten dann eingesetzt werden, wenn das Gebäude bereits ein gewisses Level an Energieeffizienz erreicht und über eine Fussbodenheizung verfügt.
Zu den erneuerbaren Energien zählen auch Holzpellets- und Holzschnitzel-Heizungen. Bei der CO2-Bilanz schneiden diese Varianten wie die Wärmepumpen wesentlich besser ab als konventionelle Öl- und Gasheizungen. Im Unterschied zu den Wärmepumpen kommen sie auch bei höheren Vorlauftemperaturen infrage.
Vor allem in städtischen Gebieten und Agglomerationen ist von Fall zu Fall die Variante von Fernwärme zu prüfen. Lässt der Standort den Anschluss an ein Fernwärmenetz zu, gilt dies in der Regel als sichere und nachhaltige Lösung. Die Kosten und auch die Umweltbilanz sind aber sehr unterschiedlich und hängen vom lokalen Energieversorger ab. Fernwärme aus Kehrichtverbrennungsanlagen schneidet z.B. bei der CO2-Bilanz gut ab.

Vor- und Nachteile verschiedener Wärmesysteme für Ein- und Mehrfamilienhäuser

Eigenenergieproduktion

Heutige Gebäude sind nicht mehr nur Energieverbraucher, sie lassen sich auch als Energieproduzenten nutzen. Dabei kann elektrische Energie, Wärme oder auch beides vor Ort produziert und genutzt werden. Welche Technologie sich sinnvoll und effizient einsetzen lässt, hängt vom gewählten Heizsystem ab.
Um die richtigen Entscheide zu fällen, sollte sich der Hauseigentümer selbst ins Bild setzen und wenn möglich eine kompetente Beratung in Anspruch nehmen, etwa bei Energieberatern von Gemeinden, Städten und Kantonen. Diese Dienstleistung ist oft kostenlos oder zumindest ausgesprochen günstig. Für komplexere Planungen und Systeme wird man sich mit Vorteil an einen Energie- oder HLKS-Ingenieur wenden. Auch die Migrol bietet Beratungen rund um das Thema Energie und Heizungsersatz an (siehe Link unten).

Planung ist die halbe Miete

Sobald der Hausbesitzer einen Grundsatzentscheid zum Energieträger und zur Planung gefällt hat, sollte er eine konkrete Offerte einholen. Im Fall einer Heizungspanne ist er damit klar im Vorteil: Die Offerte und eine Planung dazu liegen schon in der Schublade. Dann gilt es nur noch, die Offerte allenfalls zu aktualisieren und ihr Vergleichsofferten gegenüberzustellen.
Und noch eine Empfehlung: Selbst an kalten Wintertagen lässt sich ein Ausfall des Systems gut mit einer mobilen Heizanlage überbrücken und damit Zeit für eine profunde Entscheidung zum Heizungsersatz gewinnen. Wird der Entscheid ad hoc gefällt, sollte man sich der Konsequenzen bewusst sein. Migrol-Experte Clemens Bohnenblust hält dazu fest: «Wenn jemand unter Zeitdruck einfach einen alten Heizkessel ersetzt, stellt er damit die Weichen für die nächsten Jahre.» Die Wahl eines bestimmten Energieträgers ist dann schon gefällt, auch wenn der Eigentümer eigentlich eine andere Planung im Kopf hatte.

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