Die Anlagepolitik im Jahr 2016

Die Migros Bank erwartet eine nach wie vor hohe Volatilität an den Anlagemärkten. Doch mit einem langfristigem Anlagehorizont erscheinen Aktienanlagen auch im Jahr 2016 vielversprechend. Markus Wattinger, Leiter Asset Management, erläutert die Einschätzung der Finanzmärkte zum Jahresauftakt.

Das anfangs 2015 angekündigte „schwierige Anlagejahr“ ist eingetroffen. Man darf sogar von einem schlechten Jahr sprechen. Wir haben an dieser Stelle schon im Oktober darauf hingewiesen. 2015 war von vielen belastenden Einflüssen geprägt, welche immer wieder für hohe Volatilität sorgten und das Nervenkostüm der Anleger strapazierten. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses, die Krise in Griechenland und Wachstumssorgen in China sind nur einige Beispiele hierfür. Das 2015 hat uns nach einigen guten Jahren mit ansprechenden Renditen wieder eindrücklich gezeigt, dass ein langfristiger Anlagehorizont in der Vermögensverwaltung von grosser Bedeutung ist. Hier sind Parallelen von Anlagejahren und Weinjahrgängen erkennbar – nicht jedes Jahr ist ein gutes Börsenjahr.

Weltwirtschaftswachstum im 2016

Für 2016 gehen wir von einem soliden Weltwirtschaftswachstum von rund 3 Prozent aus. Während sich das Wachstum in den USA und Europa leicht verbessert, dürfte sich die Konjunktur in China und Asien weiter leicht abschwächen.

Insgesamt sehen wir die Wachstumsimpulse für 2016 gleichmässig aus den Industrieländern und aus den Schwellenländern kommen.

In den USA wird die Verbrauchernachfrage von der verbesserten Lage am Arbeitsmarkt profitieren. Auch positive Wohlstandseffekte und ein stärkeres Kreditwachstum wirken unterstützend. Für Europa glauben wir, dass die geldpolitischen Impulse der wirtschaftlichen Entwicklung weiterhin Schwung verleihen. Sowohl der private Konsum als auch leicht steigende Investitionsausgaben dürften für das Wachstum verantwortlich sein. Für die Schweiz erwarten wir ein Wachstum von rund 1,3 Prozent, welches hauptsächlich vom soliden Binnenkonsum getragen wird.

Taktische Positionierung: Aktien werden gegenüber Obligationen übergewichtet

Wir beurteilen die Aussichten für Aktien an der Schwelle zum Jahr 2016 positiv. Es besteht weiterhin Luft nach oben, sobald die Anleger die Folgen der ersten Zinserhöhungsrunde der US-Notenbank Fed einschätzen können. Aktienkurse dürften jedoch auch im 2016 eine holprige Entwicklung aufweisen. Es gibt einige Risiken und Unsicherheitsfaktoren zu beachten. Erinnern wir uns einerseits an das dritte Quartal 2015. Sorgen um das Wachstum in China führten zur einer grossen Verunsicherung über die globalen Wachstumsperspektiven und zu starken Korrekturen an den Aktienbörsen. Andererseits kommt die Kombination aus moderatem Weltwirtschaftswachstum und mehrheitlich expansiver Geldpolitik riskanteren Vermögenswerten wie Aktien zugute.

Wir bevorzugen Aktien der Eurozone, welche von günstigen Refinanzierungskosten durch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) profitieren.

Weiter wird die Exportwirtschaft der Eurozone vom schwachen Euro profitieren und ein ansprechendes Gewinnwachstum aufweisen. Schweizer Aktien dürften aufgrund der Stärke der Währung eher enttäuschende Gewinnausweise für das vergangene Jahr rapportieren. Wir erwarten jedoch mittelfristig ein solides Gewinnwachstum. Dies sollte, zusammen mit der Dividendenrendite von über 3 Prozent, für eine ansprechende Gesamtrendite von Schweizer Aktien sorgen.

Das Risiko-Rendite-Profil der sichersten Anleihen ist unattraktiv

Während die US-Notenbank die Zinssätze anheben wird, werden die EZB und die Schweizerische Nationalbank weiterhin eine lockere Geldpolitik betreiben. Dies dürfte den Raum für steigende Zinsen in der Eurozone und der Schweiz stark limitieren. Auf dem aktuellen Kursniveau würde bereits ein geringfügiger Renditeanstieg zu spürbaren Verlusten bei langlaufenden Anleihen führen. Vor diesem Hintergrund hat sich ein neuer Spruch bei den Asset Managern etabliert: Statt risikoloser Zinsen erhalte man am Anleihemarkt inzwischen zinslose Risiken.

Der Anstieg des USD könnte an Schwung verlieren

Der Markt geht von einem weiter steigenden USD aus. Nachdem sich der US-Dollar im 2015 gegenüber den Währungen der wichtigen Handelspartner stetig aufgewertet hat, notiert er nun handelsgewichtet auf dem höchsten Stand seit vielen Jahren. Die Stärke des Dollars dürfte sich im ersten Halbjahr 2016 fortsetzen, zumal die erste Zinserhöhung unterstützend wirkt und die EZB keine Veranlassung hat, ihren Lockerungskurs zu begrenzen. Die Bewertung des US-Dollars erscheint jedoch auf Basis der Kaufkraftparität angespannt. Zudem haben sich einige Fed-Vertreter über den möglichen Effekt des starken Dollars auf die Exporte und die Inflation besorgt geäussert.

Der Schweizer Franken dürfte sich gegenüber dem Euro im nächsten Jahr in engen Bandbreiten bewegen.

Solange die EZB weiter eine extrem lockere Geldpolitik betreibt, erscheint das Abwertungspotential des Schweizer Frankens limitiert.

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