Medikamente zur Gewichtsreduktion wie Ozempic oder Wegovy sind zurzeit sehr gefragt. Seit Viagra hat es nicht mehr einen so grossen medialen Hype um ein Medikament gegeben. Können diese Medikamente zur Gewichtsreduktion helfen die Zivilisationskrankheit der Fettleibigkeit zu bekämpfen?
Queen Latifah als Markenbotschafterin für Novo Nordisk
Ozempic oder Wegovy sind Medikamente zur Gewichtsreduktion, die dieses Jahr besonders gefragt sind. Selbst in den sozialen Medien wie Instagram oder TikTok wird für diese Medikamente geworben. Der mächtige dänische Pharmakonzern Novo Nordisk engagierte die US-Rapperin und Schauspielerin Queen Latifah für die Kampagne «It’s bigger than me», welche die Krankheit der Fettleibigkeit beleuchtet und Menschen mittels Medikamente zur Gewichtsreduktion zu einem besseren Lebensgefühl verhelfen möchte. Dieser mediale Hype und die starke Präsenz auf Social Media bringt Novo Nordisk hohe Umsätze ein. Im Jahr 2022 erwirtschaftete Novo Nordisk allein mit dem Medikament Ozempic einen Umsatz von rund acht Milliarden Franken. An der Börse hat die Aktie von Novo Nordisk in den letzten 5 Jahren über 230 Prozent an Wert zugelegt. Der Erfolg rund um die Medikamente zur Gewichtsreduktion ist so gross, dass sogar Lieferengpässe entstehen.
Abnehmen mit Medikamenten ist ein Milliardengeschäft
Für die Pharmaindustrie ist das Geschäft mit Medikamenten zur Gewichtsreduktion ein Milliardengeschäft. In den OECD-Ländern sind fast 60% der Menschen übergewichtig oder fettleibig. Als übergewichtig gelten jene Menschen, die einen Body-Mass-Index (BMI) von über 25 aufweisen, ab einem BMI von 30 spricht man von Fettleibigkeit (Adipositas). Übergewicht oder Fettleibigkeit ist eine Belastung für nationale Gesundheitssysteme. Die durch Übergewicht verursachten Kosten machen heute gemäss OECD bereits bis zu 15 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben westlicher Industriestaaten aus. Zu den wichtigsten Ursachen für Übergewicht gehören vor allem mangelnde Bewegung und eine zu reichhaltige unausgewogene Ernährung. So wundert es nicht, dass ein Medikament, das innerhalb von einem Zeitraum von eineinhalb Jahren einen Gewichtsverlust von 15 Prozent verspricht, auf offene Ohren stösst. Dabei wurde der Abnehm-Effekt eher zufällig entdeckt. Bei der Weiterentwicklung von Diabetes Medikamenten wurde das Darmhormon GLP-1 mit dem Wirkstoff Semaglutid, einem sogenannten GLP-1 Analoga nachgebildet. Der Wirkstoff Semaglutid, der einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt wird, senkt den Blutzucker und hilft somit Diabetes Patientinnen bei der Kontrolle ihres Blutzuckerspiegels. Bei der Einnahme des Semaglutids wurde eine weitere positive Nebenwirkung entdeckt: Diabetes Patientinnen verloren massiv an Gewicht. Das Besondere an Semaglutid ist seine appetithemmende Wirkung. Der Magen entleert sich langsamer und das Sättigungsgefühl wird folglich verstärkt. Diese positive Nebenwirkung hatte zur Folge, dass das Diabetes Medikament Ozempic auch gegen Übergewicht verschrieben und zu einem Klassenschlager von Novo Nordisk wurde. Kurz darauf wurde das Medikament Wegovy mit einer wesentlich höheren Konzentration des Wirkstoffes Semaglutid für speziell an Fettleibigkeit leidende Personen entwickelt.
Novo Nordisk ist seit Jahrzehnten führend im Bereich der Diabetes. Knapp 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Diabetes Medikamenten. Auch wenn dieser Markt stark wachsend ist, liegen noch mehr Wachstumsfantasien bei den Medikamenten zur Gewichtsabnahme. 650 Millionen Menschen leiden weltweit unter Fettleibigkeit während 425 Millionen unter Diabetes leiden. Der Markt für Fettleibigkeit ist um einiges grösser als derjenige für Diabetes. Für Pharmaunternehmen bietet dieser relativ junge Markt rund um Medikamente zur Gewichtsabnahme ein riesiges Wachstumspotential.
Jo-Jo-Effekt und hohe monatliche Kosten
Bis jetzt ist das Medikament sehr gut angekommen. Viele übergewichtige Menschen erhoffen sich mit dem Medikament schlanker zu werden und gesunder zu leben. Noch befinden wir uns am Anfang der Einführung von GLP-1 Medikamenten und es gibt durchaus kritische Stimmen. Einerseits führt der enorme mediale Hype um die Gewichtsabnahme zu einer Knappheit an GLP-1 Medikamente. Diabetes Patientinnen müssen teilweise auf die Medikamente verzichten, da das Medikament zur Gewichtsreduktion anstatt zur Blutzuckerregulation verwendet wird. Andererseits nehmen viele Patientinnen nach der Absetzung der Spritzen wieder an Gewicht zu. Hinzu kommt der hohe Preis des Medikamentes. So ist mit monatlichen Kosten von rund USD 1’300 zu rechnen. Nicht alle Krankenkassen sind bereit diese Kosten zu übernehmen. So bleibt das Medikament vorwiegend wohlhabenden Leuten vorenthalten, die den hohen Selbstbehalt bezahlen können.
Insgesamt bringen die Medikamente zur Gewichtsreduktion vermutlich viele Vorteile. Werden sie zusammen mit einer gesunden Ernährung und genügend Bewegung eingesetzt, helfen sie sie die Gesellschaftskrankheit der Fettleibigkeit und deren Folgekrankheiten wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Krankheiten zu bekämpfen. Bis jetzt nehmen nämlich Personen, die unter Fettleibigkeit leiden, kaum Medikamente für die Gewichtsreduktion ein. Die Gefahr ist jedoch, dass die Medikamente für Normalgewichtige zweckentfremdet und als Lifestyle-Medikamente für den Verlust von ein paar lästigen Kilos missbraucht werden. Der Hype auf Social Media hat das Medikament zu fest als Wundermittel zur schnellen Gewichtabnahme beworben.
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