Der Aufstieg des Impact Investings: vom Nischenphänomen zum Mainstream

Impact Investing symbolisiert einen bedeutenden Wandel in der Finanzwelt: weg von reiner Profitmaximierung hin zu einer ganzheitlichen Perspektive, die finanzielle, soziale und ökologische Ziele gleichermassen berücksichtigt.

Die Welt des Impact Investings erlebt einen beeindruckenden Aufschwung. Aktuelle Studien wie die von Swiss Sustainable Finance (SSF) zeigen einen bemerkenswerten Anstieg in der Schweiz: einen Zuwachs bei Impact-Investitionen und thematischen Investitionen, die eng mit Impact-Zielen verbunden sind, um 80 Prozent beziehungsweise 86 Prozent allein im Jahr 2022.

Dieser Trend zeichnet sich auch auf globaler Ebene ab: Der Impact Investing Global Market Report 2023 zeigt für 2023 einen Anstieg des Volumens an Impact-Investitionen auf 495,82 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 420,91 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 (+17,8 Prozent).

Was ist Impact Investing?

Die derzeitigen Definitionen von Impact Investing weichen in der Finanzwelt stark voneinander ab. Das Global Impact Investing Network (GIIN), der weltweite Vorreiter im Bereich Impact Investing, definiert Impact-Investitionen wie folgt:

Impact-Investitionen sind Investitionen mit dem Ziel, neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven sowie messbaren, sozialen und ökologischen Impact zu erzielen.

Global Impact Investing Network

Diese Definition unterstreicht das einzigartige Ziel von Impact Investing: Es geht nicht nur darum, mit dem Ziel von finanziellem Gewinn zu investieren, sondern mit der Absicht zu investieren, positive Veränderungen in der realen Welt zu bewirken. Wichtig also: Ohne Veränderung gibt es keinen Impact.

2023 erreichten die weltweiten Impact-Investitionen einen Rekordwert rund 500 Milliarden Dollar.

Von SRI über ESG zu Impact: die Evolution von Sustainable Finance

Die Entwicklung von Sustainable Finance zeigt, wie Finanzentscheidungen zunehmend von ethischen und ökologischen Werten geleitet werden, von den Anfängen des sozialverantwortlichen Investierens (SRI) bis hin zu den heutigen Impact-Investitionen.

Die Wurzeln nachhaltiger Finanzen: Sozialverantwortliches Investieren (SRI)

Die Idee, die Finanzwirtschaft nachhaltig zu gestalten, ist nicht neu: Aus dem Wunsch heraus, Investitionen mit religiösen, ethischen und moralischen Werten in Einklang zu bringen, entwickelten sich Mitte der 90er Jahre das Konzept und der Begriff des Socially Responsible Investing (SRI) – auf Deutsch «sozialverantwortliches Investieren».

Die Bewegung gewann an Schwung, als in den 1950er Jahren Investorinnen und Investoren begannen, nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die mit Alkohol, Tabak oder Waffen verbunden waren. Dies führte zur Gründung des Pax World Fund und des First Spectrum Fund im Jahr 1971. In den 1980er Jahren verlagerte sich der Fokus auf Umwelt- und Klimathemen, was 1984 zur Gründung des United States Sustainable Investment Forum (SIF) führte. Seit den späten 1990er Jahren hat sich SRI weiterentwickelt, um auch breitere ethische Überlegungen wie Arbeitspraktiken und Umweltschutz einzubeziehen.

Die Integration von ESG-Kriterien in die Finanzwelt

Mit der Einführung von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in den 2000er Jahren erfolgte eine bedeutende Weiterentwicklung von Sustainable Finance.  Im Vergleich zum SRI, das sich auf das Ausschliessen bestimmter Branchen konzentrierte, bieten ESG-Kriterien einen umfassenderen Ansatz. Sie berücksichtigen, wie die finanzielle Performance von Unternehmen durch Nachhaltigkeitsaspekte beeinflusst wird und betonen die Bedeutung des Risikomanagements. ESG hilft, Risiken und Chancen zu erkennen, die sich aus Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren ergeben.

Die Herausforderungen bei der Bewertung und Standardisierung von ESG-Kriterien, wie die unterschiedlichen Bewertungsansätze und der Mangel an einheitlichen Methoden, führen zu Unsicherheiten in der Interpretation von ESG-Ratings. Trotz dieser Herausforderungen spielt ESG eine wichtige Rolle in der Finanzwirtschaft, sowohl bei der Unternehmensbewertung als auch bei der Strukturierung von Finanzprodukten und -dienstleistungen.

Das Aufkommen des Impact Investings

Während SRI und ESG den Grundstein für die Integration ethischer und nachhaltiger Überlegungen in Investitionsentscheidungen gelegt haben, geht Impact Investing noch einen Schritt weiter. Dieser Ansatz konzentriert sich darauf, gezielt in Projekte und Firmen zu investieren, die nicht nur ESG-Kriterien erfüllen, sondern auch konkret positive Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt haben.

Dabei ist Impact Investing proaktiv und zielt darauf ab, dringende globale Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und den Zugang zu wesentlichen Dienstleistungen direkt anzugehen. Indem Kapital in Lösungen für diese Probleme gelenkt wird, trägt Impact Investing zu deren Minderung bei und setzt auf die Erzielung nachweisbarer positiver Ergebnisse in sozialen und ökologischen Bereichen, so die Definition des Global Impact Investing Network (GIIN).

Ethische Investitionen oder finanzielle Renditen?

In der Debatte um nachhaltige Finanzen steht oft die Frage im Mittelpunkt, ob ethische Investitionen mit finanziellen Renditen vereinbar sind.

Forschungsergebnisse zeichnen hier ein positives Bild: Impact-Investments können oft genauso gut oder besser als traditionelle Investitionen abschneiden. Darüber hinaus bieten nachhaltige Anlagestrategien Schutz gegen Risiken und verhindern, dass Vermögenswerte an Wert verlieren, etwa aufgrund sich wandelnder Vorschriften oder Verbraucherpräferenzen.

Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Technologien und Produkten fördert zudem die Rentabilität nachhaltiger Investitionen. Die 2017 Annual Impact Investor Survey von GIIN ergab, dass die Mehrheit der Befragten eine marktübliche Rendite erreichten und 91 Prozent der Investoren und Fondsmanager einen Gewinn erzielten, welcher ihren Erwartungen entsprach oder diese sogar übertraf.

Nachhaltige und Impact-Investitionen bieten also nicht nur ethischen Wert, sondern können auch finanziell vorteilhaft sein. Sie minimieren Risiken und fördern gleichzeitig positive soziale sowie ökologische Veränderungen.

Herausforderungen und Chancen: die aktuelle Landschaft des Impact Investings

Das wachsende Interesse und die steigende Nachfrage nach Impact-Investitionen stehen einem noch begrenzten Angebot gegenüber. Echtes Impact Investing geht über die Berücksichtigung von ESG-Kriterien hinaus und konzentriert sich auf Projekte oder Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen greifbare Lösungen für globale Herausforderungen wie die Klimakrise bieten.

Investorinnen und Investoren sind gefordert, kritisch zu hinterfragen, inwieweit ESG-Ratings die reale Wirkung von Unternehmen auf Gesellschaft und Umwelt widerspiegeln. Diese Ratings fokussieren oft auf finanzielle Risiken, die Nachhaltigkeitsfaktoren für Unternehmen darstellen, und weniger auf die Effekte der Unternehmenstätigkeit auf die Welt. So kann es vorkommen, dass ein Unternehmen ein positives ESG-Rating erhält, auch wenn seine Produkte oder Dienstleistungen keine positive Veränderung bewirken oder bestehende Probleme gar verschärfen könnten. Die gegenwärtige Praxis der ESG-Ratings reflektiert also eher das Risiko, das die Welt für Unternehmen darstellt, als die tatsächlichen Auswirkungen der Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft.

In der Welt des Impact Investings ist es deshalb für verantwortungsvolle Investorinnen und Investoren entscheidend, genau zu prüfen und sich gut zu informieren, damit ihr Geld wirklich etwas Gutes bewirkt.

Ein Ausblick: die Auswirkungen von gesetzlichen Entwicklungen auf Impact Investing

Was hält die Zukunft für das Impact Investing und die Impact-Investorinnen und Investoren bereit? Neue Gesetzesinitiativen in der Schweiz könnten Impact Investing schon bald massgeblich beeinflussen. Der Bundesrat schlägt vor, dass Finanzprodukte nur noch als «nachhaltig» gelten sollen, wenn sie spezifische Nachhaltigkeitsziele erfüllen oder zu deren Erreichung beitragen. Dies würde bedeuten, dass ESG-Investitionen nicht mehr in diese Kategorie fallen, sondern lediglich als Teil des normalen Investitionsprozess eines Anbieters betrachtet werden würden.

Solche gesetzlichen Änderungen könnten dazu führen, dass traditionelle Finanzinstitutionen echte Impact-Kriterien in ihre Anlagestrategien integrieren. Dies würde die Vielfalt und Transparenz von Impact-Investitionen erhöhen und die Integration von echtem Impact Investing in den Mainstream-Finanzmarkt fördern, wodurch mehr Klarheit und Authentizität in der Definition nachhaltiger Investitionen geschaffen werden.

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