Auf die Party folgt die Katerstimmung

Kryptowährungen wie Bitcoin haben im ersten Semester eine phänomenale Hausse verzeichnet. Mitte Juni überschritt die Marktkapitalisierung virtueller Währungen erstmals die magische Schwelle von 100 Mrd. Dollar. Seither setzte es aber empfindliche Kurseinbussen ab.

What goes up, must come down – die meisten Anleger kennen diese alte Börsenweisheit: Alles, was hoch steigt, kommt irgendwann wieder zurück. Mit Blick auf Kryptowährungen hat sich die Faustregel dieser Tage einmal mehr eindrücklich bestätigt. Nach der spektakulären Hausse in der ersten Jahreshälfte sind virtuelle Währungen wie Bitcoin und Ethereum mit kräftigen Kurseinbussen ins zweite Semester gestartet. Vorweg ist damit auch schon einiges gesagt: Kryptowährungen sind äusserst volatil, zumal der Handel fragmentiert und die Liquidität oft gering sind. Hohe Tagesschwankungen sind daher keine Seltenheit, sondern eher die Norm – jeweils mit Kursausschlägen in beide Richtungen.

Hohe Tagesschwankungen sind keine Seltenheit, sondern eher die Norm.

Ethereum etwa, die gemessen am Marktvolumen zweitgrösste virtuelle Währung, ist seit ihrem Allzeithoch am 12. Juni innert Monatsfrist um rund 50% eingeknickt. Wer zu Jahresbeginn in Ethereum investiert hat, steht dennoch als Gewinner da. In der Erwartung, dass sich Ethereum auf Kosten von Bitcoin schon bald zum Spitzenreiter unter den Kryptowährungen aufschwingen könnte, haben Investoren aggressiv in diese virtuelle Währung investiert. Der Wert avancierte von 9.56 Dollar (Ende 2016) bis zum Allzeithoch Mitte Juni um mehr als das Vierzigfache.

Quelle: www.coindesk.com (Stand: 17. Juli 2017).

Dieses Beispiel zeigt, dass der Markt für Kryptowährungen noch immer in den Kinderschuhen steckt. Sein Ursprung geht zurück auf die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise von 2008/2009. Unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto veröffentlichte 2008 ein Nutzer oder eine Gruppe von Programmierern – bis heute ist unklar, wer Satoshi Nakamoto tatsächlich ist – ein Arbeitspapier, das eine Kryptowährung vorstellte: «Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System». Ausschlaggebend für die Schaffung der Bitcoins war das Misstrauen gegenüber Notenbanken und der Intransparenz des Bankensystems. Basierend auf der Blockchain-Technologie, die der virtuellen Währung zugrunde liegt, zirkulieren Bitcoins als digitales Zahlungsmittel seit 2009 im Internet. Im Februar 2011 erreichte 1 Bitcoin erstmals die Wechselkursparität zum Dollar. Derzeit kostet 1 Bitcoin rund 2670 Dollar.

Kryptowährungen existieren lediglich als digitaler Code.

Inzwischen gibt es ein fast unüberschaubares Universum an virtuellen Währungen, die sich an Bitcoins anlehnen, und unzählige Plattformen, auf denen diese digitalen Währungen gehandelt werden: Mehr als 800 Kryptowährungen existieren heute. Am bekanntesten sind Bitcoin, Ethereum, Ripple und Litecoin. Diese Alternativwährungen übernehmen im Online-Zahlungsverkehr dieselben Funktionen wie herkömmliches Geld und dienen als Zahlungsmittel für reale Güter und Dienstleistungen.

Die grössten Kryptowährungen
RangVirtuelle WährungMarktkapitalisierung in Mrd. USD
1Bitcoin34,2
2Ethereum16,5
3Ripple6,1
4Litecoin2,2
5Ethereum Classic1,4
6Dash1,1
7NEM1,0
8IOTA0,60
9Monero0,49
10100,32
Quelle: www.coinmarketcap.com (Stand: 17. Juli 2017)

Dennoch unterscheiden sich alternative Währungen von klassischen wesentlich. Weder Zentralbanken noch Regierungen stehen für sie ein; das bedeutet unter anderem, sie sind nicht durch ein gesetzliches Zahlungsmittel etwa in Form von Münzen oder Scheinen hinterlegt. Kryptowährungen existieren lediglich als digitaler Code. Als Vorteil gilt dabei, dass sie dezentral aufgebaut sind und die Kontrolle nicht einer Zentralbank obliegt, sondern bei den Nutzern der digitalen Währung. Kryptowährungen wie Bitcoin sind somit ein virtuelles Zahlungsmittel ohne zentrale Abwicklungsstelle.

Die Blockchain ist sozusagen eine dezentralisierte Datenbank. In diesem System werden alle Aktionen zwischen den Nutzern gespeichert: Um Betrug zu vermeiden, wird der Weg eines Bitcoins aufgezeichnet und jede Transaktion in der Blockchain gespeichert. Das bietet Vor- wie Nachteile. Alle Nutzer haben Zugriff auf die gleichen Daten, und die Daten können nur bei Zustimmung aller Nutzer geändert werden. Damit sind Informationen nicht manipulierbar. Digitale Währungen können weltweit von jedem Rechner genutzt werden. Als Vorteil gilt auch die Anonymität der Überweisungen. Kryptowährungen gewähren letztlich einen hohen Schutz der Privatsphäre. Handkehrum nutzen aber auch Kriminelle deshalb diese Zahlungsmittel.

Für Investoren gibt es bis heute keine etablierte Beurteilungsmethode, ob eine digitale Währung nun teuer oder ein Schnäppchen ist.

Ein Unsicherheitsfaktor ist, dass das ganze System der alternativen Währungen weiterhin experimentell strukturiert ist. Zudem sind Akzeptanz und Verbreitung virtueller Währungen noch sehr begrenzt. Als allgemeines Tauschmittel oder Wertaufbewahrungsmittel sind sie nicht weitherum akzeptiert. Alles in allem haben Kryptowährungen einen langen Weg vor sich, ehe sie Kreditkarten und traditionelle Währungen im globalen Handel und Warenverkehr ersetzen können. Sie gewinnen aber an Bedeutung – begünstigt durch die Tatsache, dass Kryptowährungen in zusehends mehr Ländern eine Zahlungsmethode werden, die von einer wachsenden Anzahl von Dienstleistern anerkannt wird.

Für Investoren gibt es bis heute keine etablierte Beurteilungsmethode, ob eine digitale Währung nun teuer oder ein Schnäppchen ist. Der Wechselkurs alternativer Währungen wird allein durch Nachfrage und Angebot der Nutzer bestimmt und beruht zu einem guten Teil auf Vertrauen. In der Vergangenheit wurde das Vertrauen bereits mehrmals durch Betrugsfälle erschüttert. Vor diesem Hintergrund können Kursschwankungen im Tageshandel 20% bis 30% betragen, und der Markt wird oft durch spekulativen Handel getrieben.

Trotz der Unwägbarkeiten zweifeln Investoren heute kaum noch am Fortbestand der Kryptowährungen. Insbesondere die Blockchain-Technologie ist sehr zukunftsweisend und bietet vielversprechende Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise für Smart Contracts (intelligente Verträge) oder für Produktrückverfolgungen. Eher stellt sich die Frage, wohin sich der Markt in seinem Reifeprozess entwickeln wird und welche alternativen Währungen sich durchsetzen werden. In diesem Sinne eignen sich Kryptowährungen derzeit nur als Portfoliobeimischung für Anleger, die eine sehr hohe Risikobereitschaft aufweisen und längere Phasen ausgeprägter Kursrückschläge auch aussitzen können. Wer sich nicht an die oft intransparenten Bitcoin-Börsen wagen will, kann an der Wertentwicklung via Vontobel-Indexzertifikat (ISIN CH0327606114) partizipieren. Allerdings läuft es nur noch bis Juli 2018.

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Ein Kommentar über “Auf die Party folgt die Katerstimmung”

  1. Der Artikel ist kaum geschrieben und bereits schon stark veraltet ;-). Es ist viel passiert in den letzten paar Tagen. Der Bitcoin-Kurs ist wieder zurück nahe beim Höchststand. Daher: nix Kater. Die Party geht weiter. Ethereum hat aber tatsächlich Katerstimmung. Mir ist aber schleierhaft, weshalb die Migros Bank den Kauf eines Zertifikates empfiehlt, Bitcoin ist ausserhalb des regulären Investment-Universums von Banken, Brokern und privaten Vermögensverwaltern, und das hat auch seinen Sinn und Zweck. Ist grossartig für die Diversifizierung, da Bitcoin nach anderen Regeln funktioniert. Ich kann mir nur einen Vorteil bezüglich Kauf eines Zertifikates auf Bitcoin vorstellen: Es ist schwierig den Sicherheitslevel eines Online oder Offline Wallets zu beurteilen. Für Leute die sich mit IT auskennen ist es schwierig, aber Leute die nichts damit am Hut haben sind sicher recht verloren.

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