Wie erwartet, belässt die US-Notenbank Fed den Leitzins an ihrer Sitzung vom 29. Januar 2025 unangetastet. Damit ist eine längere Zinssenkungspause angebrochen. Diese ist wichtig und richtig, auch wenn dies Donald Trump missfällt. Dass die Fed gegenüber dem Weissen Haus aber dennoch standhaft bleiben muss, zeigt nicht zuletzt der Blick zurück in die 1970er-Jahre.
Jeder gute Western kennt es: das Duell der beiden Kontrahenten, bei dem die Frage um die Vormachtstellung ein für alle Mal geklärt wird. Ein solcher Showdown zeichnet sich auch zwischen US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jerome Powell ab. Denn Trump macht unmissverständlich klar, dass er (stark) sinkende Leitzinsen erwarte. Powell hingegen sieht sich mit einer ökonomischen Realität konfrontiert, die vorderhand keine weitere geldpolitische Lockerung erlaubt. Da Trump – gemäss seinen Äusserungen – mehr von Zinsen versteht als alle anderen, ist das Aufeinandertreffen der beiden Sheriffs von Washington vorprogrammiert.
Wohl nicht nur eine kurze Pause
Das scheint sich mit dem gestrigen Zinsentscheid zu bestätigen. Denn die Fed liess den Leitzins wie erwartet unangetastet zwischen 4,25 bis 4,5 Prozent. Nach drei Zinssenkungen in Folge legt sie somit eine Zinspause ein, was bei Donald Trump erwartungsgemäss für Verärgerung sorgte. Nur zwei Stunden nach dem Entscheid postete er, dass Powell die Wirtschaft falsch handhabe und es versäumt habe, das Problem zu stoppen, das die Fed mit der Inflation geschaffen hätte.
Dass der Fed-Chef an der Pressekonferenz nicht nur die Dauer der Senkungspause offen liess, sondern explizit von «keinem Grund zur Eile» sprach, trug zudem kaum zur Besänftigung des US-Präsidenten bei. Auch wenn Powell eine Stellungnahme zu Donald Trump vermied, dürfte die Beziehung zum Weissen Haus mehr als nur winterlich frostig sein.
Bloss kein zweiter Arthur Burns
Dessen ungeachtet erachten wir das Vorgehen der Fed als angemessen. Angesichts der bemerkenswert starken US-Konjunktur und der hartnäckig erhöhten Inflation hielten wir die marktimpliziten Zinssenkungserwartungen stets für überzogen. Dass die Fed mit Blick auf die Unsicherheiten der Trump-Politik nun innehält, ist dementsprechend nur folgerichtig. Eine Befolgung des präsidialen Diktats wäre hingegen fatal, wie die Vergangenheit zeigte. So hielt 1971 der damalige Fed-Vorsitzende Arthur Burns dem massiven Druck durch Präsident Nixon nicht stand. Die Notenbank senkte den Leitzins trotz der hohen Inflationsrisiken um insgesamt 2 Prozentpunkte. In der Folge kletterte die amerikanische Teuerungsrate auf über 12 Prozent. Wir gehen davon aus, dass diese unrühmliche Episode der Fed auch heute noch eine Lehre ist und sie sich daher weiter den Versuchen politischer Einflussnahme verwehren wird.
Insofern sehen wir uns in unserer Prognose bestätigt, dass eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte frühestens im Juni ansteht. Wobei auch dieser bei einer starken Wachstumsbeschleunigung der US-Wirtschaft nicht in Stein gemeisselt ist. Wirkt sich Trumps Regierungsprogramm sowohl konjunktur- als auch inflationsseitig stärker als erwartet aus, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass aus der Senkungspause ein Senkungsende wird. Die Finanzmärkte müssten sich dann nicht nur mit einer deutlich höheren als ursprünglich erwarteten «Terminal Rate» anfreunden, sondern sich sogar mit dem Gedanken an eine erneute Zinserhöhung vertraut machen.
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