Zinsausblick: Der Zinsanstieg wird sich fortsetzen

Während die Schweizerische Nationalbank (SNB) anlässlich ihrer jüngsten quartalsweisen Lagebeurteilung den Leitzins einmal mehr unverändert beliess, ist die Rendite zehnjähriger Eidgenossen anfangs Jahr deutlich gestiegen. In Anbetracht des aktuellen makroökonomischen Umfelds erwarten wir eine graduelle und moderate Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Die SNB hat Mitte März im Rahmen ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung die Geldpolitik ein zwölftes Quartal in Folge unverändert belassen. Der Leitzins (die Mitte des Zielbands für den Dreimonats-Libor in Schweizer Franken) und der Einlagenzins verharren bei -0.75%. Die Geldmarktzinsen werden noch länger tief bleiben, da eine Leitzinserhöhung in der Schweiz frühestens 2019 erfolgen wird. Eine frühere Anhebung des Leitzinses erachten wir als höchst unwahrscheinlich, weil dies die Attraktivität von Franken-Anlagen gegenüber Euro-Anlagen erhöhen würde und eine erneute Aufwertung des Frankens relativ zum Euro zur Folge hätte Die SNB wird den Leitzins folglich erst erhöhen, wenn die Europäische Zentralbank dies ebenfalls tut.

Anders verhält es sich bei den langen Laufzeiten. Die nachfolgende Grafik bildet die Divergenz zwischen (stagnierenden) kurzfristigen und (steigenden) langfristigen Zinsen in der Schweiz ab. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ist dieses Jahr deutlich über die Nullprozentschwelle gestiegen und hält sich derzeit bei 0,04%. Der Trend zu höheren Renditen dürfte sich graduell und moderat fortsetzen. Bis im April 2019 rechnen wir für zehnjährige Eidgenossen mit einem weiteren Aufwärtspotenzial von 0.25 Prozentpunkten.

Die langfristigen Zinsen tendieren nach oben
Renditen von Schweizer Staatsanleihen und Dreimonats-Libor. Quelle: Thomson Reuters Datastream

Auch in vielen anderen Währungsräumen haben die langfristigen Zinsen seit Jahresbeginn angezogen. Diese Entwicklung lässt sich mit einem Anstieg der Inflationserwartungen und der Realzinsen erklären (lesen sie hierzu auch unseren Blogartikel). Die Aufwärtstendenz hat sich in den vergangenen Wochen zwar wieder relativiert, das makro-ökonomische Umfeld deutet dennoch auf eine Fortsetzung des Zinsanstiegs in den langen Laufzeiten hin. In den USA wird Donald Trumps Steuerreform den US-Konjunkturaufschwung wohl verlängern, wodurch die Teuerung zunehmen dürfte. Eine weitere Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China könnte die Inflationserwartungen ebenfalls anheizen. Gleichzeitig wird das Fed mit der Normalisierung der Geldpolitik für weiter steigende Realzinsen sorgen. In der Eurozone wiederum setzt sich der Konjunkturaufschwung fort. Der stetige Rückgang der Arbeitslosigkeit reflektiert eine zunehmende Auslastung der Produktionskapazitäten.

Vor diesem Hintergrund sind in der Schweiz auch die Zinsen für Festhypotheken etwas gestiegen. Wir erwarten, dass sich diese Tendenz über die nächsten zwölf Monate fortsetzt. Bei einer Laufzeit von zehn Jahren rechnen wir mit einem Anstieg von 0,25 Prozentpunkten. Das Aufwärtspotenzial ist umso geringer, je kürzer die Laufzeit (siehe Grafik). In einem Umfeld steigender langfristiger Zinsen lassen sich mit Festhypotheken günstige Finanzierungskonditionen über mehrere Jahre sichern.

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