Wie «grün» ist Ihr Fonds? – Labels für nachhaltige Finanzprodukte

Der Terminus «Nachhaltige Geldanlagen» ist kein geschützter Begriff. Jeder Anbieter hat eine eigene Definition für Nachhaltigkeitsfonds entwickelt. Dank Labels lässt sich einfacher feststellen, was exakt darunter zu verstehen ist.

Jeder kennt die bunten Gütesiegel wie Max Havelaar, MSC und Heidi. Allein im Lebensmittelbereich zählt Labelinfo.ch 64 Gütesiegel für die Schweiz. So unterschiedlich die Labels auch sind, erfüllen sie doch immer dieselben Grundfunktionen. Anhand des Max Havelaar Labels, das für faire Handelspraktiken steht, lassen sich diese genau erklären.

Produkteigenschaft: Bereits auf den ersten Blick erkennt der Käufer eines Produkts mit dem Max Havelaar Label, dass die Kleinbauern und Plantagenarbeiter in Entwicklungs- und Schwellenländern einen fairen Lohn erhalten und somit ihr Leben aus eigener Kraft nachhaltig verbessern können.
Standard: Die vergebende Organisation wirkt an der Ausarbeitung eines Standards mit oder setzt diesen sogar selber fest. Dieser Standard wird kontinuierlich überprüft und verbessert. Im Fall von Max Havelaar ist dies der unabhängige Dachverband Fairtrade International.
Kontrolle: Das Label besteht auf Transparenz und übt, auch in Zusammenarbeit mit anderen Zertifizierungsstellen, eine Kontrollfunktion aus.

Für den Kunden bedeutet ein bekanntes Label einen Effizienzgewinn. Einmal recherchiert, kann der Kunde jedes Produkt mit dem entsprechenden Siegel guten Gewissens kaufen.

Ein Label vermittelt Vertrauen

Im Anlagegeschäft muss jeder Fonds für die Zulassung durch die Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) auf die rechtlichen Rahmenbedingungen geprüft werden. Die Zulassung durch die FINMA kann man bereits als eine Art Siegel interpretieren. Folglich bestand historisch gesehen wenig Anlass für weitere Labels. Mit dem Aufstieg nachhaltiger Finanzanlagen änderte sich die Situation aber schlagartig. Ein Investor will nicht mehr nur die rechtlichen Rahmenbedingungen geprüft haben, sondern auch wissen, wie die Bank ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeitsaspekte (ESG) in ihre Analyse integriert. ESG ist die englische Abkürzung für «Environment, Social and Governance».

Während im Lebensmittelbereich jedoch eine Fülle an unterschiedlichen Labels besteht, ist die Auswahl im Bereich nachhaltiger Finanzanlagen gering. Sieht man von unternehmenseigenen Labels wie die Marke Futura der Raiffeisen-Gruppe oder den staatlichen Labels in Frankreich und Österreich ab, verbleiben nur zwei unabhängige Organisationen für die Vergabe von Labels an die Fondsindustrie: Luxflag und Eurosif. Luxflag, die kleinere der beiden Organisationen, vergibt erst seit 2014 ein ESG-Label. Nur 13 Fonds tragen dieses Label. Die deutlich grössere Organisation Eurosif und ihr Partner im deutschsprachigen Raum, das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), setzen heute den europäischen Standard im Bereich nachhaltiger Kapitalanlagen. Über 700 nachhaltige Anlagefonds unterstehen bereits dem Europäischen Transparenz Kodex und tragen das entsprechende Transparenzlogo (siehe Bild).

Doch wie genau funktioniert das Label, mit dem auch die nachhaltigen Fonds der Migros Bank gekennzeichnet sind? Kommen wir zurück auf die drei Grundfunktionen eines Labels.

Produkteigenschaft: Das Logo findet sich nur bei Fonds mit einem nachhaltigen Investmentansatz und grenzt die Fonds so vom traditionellen Fondsuniversum ab.
Standard: Aufgrund der Vielfalt verschiedener Anlagestrategien und Ausprägungen von Nachhaltigkeit verzichtet das FNG auf eine Vorgabe von Kriterien für einen Nachhaltigkeitsfonds. Vielmehr wurde ein Standard für die Offenlegung aller wichtigen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit des Fondsanbieters entwickelt. In vier Bereichen muss die Fondsgesellschaft im sogenannten Transparenzbericht zu ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, der Evaluierung von Unternehmen, dem Fondsmanagement-Prozess und den Kontrollen Auskunft geben.
Kontrolle: Das FNG kontrolliert die im Transparenzbericht offengelegten Informationen auf Vollständigkeit und Verfügbarkeit. Auf eine Revision der beschriebenen Prozesse wird verzichtet.

Nachhaltigkeit hat viel mit Transparenz zu tun

Wie der Name bereits impliziert, ist das Transparenzlogo nur zuständig für die standardisierte Offenlegung der Informationen für den Anleger. Möchte der Anleger also wissen, wie sein Fonds mit Umweltfragen umgeht, findet er diese Informationen im Transparenzbericht. Da die Anbieter aber nicht gezwungen werden, ihren individuellen Nachhaltigkeitsansatz einem Standard zu unterwerfen, ist die Hürde zur Erlangung des Labels als eher tief einzuschätzen. Umso mehr sollte es Anleger erstaunen, wenn ein Anbieter auf das Label verzichtet.

Aus Investorensicht empfiehlt es sich weiterhin, den Transparenzbericht zu studieren. Da ein solcher Transparenzbericht meistens mehrere Seiten umfasst, empfiehlt es sich das Augenmerk auf einige wesentlichen Punkte zu richten. In diesem Blogbeitrag finden sich die wichtigsten Punkte bei der Auswahl kurz zusammengefasst.

Lesetipps

Transparenzbericht nachhaltige Migros Bank Fonds

Fragebogen des Europäischen Transparenzkodex

Morningstar: Wie nachhaltig sind Nachhaltigkeitsfonds

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