Wie finanziert die Schweizer Bevölkerung ihr Wohneigentum?

Über ein Drittel der Mieter will Wohneigentum erwerben. Für dieses Ziel sparen die meisten gezielt an, am häufigsten über ein Sparkonto und die Säule 3a. Und wer das Geld schliesslich beisammen hat, schliesst die Hypothekarfinanzierung in drei Viertel der Fälle über seine Hausbank ab. Das geht aus einer Umfrage der Migros Bank hervor.

Im August 2018 führte die Migros Bank mit dem Marktforschungsinstitut LINK eine Umfrage bei über 2000 Personen in der Deutsch- und Westschweiz durch. Die Befragten waren zwischen 30 und 60 Jahre alt – stammten also aus der Bevölkerungsgruppe, die sich besonders intensiv mit der Finanzierung von Wohneigentum auseinandersetzt. 59 Prozent der Befragten besassen Wohneigentum, 41 Prozent waren Mieterinnen und Mieter.

Weit verbreiteter Wunsch nach Wohneigentum

37 Prozent der befragten Mieterinnen und Mieter spielen mit dem Gedanken, in den nächsten Jahren Wohneigentum zu erwerben. Neun von zehn dieser Mieter sparen bereits gezielt auf den Kauf einer Immobilie. Mit Abstand am meisten genutzt werden dafür das Sparkonto (65 Prozent der Nennungen) und die Säule 3a (61 Prozent). 28 Prozent planen, Gelder aus der Pensionskasse zu beziehen.
Nur ein geringer Anteil der Immobilieninteressierten spart mithilfe eines Fondssparplans oder eines Wertschriftendepots. Dies, obwohl sich gerade beim durchschnittlichen Anlagehorizont von acht bis zehn Jahren ein Fondssparplan besonders eignen würde und gegenüber anderen Sparformen die Chance auf eine deutlich attraktivere langfristige Rendite verspräche.

Hypotheken – am liebsten von einer Bank

Egal, ob es sich um Mieter handelt, die eine Hypothekarfinanzierung beabsichtigen, oder um Wohneigentümer, die bereits eine Hypothek besitzen: Knapp drei Viertel der Befragten bevorzugen für den Hypothekarabschluss eine Bank, nur 2 Prozent eine Versicherung oder Pensionskasse. Für gut ein Fünftel spielt die Art des Anbieters keine Rolle.

Kriterien für die Wahl einer Hypothekarbank

Was bewegt Wohneigentümerinnen und -eigentümer dazu, für die Hypothek ein bestimmtes Finanzinstitut zu wählen? In der Umfrage der Migros Bank war bei 60 Prozent der Fälle ausschlaggebend, dass man bereits Kundin oder Kunde des betreffenden Instituts war. In 24 Prozent der Fälle war die Empfehlung von Freunden bzw. Bekannten entscheidend; der gute Eindruck vom Hörensagen her war in 13 Prozent und die Empfehlung oder Vorgabe des Verkäufers in 7 Prozent verantwortlich. Eigene Internet-Recherchen oder Online-Vergleichsportale waren nur in 7 bzw. 2 Prozent der Fälle ausschlaggebend. Online-, Print- und Fernsehwerbung hatten bei der Wahl des Finanzierungspartners lediglich eine untergeordnete Bedeutung.
Unterm Strich schlossen schliesslich 73 Prozent der Wohneigentümer die Hypothek bei ihrer bestehenden Hausbank ab. In vier von zehn Fällen erfolgte der Abschluss bei der Hausbank, ohne dass eine Vergleichsofferte einer anderen Bank eingeholt wurde.

Der Abschluss über den Kundenbetreuer dominiert

Beim Abschluss spielt der Online-Kanal praktisch keine Rolle: In der Umfrage der Migros Bank schlossen 96 Prozent ihre Hypothek «klassisch» bei einer Kundenbetreuerin oder einem Kundenbetreuer in einer Niederlassung ab. Dieser Prozentsatz war im Alterssegment der 46- bis 60-Jährigen und in der jüngeren, tendenziell internetaffineren Gruppe der 30- bis 45-Jährigen praktisch gleich hoch.
Immerhin: Jeder Siebte nutzte vor dem Vertragsabschluss Online-Tools, um sich über die Hypothekarangebote zu informieren. Auch bei der Migros Bank machen Kundinnen und Kunden rege von der Möglichkeit Gebrauch, die Konditionen und Kriterien online zu prüfen, um sich dann bei Bedarf mit einem Betreuer persönlich auszutauschen. Ebenfalls häufig genutzt wird die Möglichkeit, auf der Webseite einen Beratungstermin direkt und verbindlich zu buchen.

Was begünstigt Online-Abschlüsse?

Nur knapp 4 Prozent schlossen die Hypothek ganz oder zumindest teilweise online ab. Dabei wurde zumeist die Hypothek online beantragt, und daraufhin erfolgte ein Kontakt mit einem Mitarbeitenden in einer Niederlassung. Warum wurde der Online-Kanal für die vollständige oder zumindest teilweise Vertragsabwicklung gewählt? Die wichtigsten Gründe in absteigender Bedeutung waren die grössere Bequemlichkeit, der bewusste Verzicht auf Beratung aufgrund ausreichender eigener Kenntnisse, unpassende Öffnungszeiten der Niederlassung, Zeitersparnis, unabhängige Beratung, fehlende Niederlassung eines Anbieters in der Nähe sowie die Vermutung, bessere Konditionen zu erhalten.

Ein Drittel der Befragten, die «klassisch» abschlossen, hofften, im persönlichen Beratungsgespräch mit dem Kundenbetreuer bessere Konditionen aushandeln zu können, und sahen daher bewusst von einem Online-Abschluss ab. Bei einem weiteren Drittel war die Ursache für den Verzicht auf den Online-Kanal, dass sie sich ohne Beratung unsicher gefühlt hätten. Der häufigste Grund (mit 44 Prozent der Nennungen) für den Verzicht auf den Online-Kanal war dessen fehlende Bekanntheit oder Verfügbarkeit, insbesondere bei der eigenen Hausbank.

Die Migros Bank ihrerseits konnte das Volumen der online getätigten Abschlüsse in den letzten zwei Jahren verdreifachen. Die Bedeutung des Kanals ist also nicht zu unterschätzen. Die Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass Online-Hypotheken hierzulande zurzeit noch einen Nischenmarkt darstellen; bei der Wohneigentumsfinanzierung dominiert der Abschluss über die Hausbank. Von ihr erwarten die Kundinnen und Kunden im persönlichen Gespräch die nötige Beratung und vorteilhafte Konditionen. Trotzdem spielen Online-Tools eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Recherche, bei der Ermittlung von Konditionen, bei Berechnungen oder bei der Terminvereinbarung.

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