Die richtigen Weihnachtsgeschenke zu finden, ist jedes Jahr eine grosse Herausforderung. Ökonomen, Psychologen und Soziologen halten zwar verschiedene Tipps bereit. Aber einen Königsweg gibt es nicht.
Buch, Parfüm, Gourmet-Geschenkkorb, Krawatte? Viele zerbrechen sich den ganzen Advent über den Kopf, was sie zu Weihnachten verschenken sollen. Wer wenig Kreativität und Zeit aufwendet, legt einfach Geld und Gutscheine unter den Weihnachtsbaum. Tatsächlich ist das die bessere Lösung als Warengeschenke, so die Überzeugung von Ökonomen wie Joel Waldfogel.
Geldgeschenke – die richtige Wahl aus Ökonomensicht
Seit Jahren beschäftigt sich der Wirtschaftsprofessor Joel Waldfogel an der Carlson School der University of Minnesota mit der Ökonomie des Schenkens. In seinem Werk «Scroogenomics: Why You Shouldn’t Buy Presents for the Holidays» setzt er sich mit der Problematik auseinander, dass der Schenkende die Warenauswahl trifft und nicht der Beschenkte. Der Schenkende weiss in aller Regel nicht genau, was der Beschenkte mag oder möglicherweise bereits hat. Demzufolge besteht ein grosses Risiko, dass das Geschenk wenig Nutzen stiftet und wenig Wert hat.
Ökonomisch heisst das: Pro Franken, den wir für ein Weihnachtsgeschenk ausgeben, erzeugen wir weniger Zufriedenheit, als wenn der Beschenkte mit demselben Betrag selbst etwas für sich kauft. Experimente von Waldfogel zeigen, dass Geschenke im Schnitt 20 Prozent weniger Befriedigung schaffen als die Dinge, die man sich selbst kauft. Hochgerechnet auf das gesamte Volumen der Weihnachtsgeschenke entspricht das allein in der Schweiz einer Verschwendung von mehreren 100 Millionen Franken – ein Graus nicht nur für Ökologen, sondern mindestens so sehr auch für Ökonomen. Die Wirtschaftswissenschaft postuliert daher Geldgeschenke. Sie sind die effizienteste Art von Weihnachtspräsenten. Denn so kann sich der Beschenkte genau das kaufen, was er wirklich will und braucht.
Schenk dich glücklich
Ein Geschenk für 100 Franken, das wir unter den Weihnachtsbaum legen, hat dagegen für den Beschenkten im Schnitt nur einen Wert von 80 Franken. So weit die Ökonomie. Ihr widerspricht die Psychologie: Geschenke vernichten nicht einfach materielle Werte, sondern sie schaffen andere, nämlich emotionale Werte. Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass beim Schenkenden das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird. Schenken macht also den Schenkenden glücklich.
Nicht nur aus diesem Grund wählen wir beim Schenken oft eher ein teureres als ein günstigeres Geschenk. Sondern auch deshalb, weil wir glauben, die beschenkte Person empfinde bei einem teureren Geschenk automatisch eine höhere Wertschätzung. Das ist aber nicht der Fall, wie eine Studie der Stanford University zeigt. Wichtig für die Wertschätzung durch die beschenkte Person ist stattdessen der Nutzen, den ihr das Geschenk stiftet.
Und dieser Nutzen braucht sich nicht allein auf den Alltagsgebrauch zu beschränken. Ein Geschenk sei Teil der sozialen Kommunikation, erklärt der Soziologe Holger Schwaiger, der seine Dissertation über das Schenken verfasst hat. Schwaiger erläutert: «Mit dem Geschenk wird eine Botschaft gesendet: Ich möchte eine soziale Beziehung mit dir pflegen.» Allerdings birgt jede Form der Kommunikation die Gefahr von Missverständnissen – und das gilt auch für das Schenken. Einen einfachen Königsweg des Schenkens gibt es nicht.