Wachstumsmarkt Diabetes

Diabetes ist eine der häufigsten Krankheiten dieses Jahrhunderts. Die Digitalisierung und neue Antidiabetika verbessern die Lebensqualität von Diabetes-Patient*innen enorm. Wenige Unternehmen dominieren den Markt und profitieren von einer hohen Preissetzungsmacht.

Die Krankheit des 21. Jahrhunderts

Die Krankheit Diabetes ist sehr verbreitet. Weltweit leiden 425 Millionen Menschen an Diabetes, in der Schweiz sind es rund 500’000. Gemäss Schätzungen der Internationalen Diabetes-Föderation wird die Zahl der weltweiten Diabetiker*innen bis zum Jahr 2045 auf über 780 Millionen ansteigen.

Diabetes mellitus ist ein Oberbegriff für chronische Stoffwechselkrankheiten, die sich in einem erhöhten Blutzuckerspiegel äussern. Man unterscheidet zwei Formen von Diabetes: Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes. Normalerweise produziert der Körper bei der Nahrungsaufnahme Insulin und sorgt damit dafür, dass der aufgenommene Zucker (Glukose) ins Gewebe gelangt und weiterverarbeitet wird. Bei Diabetiker*innen ist die Insulinproduktion gestört oder gar nicht vorhanden. Typ-1-Diabetiker*innen können kein eigenes Insulin mehr produzieren und müssen sich deshalb regelmässig Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Eine unzureichende Insulinzufuhr kann unter anderem zu Herzkrankheiten oder Sehkraftverlusten führen. Die meisten Diabetiker*innen (ca. 90 Prozent) leiden allerdings unter Typ-2-Diabetes. Bei dieser Form stören mangelnde Bewegung, Übergewicht sowie erbliche Faktoren eine ausreichende Insulinproduktion. Typ-2-Diabetes kann normalerweise in einem frühen Stadium mit Sport und einer ausgewogenen Ernährung und in einem mittleren Stadium mit der Einnahme von nicht-insulinhaltigen Antidiabetika (blutzuckersenkende Medikamente) behandelt werden. Nur in einem späten Stadium ist die Einnahme von Insulinmedikamenten zwingend.

Neue Innovationen sorgen für höhere Umsätze

Der Diabetes-Markt gewinnt für die Pharmabranche immer mehr an Bedeutung. Einerseits sind die Kosten der Behandlung (Insulin und Antidiabetika) sehr hoch und werden weiter steigen. So bezahlen Diabetiker*innen in der Schweiz jährlich pro Kopf rund 11’750 Franken für Diabetes Behandlungen. Andererseits gibt es neue Behandlungsmöglichkeiten, die die Lebensqualität der Diabetiker*innen deutlich erleichtern werden.

Für die Typ-1-Diabetiker*innen ist es vor allem die Digitalisierung, die zu einer höheren Lebensqualität führt. Bis vor Kurzem mussten sich Typ-1-Diabetiker*innen mehrmals täglich in die Fingerkuppen stechen, um den Blutzucker zu messen. Nun gibt es Sensoren, die direkt den Blutzuckerspiegel messen und die Werte per Bluetooth an das Smartphone schicken. Weitere Errungenschaften der Digitalisierung sind automatisierte Insulinpumpen, die das regelmässige Spritzen von Insulin ersetzen.

Für Typ-2-Diabetiker*innen gibt es auch neue Behandlungsmöglichkeiten wie GLP-1 Medikamente, die neben der Regulation des Blutzuckers das vorzeitige Sterblichkeitsrisiko reduzieren. Einige Patient*innen verlieren mit der Einnahme von GLP-1 Medikamenten sogar Gewicht, was für Typ-2-Diabetiker*innen ein idealer Nebeneffekt ist. Die schlankmachende Wirkung der GLP-1 Medikamente führt dazu, dass das Medikament nicht nur zur Behandlung von Diabetes verwendet wird, sondern vermehrt auch als Mittel zur Gewichtsreduktion. Elon Musk benutzte jüngst das GLP-1 Medikament Ozempic von Novo Nordisk zur Gewichtsreduktion und befeuerte damit die Begeisterung auf den sozialen Netzwerken.

Oligopol und Insulin-Knappheit

Der Diabetes-Markt ist zweifelslos ein Wachstumsmarkt. Weltweit kontrollieren die drei Pharmakonzerne Eli Lilly, Novo Nordisk und Sanofi das Insulingeschäft und den Markt für nicht-insulinhaltige Antidiabetika – dementsprechend hoch ist deren Preissetzungsmacht. Aufgrund der kleinen Anzahl Anbieter und der grossen Nachfrage nach Insulin und Antidiabetika sprechen Fachpublikationen wie beispielsweise das renommierte Nature Journal von einer oligopolähnlichen Situation. Die Unternehmen stiegen vor 100 Jahren in den Insulinmarkt ein, nachdem die Erfinder von Insulin ihr Patent für einen symbolischen Preis von 1 Dollar verkauften. Seitdem sind die Preise für Insulin-Medikamente enorm gestiegen, und aufgrund der geringen Anzahl Anbieter wurde der Wettbewerbsmechanismus ausgehebelt. Die hohen Gesundheitsausgaben führen dazu, dass nicht alle Diabetiker*innen ausreichend Insulin erhalten. Denn viele Diabetiker*innen reduzieren aufgrund der Kosten ihre Insulin-Medikamente und gehen dabei hohe gesundheitliche Risiken ein.

Das Missverhältnis zwischen Produktionskosten von Insulin und Verkaufspreisen sorgte in den USA für grosse Empörung in der Öffentlichkeit. Die US-Regierung hat angesichts der steigenden Gesundheitsausgaben letzten Sommer als Teil des Inflation Reduction Acts die Selbstbeteiligung für Insulinmedikamente von Medicare-Patienten*innen auf 35 Dollar begrenzt. Medicare ist die öffentliche und bundesstaatliche Krankenversicherung innerhalb des Gesundheitssystems der USA für über 65-jährige und behinderte Bürger*innen. Die demokratischen Abgeordneten wollten ursprünglich die Obergrenze von 35 Dollar auch auf andere Versicherungsformen ausdehnen, konnte dies aber wegen besonderen Gesetzgebungsverfahren nicht umsetzten. Eli Lilly kürzte daraufhin freiwillig den Preis für Insulin um bis 70 Prozent – vermutlich war der politische Druck und die Angst vor drastischeren Massnahmen der Regierung zur Reduktion von Gesundheitsausgaben zu gross. Der Konkurrent Novo Nordisk zog nach und wird ab Januar 2024 die Listenpreise für mehrere Insulinmedikamente senken. Die Unternehmen dürften aber weiterhin von der zunehmenden Ausbreitung von Diabetes und den Innovationen profitieren. Besonders die neuen nicht-insulinhaltige Antidiabetika der GLP-1 Medikamente, die neben Diabetes auch Fettleibigkeit (Adipositas) bekämpfen, eröffnen einen neuen Markt mit hohen Gewinnaussichten.

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