Update zur Anlagepolitik der Migros Bank

Nach einem äusserst turbulenten Jahresauftakt hat sich die Lage an den internationalen Finanzmärkten gegen Ende des ersten Quartals wieder beruhigt. Markus Wattinger, Leiter Asset Management der Migros Bank, erläutert die Gründe für das Auf und Ab an den Börsen und wagt einen Ausblick.

Rückkehr der Volatilität

Die ersten Wochen des Jahres haben es in aller Deutlichkeit gezeigt: Die Volatilität bleibt an den internationalen Finanzmärkten, wie oft schon an dieser Stelle erwähnt, hoch. Entsprechend turbulent gestaltete sich denn auch der Jahresauftakt – sinkende Aktienkurse und die Flucht in sichere Häfen wie Staatsanleihen oder Gold zeugten von der Verunsicherung der Investoren und sorgten für einen historisch schlechten Jahresauftakt. Ein wider Erwarten weiter sinkender Erdölpreis, erneut aufflammende Ängste bezüglich einer harten Landung der chinesischen Volkswirtschaft sowie Zweifel an der Robustheit der Konjunktur in den Industrieländern bildeten den Nährboden für eine veritable Berg- und Talfahrt der Märkte im ersten Quartal.

Erholung auf breiter Front

Per Ende März konnten jedoch viele Märkte die zwischenzeitlich herben Verluste wieder ausgleichen oder mindestens stark begrenzen. Viel zum Stimmungsumbruch beigetragen hat die Stabilisierung der Erdölpreise, die für eine zwischenzeitliche Entlastung der Emerging Markets und grosser Teile des globalen Energiesektors sorgte. Aber auch die Versorgung der Wirtschaft mit immer neuer Liquidität durch die Zentralbanken in Europa und Japan trug massgeblich zur Korrektur der übertrieben negativen Marktreaktion bei. Für die nächsten Monate rechnen wir mit einem Fortschreiten der aktuellen Erholung, allerdings dürfte es in absehbarer Zeit immer wieder zu einer zwischenzeitlichen Rückkehr der Volatilität kommen.

Konjunktur noch immer auf Kurs

Nur wenig geändert hat das turbulente erste Quartal an unserer Einschätzung der globalen Konjunktur: Weiterhin gehen wir von einem Weltwirtschaftswachstum von ca. 3% für das laufende Jahr aus. In den USA sprechen in erster Linie ein Arbeitsmarkt in hervorragender Verfassung und ein weiter stabiler Binnenkonsum deutlich für eine anhaltende wirtschaftliche Expansion. Und in Europa scheint der konjunkturelle Aufschwung mit dem Anziehen der privaten Investitionen endlich ein zweites Standbein neben dem Privatkonsum gefunden zu haben. Hier wirkt die von der EZB massgeblich geförderte Kreditvergabe sicherlich unterstützend.

Aber auch in der Schweiz mehren sich die Zeichen, dass die schlimmsten Folgen des Frankenschocks endlich verdaut sind.

Die wichtigsten konjunkturellen Vorlaufindikatoren deuten hier auf ein – zwar noch verhaltenes – Wachstum, das endlich auch von wieder anziehenden Exporten begünstigt werden dürfte.

Allokation: Aktien weiter Trumpf

Vor diesem Hintergrund bleiben für uns Aktien die Anlageklasse mit den vielversprechendsten Aussichten. Zwar haben die Risiken tendenziell etwas zugenommen, allerdings bleiben die Bewertungen der meisten Märkte angemessen, die Risikoprämien im historischen Vergleich hoch und viele Qualitätstitel überzeugen mit einer saftigen Dividendenrendite.

Überaus günstig scheint uns das Segment der Emerging Markets zu sein. Hier glauben wir, dass nach jahrelangem Sinkflug ein Wendepunkt erreicht und das Renditepotential gross ist. Aber auch die Aktienmärkte der sich immer noch in einer konjunkturellen Erholungsphase befindlichen Eurozone sollten von den im März eingeleiteten zusätzlichen Lockerungsmassnahmen der EZB weiter Rückenwind bekommen. Hingegen sehen wir nur wenig Verbesserungspotential für US-Aktien, die von einem noch immer starken Dollar und einer langsam restriktiver werdenden Geldpolitik zurückgehalten werden.

Obligationen: Anhaltend schwieriges Umfeld

Die Renditen in der Schweiz und Europa stehen nach wie vor unter dem prägenden Einfluss einer historisch lockeren Geldpolitik: negative Verfallsrenditen bleiben die Norm. Um in den positiven Zinsbereich zu gelangen muss sich der Anleger entweder Abstriche bei der Qualität in Kauf nehmen oder sich auf sehr lange Laufzeiten beschränken. Beides erhöht das Risiko im Verhältnis zur in Aussicht gestellten Rendite ungebührlich und lässt die Attraktivität von Obligationen weiter sinken.

Mittelfristig ist allerdings keine Änderung dieser Situation absehbar, weshalb wir Obligationen in Schweizer Franken noch immer massiv untergewichten.

Derweil befindet sich die US-Geldpolitik an einem anderen Punkt: Hier prägen graduell ansteigende Leitzinsen das Bild und sorgen für einen konstanten, wenn auch noch schwachen Aufwertungsdruck auf die Renditen. Während das Fed die Datenabhängigkeit der zukünftigen Leitzinserhöhungen betont, geht der Markt zurzeit von einer weiteren Zinserhöhung von 25 Basispunkten für das laufende Jahr aus.

Dollar-Höhenflug vorerst gebremst

Entgegen der breiten Markterwartung setzte sich der Höhenflug des Dollars in den ersten Monaten nicht weiter fort, sondern schwächte sich handelsgewichtet recht deutlich ab. Das verschaffte den arg gebeutelten Währungen der Schwellenländer wieder etwas Luft. Dennoch dürfte es sich dabei eher um eine zwischenzeitliche Korrektur der US-Währung als um eine Trendwende handeln, sorgt doch die anhaltende graduelle Straffung der US-Geldpolitik für einen gewissen Aufwertungsdruck auf den US-Dollar.

Weiterhin begrenzt zeigt sich in Zeiten einer ultralockeren europäischen Geldpolitik auch das Abwertungspotenzial des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro. Ein Kurs um die Schwelle von 1.10 scheint aber sowohl für die Schweizer Wirtschaft verkraftbar, als auch für die SNB durchaus akzeptabel. Sollte sich der Wechselkurs dagegen merklich in Richtung Parität bewegen, wird die SNB sicherlich via Devisenmarkteingriffe Gegensteuer geben.

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