Die Preise für Elektrizität werden auch im nächsten Jahr wieder teilweise substanziell steigen. Die Gründe für den erneuten Anstieg sind mannigfaltig und werden nicht so schnell verschwinden. Damit werden wir uns an tendenziell höhere Stromrechnungen wohl gewöhnen müssen.
Der Preisschock steckt vielen noch in den Knochen: Auf den Jahreswechsel 2022/2023 hin sprangen die Strompreise in der Schweiz sprunghaft in die Höhe. Um durchschnittlich rund 27 Prozent verteuerte sich der Elektrizitätsbezug für die Privathaushalte sozusagen über Nacht. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Sorge vor einer europaweiten Energieversorgungskrise liessen die Strompreise explodieren und erwischten jene Grundversorger auf dem falschen Fuss, welche zu den damaligen Preiskonditionen am europäischen Markt ihre Lieferverträge erneuern mussten.
Energiekrise droht nicht mehr unmittelbar…
Ein halbes Jahr später ist – trotz weiterhin andauerndem Ukraine-Krieg – die Energiekrise zumindest vorderhand vom Tisch. Nicht zuletzt die ausserordentlich milden Wintermonate und die Rückkehr vieler französischer Kernkraftwerke ans Erzeugernetz verjagten das Schreckgespenst eines europäischen Kontinents, dem im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter ausgehen.
Umso grösser fiel die Ernüchterung aus, als diese Woche bekannt wurde, dass die Stromrechnung ab nächstem Jahr wohl nochmals höher ausfallen wird: Die Hälfte der Grundversorger dürfte ab dem kommenden Jahr den Preis für eine Kilowattstunde um 12 Prozent oder mehr erhöhen. Dies ist auf den ersten Blick doch einigermassen erstaunlich, da der europäische Referenzpreis für den Schweizer Stromeinkauf seit dem Winter wieder deutlich nach unten korrigiert hat (siehe Grafik).
Bei näherer Betrachtung kommt der erneute Preisanstieg jedoch nicht völlig überraschend. So schlagen ab 2024 etwa erstmals die Kosten für die vom Bundesrat beschlossene Bereithaltung von Reserveproduktionskapazitäten zu Buche. Kommt hinzu, dass auch der Schweizer Netzbetreiber Swissgrid die Gebühren für die Netznutzung um rund 30 Prozent erhöhen wird, was ebenfalls mit der Bereitstellung von Ersatzkapazität im Falle eines Grosskraftwerksaufalls und damit einhergehenden Netzinstabilitäten begründet wird.
… wirkt aber weiter nach
Selbst wenn der kommende Winter erneut sehr warm ausfiele, wirkten sich die Nachwehen des russischen Angriffs auf die Ukraine somit noch lange auf die Elektrizitätskosten aus. Die schlagartig vor Auge geführte Verletzlichkeit gegenüber marktexternen Angebotsschocks haben nicht nur in der Schweiz das Bedürfnis geweckt, sich gegen künftige Unwägbarkeiten abzusichern. Und wie jede Absicherung ist auch diese im Falle der Energieversorgung nicht kostenlos.
Und schliesslich droht der Preisdruck bei der Elektrizität auch aus strukturellen Gründen aufwärtsgerichtet zu bleiben. Dies nämlich dann, wenn beim Wegfall grosser Produktionsanlagen (infolge der vorgesehenen Stilllegung der Kernkraftwerke) der Ausbau der alternativen Energien nicht mit dem steigenden Stromverbrauch Schritt halten kann. Denn seit 2001 beträgt der Netto-Stromimport Schweiz in den Wintermonaten durchschnittlich rund 4 Terrawattstunden. Zum Vergleich: Die vier in Betrieb befindlichen Schweizer Kernkraftwerke erzeugen jährlich rund 22 Terrawattstunden Strom, was während des Winters bis die Hälfte der einheimischen Elektrizitätsproduktion ausmacht.
Es spricht also einiges dafür, dass angepasste Stromtarife nicht nur in diesem und im nächsten Jahr für Konsternation sorgen werden.
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