Die tieferen Gründe für den Stillstand in Europa

Die Griechenland-Krise ist symptomatisch: Europa hat grösste Mühe, seine gravierenden Probleme zu lösen. Daran können auch die Geldspritzen der Europäischen Zentralbank nichts ändern. Woran es der Wirtschaft auf dem Alten Kontinent am meisten mangelt, lesen Sie hier.

Ein unseliges Seilziehen zwischen der EU und Griechenland dominiert die Schlagzeilen seit Wochen. Dabei verdeckt das Gezerre die wirkliche Misere in Europa. Diese geht nämlich viel tiefer. Sie äussert sich zum Beispiel im Heer von mehr als 23 Millionen Arbeitslosen. Im Grunde mangelt es dem Alten Kontinent vor allem an einem: Unternehmertum.

Im Vergleich zu den USA gerät Europa immer mehr ins Hintertreffen. Amerika besitzt eine Vielzahl neuer erfolgreicher Firmen – alle gegründet von Leuten aus der heutigen Generation: Apple, Google, Microsoft, Facebook, Amazon, Oracle, Airbnb, etc. etc. Diese innovativen Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und bringen Wohlstand. Zur Illustration:

Alleine der Apple-Konzern hält so viel Cash, dass er 60 Prozent der Schulden Griechenlands auf einen Schlag begleichen könnte. Für die restlichen 40 Prozent würde der Gewinn aus drei Jahresperioden reichen.

Doch leider sucht man die europäischen Pendants zu Apple, Google & Co. vergebens. Wie immens das unternehmerische Defizit in Europa mittlerweile ist, verdeutlicht die unten stehende Rangliste der weltweit wertvollsten Konzerne. Klammert man die schweizerischen Firmen aus, dann kommt der höchstklassierte rein europäische Vertreter gerade mal auf Platz 31 (Royal Dutch Shell). Und sogar erst auf Rang 72 steht das wertvollste europäische Unternehmen, welches innerhalb der letzten 40 Jahre gegründet wurde (Inditex mit der Modekette Zara).

Die wertvollsten Unternehmen der Welt, gemessen an ihrem Börsenwert.
Die wertvollsten Unternehmen der Welt, gemessen an ihrem Börsenwert.

Wie könnte Europa seinen unternehmerischen Abstieg stoppen?

Vor allem müssten die Länder in einer wahren Sisyphusarbeit ihre unzähligen bürokratischen Hindernisse abbauen.

Zwei Beispiele: In Frankreich besteht für Firmen ab 50 Mitarbeiter ein unüberschaubares Geflecht an Vorschriften. Deshalb gibt es dort doppelt so viele Unternehmen mit nur 49 als mit 50 Beschäftigten – ein Grossteil verzichtet also lieber auf ein weiteres Wachstum. Oder: In Italien braucht es laut einer Studie der Weltbank 124 Tage, um einen Stromanschluss zu bekommen – länger als in Kasachstan. Selbst in Griechenland geht es mit 62 Tagen deutlich schneller.

Solche Fakten sind zu wenig spektakulär, um mit den Schlagzeilen über den griechischen Verhandlungspoker mithalten zu können. Und doch haben sie einen entscheidenden Einfluss darauf, welchen Wohlstand Europa für die nächste Generation bewahren kann.

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Ein Kommentar über “Die tieferen Gründe für den Stillstand in Europa”

  1. Der Artikel ist korrekt, aber er kratzt an der Oberfläche. Die Hauptgründe für die schlechte Wettbewerbsfähigkeit sind m.E.:
    – Regelung der Märkte und sonstige Regelungen (wie im Artikel erwähnt)
    – hohe Steuern
    – Korruption

    Alle 3 sind Auswüchse unserer aktuellen (sozialistischen) mächtigen Blutsaugerstaaten in Europa. Sie unterdrücken die Eigeninitiative (z.B. Erfindungen, Unternehmungen) der Bevölkerung. Die Schweiz hat mit ihrem verhältnismässig geringem Staatsanteil natürlich die Nase vorn.

    Der schweizer Erfindergeist ist zwar ein wichtiger Grund für den Erfolg der Schweizer Unternehmen, aber auch der Erfindergeist gedeiht nur dort, wo der Staat sich nicht einmischt! Die Schweiz ist die ideale Umgebung für Erfindungen, aber bei Weitem nicht alle Erfinder hier sind geborene Schweizer. Es ist also wichtig zu sehen, dass die Erfindungen nicht einfach gottgegeben sind, sondern durch das freiheitliche Umfeld gefördert werden. Je mehr der Staat in der Schweiz wuchert, desto mehr werden diese Erfindungen auch abnehmen.

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