Wegen der tiefen Zinsen stellen sich immer mehr Hausbesitzer die Frage: Eignet sich mein Eigenheim auch als Investitionsobjekt? Die Antwort hängt stark von der Entwicklung der Landpreise ab.
Wohneigentum ist ein ganz besonderes Gut: Zum einen erbringt es einen direkt Konsumnutzen, indem ich darin leben kann. Wie jeder Gebrauchsgegenstand verliert ein Haus mit der Zeit an Wert, nur etwas langsamer als zum Beispiel ein Auto. Als Faustregel gilt, dass innerhalb von 40 Jahren eine Wertminderung von rund 40 Prozent eintritt – sofern keine umfassenden Renovationen erfolgen.
Zum andern aber hat eine Immobilie, die ich selber bewohne, auch den Charakter eines Investitionsguts. Der wichtigste Faktor für die Wertentwicklung ist dabei der Landpreis, welcher im Gegensatz zum Gebäude keiner Altersentwertung unterworfen ist.
Somit stellt sich für jeden Wohneigentümer die Frage, wie sehr sich der Grundstückbesitz als Vermögensanlage eignet.
Die Grafik liefert Ihnen dazu eine gute Übersicht: Seit 1978 hat sich der IAZI Landpreisindex mehr als vervierfacht. Das sieht zunächst nach einer horrenden Preissteigerung aus. Doch aufs Jahr umgerechnet beträgt der Zuwachs lediglich knapp 4 Prozent. Und der reale Preisanstieg, unter Berücksichtigung der Inflation, erreicht gerade noch 2 Prozent. Vergleichen wir diese Wertentwicklung nun mit den wichtigsten anderen Anlagekategorien: Schlechter abgeschnitten als Land hat das Gold. Negativ fallen zudem die starken Wertschwankungen des Edelmetalls ins Gewicht.
Eine wunderbar konstante Rendite haben Obligationen erzielt. Eine Anlage im Jahre 1978 hat ihren Wert glatt verfünffacht – und dies notabene ohne nennenswerte Rückschläge. Doch wegen der historisch tiefen Zinsen werden Obligationen in den kommenden Jahren nur noch sehr bescheidene Erträge abliefern. Der klare Gewinner in diesem Performancevergleich sind die Aktien: Pro Jahr haben die Schweizer Börsenkurse mehr als 6 Prozent zugelegt. Wie die Grafik zeigt, waren die beiden letzten Börsenkrisen zwar heftiger als der Einbruch bei den Landpreisen in den Neunzigerjahren. Dafür aber haben die Aktien ihre Verluste deutlich schneller wieder aufgeholt.
Nimmt man die historische Entwicklung zum Massstab, so ist die Wertsteigerung von Land durchaus attraktiv. Und solange der Boden ein knappes Gut bleibt, werden die Wohneigentümer auch künftig von steigenden Bodenpreisen profitieren können.
Exkurs: Deshalb hat die Grafik mit dem Landpreis eine logarithmische Skala
Die logarithmische Skala in der obigen Grafik mit den Landpreisen wirkt auf den ersten Blick «verzerrt»: Die Abstände auf der vertikalen Achse werden nach oben hin nämlich immer kleiner. Im Gegensatz dazu bleiben die Abstände bei der herkömmlichen arithmetischen (linearen) Skala stets gleich.
Doch diese logarithmische Darstellung macht im vorliegenden Fall mit einer sehr langfristigen Zeitreihe über fast vier Jahrzehnte und weit auseinander liegenden Werten (die Kurve der Aktien ist fünfmal stärker gestiegen als diejenige der Inflation) durchaus Sinn. Weshalb? Bei einer logarithmischen Grafik liegt der Fokus auf der prozentualen Veränderung: Ein Kursanstieg von 100 auf 200 ist prozentual der gleiche wie von 500 auf 1000. Mit der logarithmischen Skala werden beide Kursanstiege auch gleich gross dargestellt.
Was passiert nun, wenn man die Grafik mit dem Landpreis stattdessen arithmetisch skaliert? Plötzlich wirkt der spektakuläre Gold-Boom Anfang der Achtzigerjahre, als sich der Preis innert Kürze verdreifachte, nur noch als harmloses «Pfüpfchen» (vgl. unten). Umgekehrt erscheinen die Schwankungen der Aktienkurse übertrieben dramatisch. Zwar waren die Kursausschläge an der Börse zweifellos heftig. Aber prozentual gemessen, was für den Anleger ja entscheidend ist, waren die Veränderungen bei den Aktien gleichwohl geringer als beim Goldpreis zwischen 1978 und 1981. Diese Tatsache wird mit der arithmetischen Skala nur unzureichend dargestellt.
Schöne Müsterchen zum gleichen Thema bietet übrigens ein aktueller Blog-Beitrag der Fondsgesellschaft Braun, von Wyss & Müller-
Sehr geehrter Herr Steck
Verstehe ich das richtig, dass wenn der Landwert einer Immobilie steigt, dass damit auch die Schuld uns damit die Hypothek kleiner werden sollte?
Bei uns sind die Landwerte in den letzten zehn Jahren um das Doppelte gestiegen, dies müsste doch direkten Einfluss auf eine Erneuerung einer Hypothek haben.
Besten Dank
Sehr geehrter Herr Tüfer
Es ist in der Tat so: Wenn der Verkehrswert der Immobilie steigt, sinkt die Belehnungshöhe bei bei konstanter Hypothek. Das kann z.B. dazu führen, dass die Belehnung unter die Schwelle von zwei Dritteln des Verkehrswerts sinkt und damit die branchenübliche Pflicht zur Amortisationen je nach Situation entfällt.
Freundliche Grüsse, Urs Aeberli
Hallo Herr Steck
Wäre schön wenn Sie meine Frage (siehe Beitrag 12.7.17) noch beantworten würden.
Guten Tag
Wir möchten uns entschuldigen, dass die Beantwortung Ihrer Frage vergessen ging. Die Grafik zur Aktienentwicklung basiert auf reinvestierten Ausschüttungen, jene zur Obligationenentwicklung nicht.
Freundliche Grüsse, Urs Aeberli
Grüezi Herr Steck
Sind bei dieser Statistik die Erträge von Obligationen und Aktien «reinvestiert» worden oder nicht? Oder ist es ein reiner Vergleich vom Wertzuwachs?
Wenn es nur der Wertzuwachs ist, dann müssten Obligationen und Aktien nochmals deutlich besser abschneiden, denn dann müsste man noch die ausbezahlten Dividenden und Zinsen reinvestieren und mit dem Zinseszinseffekt hochrechnen, was bei (selbstbewohntem) Land und Gold nicht der Fall wäre, da diese keine Erträge abwerfen. Dies wäre noch interessant zu wissen wie das aussehen würde….