Barrier Reverse Convertibles (BRCs) eignen sich als attraktive Depotbeimischung. Voraussetzung ist, dass Anleger einige Punkte beachten.
8,5 Prozent Zinscoupon in Franken – das tönt verlockend im Tiefzinsumfeld. Die hohe Rendite gibt es freilich nicht umsonst. Das Produkt mit diesem hohen Coupon ist ein Barrier Reverse Convertible (BRC) auf die Schweizer Industrieaktien ABB, Adecco und SGS. Anleger gehen damit eine Aktienwette ein.
Entscheidend ist der Börsenverlauf bis zum Laufzeitende im April 2015. Bleiben grössere Korrekturen aus, wird das Produkt zu 100 Prozent zurückbezahlt wie eine Obligation. Fällt andererseits mindestens einer der drei Titel 25 Prozent oder noch mehr unter den zum Emissionszeitpunkt fixierten Referenzkurs, erfolgt unter Umständen nur eine Teilrückzahlung. Das ist dann der Fall, wenn sich der betreffende Titel nach seinem Absturz nicht mehr mindestens bis zum Referenzkurs erholt. In diesem Fall geschieht die Teilrückzahlung nach «Worst-of»-Prinzip – also in Form jener Titel, die im Aktientrio am schlechtesten gelaufen sind. Die schwächste Performance hatte bislang SGS. Gleichwohl hat die Aktie immer noch knapp 20 Prozent Risikopuffer.
Wer ein solches Finanzprodukt kauft, erwartet keine grossen Kurseinbrüche.
Gleichzeitig schliesst der Anleger auch überdurchschnittliche Kursgewinne aus und verzichtet auf Dividenden. Stattdessen wird ein seitwärts bis leicht positiv tendierender Aktienmarkt unterstellt. «Wenn im schlimmsten Fall doch die Barriere verletzt wird und Aktien übernommen werden müssen, sollen es bekannte, solide Titel aus dem Schweizer Börsenindex SMI sein», so die Überzeugung von vielen Schweizer Investoren. Die beliebtesten BRCs lauten daher auf Nestlé, Novartis und Roche.
BRCs sind hierzulande generell sehr populär. Die hohe Nachfrage lässt sich allerdings immer schwieriger befriedigen. Der Grund sind rekordtiefe Zinsen und ausserordentlich geringe Kursschwankungen (Volatilitäten). Beide begünstigen zwar die Börse und treiben sie auf Höchststände. Sie verunmöglichen aber attraktive Konditionen für BRCs. Waren früher gut verzinste Produkte mit 30, 40 oder gar 50 Prozent Risikopuffer möglich, muss man sich heute für vergleichbar hohe Zinscoupons mit deutlich wenige
r «Sicherheitspolster» bescheiden und/oder Titel berücksichtigen, die höhere Schwankungen aufweisen. Das zeigt der eingangs erwähnte BRC. Er weist aktuell rund 20 Prozent Risikopuffer auf und basiert auf drei vergleichsweise volatilen Industrieaktien statt auf dem begehrten Trio Nestlé, Novartis und Roche.
Der Kaufentscheid sollte nicht allein von einem möglichst hohen Risikopuffer und maximalen Zinscoupon abhängen.
Ebenso wichtig sind die Basiswerte. Passen die Aktien, auf denen der BRC basiert, zum übrigen Depot, falls sie beim Verfall übernommen werden müssen? Wer kein passendes Produkt im Markt findet, kann sich bei der Migros Bank einen BRC durch seinen Kundenbetreuer massschneidern lassen. Voraussetzung ist ein Mindestinvestment von 20‘000 Franken.
Wichtig ist, dass BRCs einen klar definierten Anteil am Depot nicht übersteigen.
Wer zum Beispiel mehr als 5 bis 10 Prozent in diese Produkte investiert, geht übermässige Risiken ein. Das «Worst-of»-Prinzip führt nämlich dazu, dass BRCs beim nächsten kräftigen Börsenabschwung das Depot mit besonders stark gesunkenen Titeln vollladen. Und je höher der Anteil der strukturierten Produkte im Depot ist, desto wichtiger ist auch die Diversifikation der Emittenten. Das beachtet die Migros Bank, indem sie strukturierte Produkte durch verschiedene Banken emittieren lässt. Sonst droht die anfängliche Freude über den hohen BRC-Zinscoupon womöglich in tiefer Enttäuschung zu enden.
«Wer ein solches Finanzprodukt kauft, erwartet keine grossen Kurseinbrüche,» steht oben. Zwischen den Zeilen gelesen, heisst das umgekehrt: Wer ein solches Produkt VERKAUFT, erwartet grosse Kurseinbrüche. Also die emittierende Bank. Soll niemand glauben, die Bank erwarte nicht, an den BRCs gut zu verdienen. Und das geht nur, wenn die Käufer verlieren. Logisch, oder?