Dunkle Wolken über dem Clean-Energy-Sektor

Aus erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind wird Energie gewonnen, die kaum CO2-Emissionen ausstösst. Trotz dieser Vorteile haben die Clean-Energy-Aktien in den letzten zweieinhalb Jahren enorm an Wert eingebüsst. Ein übertriebener Hype, Inflation, höhere Zinsen und nicht zuletzt die Konkurrenz aus China haben dem Clean-Energy-Sektor zugesetzt.

Unter Clean Energy versteht man Energie, die aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme und Biomasse gewonnen wird. Strom aus erneuerbaren Energien ist mittlerweile deutlich günstiger als Strom von fossilen Energien wie beispielsweise Öl oder Kohle und verursacht keine oder nur wenig Treibhausgasemissionen. Deshalb fördern auch Staaten mittels Subventionen und Steuererleichterungen den Ausbau von erneuerbaren Energien. Im Jahr 2020 erzielte der Aktienindex S&P Global Clean Energy eine Performance von satten 140 Prozent. Seither befindet sich der S&P Global Clean Energy Index im Abwärtstrend und hat allein in diesem Jahr mit minus 30 Prozent enorm an Wert eingebüsst. Der S&P-500-Energieindex, der mehrheitlich aus Aktien von Öl- und Gasunternehmen besteht, hat im gleichen Zeitraum um 6 Prozent an Wert zugelegt.

Was sind die Gründe für das schlechte Abschneiden dieses Zukunftssektors?

Clean-Energy- Hype im Jahr 2020

Im Jahr 2020 entstand ein regelrechter Hype um das Thema saubere Energie und den Kampf gegen den Klimawandel. Viele Anlegerinnen und Anleger setzten immer mehr auf die gleichen Clean-Energy-Aktien, und es kam zu einer Blasenbildung und überhöhten Bewertungen. Auch Aktien von Unternehmen, die grosses Wachstum versprachen, aber noch keinen Gewinn abwarfen, profitierten vom Clean-Energy-Boom. Besonders im Herbst 2020, als sich der Sieg von US-Präsident Joe Biden langsam abzeichnete, war die Kursbeschleunigung besonders sichtbar. Biden stellte damals ein 2 Billionen Dollar schweres Infrastrukturprogramm für eine möglichst CO2-freie Elektrizitätsproduktion in Aussicht. Der Hype um Clean Energy liess die Jahresperformance 2020 des S&P Global Clean Energy Index auf 140 Prozent hochschnellen. Kurz danach folgte eine drastische Bewertungskorrektur.

Globale Inflation und steigende Zinsen

Warum haben die Aktien im aktuellen Umfeld noch weiter verloren? Erneuerbare Energien erfordern hohe Investitionen in Anlagen wie beispielsweise Solarzellen, Windturbinen und Batterien. Angesichts der globalen Inflation sind die Kosten für solche Anlagen und die dazu benötigten Rohstoffe signifikant gestiegen.

Die restriktive Geldpolitik und die daraus folgenden höheren Zinsen als Antwort auf die Inflation haben die Performance der Aktien des Clean-Energy-Sektors geschmälert. Die höheren Zinsen belasten die Unternehmen, da sie deutlich mehr finanzielle Mittel für Kredite aufwenden müssen. Gleichzeitig können die Unternehmen die Preise für den Strom (z.B. Solarstrom) nicht erhöhen, da diese Preise normalerweise in den vergangenen Jahren für mehrere Jahre vertraglich fixiert wurden. Das Dilemma von gestiegenen Zinsen und den fixierten Strompreisen wirkt belastend auf die Gewinnmarge und die Investitions- und Innovationskraft der jeweiligen Unternehmen.

Zunehmende Konkurrenz aus China

China ist Weltmarktführer im Bereich der erneuerbaren Energien. Gemäss der internationalen Energieagentur (IEA) dominiert China den Bereich Photovoltaik mit einem Anteil von 75 Prozent[1]. Auch im Bereich der Windturbinen stammt mehr als die Hälfte aller global verkauften Anlagen aus China. Chinesische Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien sind finanziell solide, profitieren von hohen Subventionen der chinesischen Regierung und haben über die letzten Jahre eine effiziente Lieferkette aufgebaut. Vorteilhaft sind auch die riesigen Infrastrukturprojekte wie beispielsweise die gigantischen Solarprojekte im eigenen Land. Diese erfordern hohe Investitionen in erneuerbare Energien und ermöglichen China sowohl einen technischen Fortschritt als auch Grössenvorteile in der Herstellung. Gegenüber der westlichen Konkurrenz verfügt China deshalb über einen klaren Kostenvorteil.

Ausblick

Auch wenn sich die Aktien des Clean-Energy-Sektors im Abwärtstrend befinden, bleiben sie langfristig gesehen eine attraktive Investition. Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien spielen eine wichtige Rolle beim weltweiten Übergang zu einer sauberen und grünen Energiewirtschaft. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und helfen damit, den Klimawandel zu bekämpfen.

Das Bewusstsein für die saubere Energie wächst bei Regierungen und der Bevölkerung stetig. Seit 2018 wird gemäss IEA weltweit mehr in erneuerbare Energien als in fossile Energien investiert. Für 2023 sind Ausgaben für saubere Energie von 1740 Milliarden Dollar geplant, während für fossile Energien bloss 1050 Milliarden vorgesehen sind[2]. Investitionen in erneuerbare Energien dürften in den kommenden Jahrzehnten im Hinblick auf die Pariser Klimaziele und die preislichen Vorteile gegenüber Öl und Gas zunehmen. Mit der Annahme, dass die Zinsen vermutlich am Höhepunkt angelangt sind, stehen die Vorzeichen für eine Erholung der Clean-Energy-Aktien gut.


[1] Executive summary – Solar PV Global Supply Chains – Analysis – IEA

[2] Overview and key findings – World Energy Investment 2023 – Analysis – IEA

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