Die Glorreichen Sieben im Wandel

Sieben Tech-Aktien, die sogenannten Glorreichen Sieben, haben einen starken Einfluss auf die Performance des S&P 500. Während im letzten Jahr alle Glorreichen Sieben Traumrenditen erzielten, sieht das Bild in diesem Jahr etwas anders aus. Die Divergenz in der Performance ist deutlich grösser geworden. Wer von den Glorreichen bleibt glorreich und wer verliert an Glanz?

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Seit mehr als einem Jahr erleben wir einen Aufschwung des US-Aktienindex S&P 500, der von nur wenigen Unternehmen massgeblich beeinflusst wird. Diese Firmen profitieren alle vom aktuellen Hype rund um die künstliche Intelligenz (KI). Es handelt sich um die Unternehmen Nvidia, Meta Platforms (Facebook), Alphabet (Google), Amazon, Microsoft, Apple und Tesla. Zusammen haben sie den S&P 500 stark beeinflusst und sind seit Beginn des KI-Hypes im November 2022 für fast die Hälfte der Performance des S&P 500 verantwortlich. Diese Gruppe von Unternehmen wird als die Glorreichen Sieben bezeichnet. Der Name stammt vom gleichnamigen Westernklassiker, in dem Männer mit Revolvern für das Gute kämpfen und ein mexikanisches Dorf gegen eine Banditenbande verteidigen. Übertragen auf die Finanzwelt, können die Glorreichen Sieben höhere Zinsen erfolgreich bekämpfen und dabei auch noch hohe Renditen erzielen. Im vergangenen Jahr haben die Glorreichen Sieben eine Performance hingelegt, die sich sehen lassen kann. Die Renditen lagen zwischen 45 und 220 Prozent – ein Traum für jeden Aktionär und jede Aktionärin!

Auch in diesem Jahr üben die Glorreichen Sieben weiterhin einen grossen Einfluss auf die Performance des S&P 500 aus, der bisher um mehr als 13 Prozent gestiegen ist. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist die Divergenz in der Performance zwischen ihnen deutlich grösser geworden. Auch wenn der Hype um KI riesig ist, profitieren nicht alle Aktienkurse gleichermassen davon.

Die grosse Frage für den weiteren Verlauf des Börsenjahres lautet: Können die Glorreichen Sieben die hohen Erwartungen des Marktes weiterhin erfüllen? Welche dieser Aktien werden darüber entscheiden, wohin sich der Markt als nächstes bewegt?

Die Must-Have-Aktie Nvidia

Die Performance von Nvidia ist mehr als beeindruckend und deshalb wird die Aktie oft als «Must-Have-Aktie» bezeichnet. Während sie im letzten Jahr ein Kurswachstum von über 220 Prozent erzielte, hat sie in diesem Jahr bereits über 150 Prozent zugelegt. Die Chancen stehen gut, dass Nvidia auch dieses Jahr mit einer fantastischen Aktienperformance abschliessen wird. Der Grund für diesen Höhenflug ist die grosse Nachfrage nach Chips für KI (H100-GPU Chips), die für fortgeschrittene KI-Technologien wie ChatGPT verwendet werden. Als eines der wenigen Unternehmen, das diese Chips herstellen kann, kontrolliert Nvidia mehr als 90 Prozent des Marktes. Konkurrenten wie AMD und Intel versuchen, ein Stück des KI-Kuchens abzubekommen, bisher jedoch mit wenig Erfolg. Die KI-Chips können mehrere tausend Dollar kosten und verleihen Nvidia eine hohe Preissetzungsmacht. Die aktuelle Marktlage, geprägt von hoher Nachfrage und begrenztem Angebot, lässt erwarten, dass Nvidia weiterhin von seiner starken Position profitieren wird. Nvidia arbeitet bereits an einer neuen Generation von Chips mit dem Namen Blackwell, welche eine 25-mal höhere Energieeffizienz als die bisherigen Chips aufweisen. Die neuen KI-Chips dürften die Wettbewerbsposition von Nvidia nochmals deutlich stärken.

Cloud-Computing Anbieter Microsoft, Alphabet (Google) und Amazon

Mit der Performance von Nvidia können die Cloud-Computing Anbieter Microsoft, Alphabet (Google) und Amazon nicht mithalten. Als Grosskunden von Nvidia haben aber auch die Aktien einen Kurssprung in der Grössenordnung von 17 bis 27 Prozent nach oben gemacht. Mit dem Kauf von KI-Chips investieren diese Unternehmen in den Aufbau ihrer Cloud-Computing-Dienste und stellen ihren Kunden KI-Modelle zur Verfügung. Die Cloud-Lösungen ermöglichen es Unternehmen, von KI-Anwendungen zu profitieren, ohne selbst in KI-Chips investieren zu müssen. Microsoft bietet beispielsweise ChatGPT über seinen Cloud-Infrastrukturdienst Azure an.

Meta mit höheren Anzeigevolumen

Die Performance von Meta (Facebook) im laufenden Jahr mit über 40 Prozent ist beeindruckend. Meta investiert erfolgreich in eigene KI-Tools, die versuchen, die Nutzer noch länger auf den einzelnen Plattformen zu halten. Es gibt kritische Stimmen, die befürchten, dass KI-basierte Technologie auf Meta-Plattformen wie Facebook und Instagram die Abhängigkeit von sozialen Medien verstärken könnte. Mithilfe von KI kann die Werbung, die Haupteinnahmequelle von Meta, noch besser auf den einzelnen Nutzer zugeschnitten werden. Bereits dieses Jahr ist das Anzeigevolumen um 20 Prozent gestiegen, was auf verbesserte Inhaltsempfehlungen durch KI zurückzuführen ist.

Tesla und Apple können dieses Jahr nicht mithalten

Die Aktien von Tesla haben in diesem Jahr eine enttäuschende Performance gezeigt. Obwohl Tesla auch KI-Chips in die Autopilot-Software einsetzt, konnte Tesla nicht mit der Performance der anderen Glorreichen Sieben mithalten und büsste sogar fast 30 Prozent an Wert ein. Der Hauptgrund für die schlechte Performance liegt jedoch eher im rückläufigen Absatz seiner E-Autos als in den KI-Hoffnungen.  Tesla verfügt derzeit über Überkapazitäten in der Produktion und muss neu hergestellte Autos lagern. Mittlerweile verkaufen alle etablierten Automobilhersteller E-Autos und Tesla hat seinen einstigen Vorsprung verloren. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich Tesla aufgrund des US-Importverbots für chinesische Elektroautos in Zukunft wieder erholt und KI-Anwendungen wieder stärker in den Fokus der Marktteilnehmer rücken.

Die Performance von Apple lag in diesem Jahr bei 10 Prozent. Ähnlich wie bei Tesla verunsicherte bis vor Kurzem die schwache Nachfrage die Anleger. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden fast 10 Prozent weniger iPhones verkauft. Besonders die chinesische Konkurrenz Xiaomi und Huawei bereiten Apple Sorgen. Im Bereich der KI hinkt Apple den anderen Glorreichen Sieben hinterher. Allerdings hat Apple diese Woche auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz neue Pläne zur Integration von KI vorgestellt, was zu einem Kurssprung von rund 10 Prozent führte. Bisher hat Apple KI in seinen Geräten nur für Funktionen wie die Gesichtserkennung auf dem iPhone und die Verbesserung von Fotos und Videos eingesetzt. Generative KI-Modelle (Large Language Models, LLMs) wurden bei Apple nur über Apps, aber noch nicht direkt in den Produkten eingesetzt. In Zukunft plant Apple jedoch, ChatGPT durch eine Kooperation mit OpenAI verstärkt in seinen Produkten zu integrieren.

Zukunft KI

Die Titel der Gewinner von KI sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 38,5 enorm hoch bewertet. Das mag angesichts der hohen Gewinnerwartungen als angemessen gelten. Gerade für die Aktien der Hersteller von KI-Chips, Nvidia, und die Cloud-Computing-Anbieter Microsoft, Alphabet (Google) und Amazon stehen die Zeichen sehr gut, dass sich die Kurse weiter nach oben bewegen dürften. Die Nachfrage von Unternehmen nach KI-Modellen ist sehr hoch und noch nicht viele haben KI in ihren Prozessen integriert. KI ist ein wichtiger Entwicklungsfaktor und unabdingbar, um sich im aktuellen Marktumfeld zu behaupten.

Die Zusammensetzung der Glorreichen Sieben dürfte sich angesichts der unterschiedlichen Entwicklungen an der Börse ändern. Es ist beispielsweise gut möglich, dass Tesla durch einen anderen grossen Nutzniesser der KI ersetzt wird. Trotz des aktuellen Höhenflugs von KI muss man als Anlegerin oder Anleger auch die Risiken nicht ausser Acht lassen. Auch wenn die Erwartungen in Zukunft an die Gewinne hoch sind, besteht die Möglichkeit, dass der aktuelle Kaufrausch bei KI-Chips zu einem Überangebot mit sinkenden Preisen führt. Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass ein zu grosser Optimismus im Markt auch schnell umschlagen kann.

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