Das Sparkonto bleibt unverzichtbar

Zwar sind die Zinsen tief. Trotzdem macht ein Sparkonto Sinn – für den Notgroschen und für kurzfristige Sparziele. Wer längerfristige Ziele verfolgt, findet Alternativen zum Sparkonto beispielsweise in Form von Fondssparplans.

«Das Sparkonto hat ausgedient.» Diese Ansicht ist weit verbreitet, denn auf Sparkonten gibt es je nach Anbieter wenig bis gar keinen Zins. Trotzdem bleiben Sparkonten unverzichtbar. Und vor allem ist ihre Verzinsung auf den zweiten Blick gar nicht so tief, wenn sie der Rendite von vergleichbaren Anlagen gegenübergestellt wird.

So paradox es klingt: Der Sparzins ist relativ hoch

Normalerweise werfen Obligationen deutlich mehr Zins ab als Sparkonten, dies als Entschädigung für ihre längeren Laufzeiten und ihre Kursschwankungen. Doch aktuell beträgt z.B. die Rendite zehnjähriger Bundesobligationen minus 0,4 Prozent. Die Rendite liegt sogar noch tiefer, wenn die Kosten für Kauf, Verkauf und Aufbewahrung der Wertpapiere berücksichtigt wird. Dagegen ist ein Sparkonto gebührenfrei.

Aber warum sind die Zinsen überhaupt so tief? Nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 brach die Weltkonjunktur ein. Weil für Investitionen weniger Kapital nachgefragt wurde, sank dessen Preis, also der Zins. In der Folge drückten die internationalen Zentralbanken das Zinsniveau durch verschiedene Massnahmen noch weiter nach unten, um ein günstiges Investitionsumfeld zu schaffen und so die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Und so rasch wird sich die Politik der Zentralbanken nicht ändern. So erwartet die Migros Bank, dass die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins frühestens Ende 2020 erstmals erhöht. Der Schritt dürfte nur einen Viertelprozentpunkt betragen und dadurch die Geldmarktzinsen weiterhin im negativen Bereich belassen. Tritt unerwartet eine deutliche Konjunkturverschlechterung ein, ist eine erste Zinserhöhung sogar erst 2021 oder 2022 zu erwarten.

Bankkonto für den Notgroschen und kurzfristige Sparziele

Selbst vor dem Hintergrund dieser Zinsaussichten macht das Sparkonto Sinn – typischerweise als «eiserne Reserve», die für unvorhergesehene grössere Ausgaben möglichst sicher angelegt und jederzeit verfügbar ist. Dafür empfehlen sich bei einer Familie vier bis sechs Monatslöhne, bei Alleinstehenden mindestens ein bis drei Löhne. Nicht ratsam ist, einen Notgroschen in dieser Höhe bar zu halten – sei es aus Sicherheitsüberlegungen (wenn er zu Hause aufbewahrt wird) oder aus Kostengründen (wenn die Noten in einem Banksafe deponiert werden). Stattdessen empfiehlt sich ein Spar- oder Anlagesparkonto.
Andererseits ist das Bankkonto auch optimal geeignet, wenn es nicht um unvorhergesehene Ausgaben geht, sondern um konkrete Sparziele fürs nächste oder übernächste Jahr. Die Börse schwankt kurzfristig stark. Daher ist das Bankkonto das Richtige, wenn Sie Ihr Geld nur ein bis zwei Jahre anlegen wollen.

Je länger Ihr Anlagehorizont ist, desto geringer fällt die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts aus. Bereits ab drei bis vier Jahren macht es Sinn, bis zu 25 Prozent des Geldes in Aktien zu investieren. Bei fünf bis sieben Jahren können es bis 45 Prozent sein, bei acht bis neun Jahren bis 65 Prozent, ab zehn Jahren 85 Prozent oder mehr. Die Umsetzung geschieht am einfachsten mit einem Fondssparplan. Dabei investieren Sie regelmässig einen fixen Betrag z.B. in einen Strategiefonds – also in einen Fonds, der Aktien, Obligationen und weitere Anlagen umfasst und mit dieser Vermögensaufteilung zu Ihrer Anlagestrategie passt. Solche Strategiefonds eignen sich ideal zum Vermögensaufbau. Der langfristig zu erwartende Ertrag ist nämlich höher als bei einem Sparkonto – und auch deutlich höher als die Inflation, die derzeit die mageren Zinsen wegfrisst.

Die Alternativen für laufende Einkünfte

Anspruchsvoller ist die Wahl der passenden Anlagen, wenn nicht der Vermögensaufbau im Vordergrund steht, sondern laufende Einkünfte:

  • Schweizer Immobilienfonds und Aktien: Mit Ausschüttungen von Schweizer Immobilienfonds erreichen Sie eine jährliche Rendite von rund 2,5 Prozent, mit Dividenden von ausgewählten Schweizer Aktien gar 3 bis 4 Prozent. Die Kurswerte dieser börsengehandelten Titel können allerdings erheblich schwanken, so dass sie sich erst ab einem Anlagehorizont von zehn Jahren eignen.
  • Fondsbezugsplan: Ein kürzerer Anlagehorizont ist möglich, wenn Sie bereit sind, einen teilweisen Vermögensverzehr in Kauf zu nehmen. Eine solche Anlagelösung bietet der Fondsbezugsplan. Er ist gewissermassen das Gegenstück zum oben erwähnten Fondssparplan, denn anstelle von Einzahlungen werden regelmässig Auszahlungen vorgenommen. Am einfachsten basiert er auf Strategiefonds, die in verschiedene Anlageklassen investieren, wie z.B. in Aktien und Obligationen.
  • Ausländische Zinsanlagen: Nicht nur bei Obligationen ist das Zinsniveau im Ausland höher als in der Schweiz, sondern auch bei Bankkonten. Wer entsprechende Kontoangebote sucht, wird u.a. auf spezialisierten Vergleichsplattformen fündig, die ausländische Fest- und Tagesgelder vermitteln. Doch bei Fremdwährungskonten und -obligationen sind die Währungsrisiken zu berücksichtigen: Fremdwährungen verlieren gegenüber dem Franken langfristig tendenziell an Wert, weil im Ausland die Inflation höher ist als in der Schweiz. Zudem können die Kursschwankungen gegenüber dem Schweizer Franken erheblich sein.
  • Crowdlending: Als Alternative zum Sparkonto sind in jüngerer Vergangenheit sogenannte Crowdlending-Plattformen immer beliebter geworden, über die Anleger direkt Kredite an Private und an Geschäftsleute vergeben. Je nachdem werden Kreditzinsen von über 5 Prozent in Aussicht gestellt. Die Nettorendite für die Anleger wird aber durch Gebühren und Kreditausfälle erheblich geschmälert. Zudem sind auch Rückzahlungen zu berücksichtigen, welche die vermeintlich hoch rentable Anlage unvermittelt beenden. Manch ein Schuldner zahlt nämlich lieber seinen hoch verzinsten Kredit vorzeitig zurück, als überschüssige Liquidität auf einem tief verzinsten Sparkonto zu halten.

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2 Kommentare über “Das Sparkonto bleibt unverzichtbar”

  1. Kann ich ein bestehendes Jugendsparkonto mit monatlichen Einlagen (Laufzeit noch 16 Jahre) in einen Fondsparplan ändern.

    1. Sehr geehrter Herr Brändli
      Wenn Sie eine Vollmacht auf das Jugendsparkonto haben, können Sie einen Fondssparplan eröffnen und das Jugendsparkonto als Belastungskonto auswählen. Dies geht am einfachsten im E-Banking (Börse/Fondspläne > Zur Eröffnung), alternativ auf migrosbank.ch (www.migrosbank.ch/fondssparplan) oder in einer Niederlassung der Migros Bank.
      Freundliche Grüsse, Urs Aeberli

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