Bitcoin als Krisenschutz?

Bitcoin hat sich im Zuge der Bankenkrise erholt und übersprang diese Woche die 30’000-Dollar-Marke. Erstmals kann sich Bitcoin wie Gold von anderen riskanten Anlageklassen entkoppeln. Wandelt sich der Bitcoin zu einem sicheren Hafen?

Wer am 29. März am Abend durch die Frankfurter Innenstadt spazierte, staunte nicht schlecht: Sowohl der Eurotower als auch das Gebäude der Europäischen Zentralbank erstrahlten in Bitcoin-Orange. Mit dieser Aktion beabsichtigte die Bitcoin-Community, die Öffentlichkeit mehr zum Nachdenken über Alternativen zum herkömmlichen Geld anzuregen.

Aktuelle Bankenkrise befeuert die Bitcoin-Rally

Der Zeitpunkt für eine solche Aktion hätte nicht besser gewählt sein können: Die aktuelle Bankenkrise verunsichert die Menschen sehr. Das Vertrauen in das aktuelle Finanzsystem hat deutlich nachgelassen. Kaum jemand hätte vor zwei Monaten gedacht, dass ein Vertrauensverlust zum bitteren Ende der Credit Suisse führen würde, einer weltbekannten Bank mit einer 167-jährigen Firmengeschichte. Die Probleme im Bankensektor haben gezeigt wie fragil unser Finanzsystem ist. Die Verwerfungen im Finanzsektor setzten die Bankaktien weltweit unter Druck: Der Index S&P Banks verlor seit dem Ausbruch der Bankenkrise am 10. März 2023 fast 9 Prozent, während der Bloomberg Galaxy Bitcoin Index um 50 Prozent zulegte. Gold als bekannter sicherer Hafen in stürmischen Zeiten stieg im gleichen Zeitraum um 7 Prozent.

Die Bitcoin-Community argumentiert nun, dass Bitcoin aufgrund seiner Haupteigenschaften wie Dezentralität und Knappheit in Zukunft eine Form von neuem Krisenschutz wie Gold darstellen und somit zu einem sicheren Hafen werden könnte. Schliesslich müssen sich Nutzer*innen von Bitcoin nicht auf ein Finanzsystem oder eine zentrale Verwaltungspartei wie einen Staat verlassen, sondern die Bitcoins werden dezentral von einer grossen internationalen Community mittels einer Blockchain-Technologie verwaltet. Auch ist die Gesamtzahl an Bitcoins beschränkt. Insgesamt werden nie mehr als 21 Millionen Bitcoins im Umlauf sein.

Abschwächende positive Korrelation zwischen Aktien und Bitcoins

Bisher wurde der Bitcoin von der Öffentlichkeit eher als volatile und riskante Anlageklasse wahrgenommen. Die Korrelation mit anderen risikoreichen Anlageklassen wie Aktien war hoch. Letztes Jahr kam mit dem Anstieg der Zinsen der zeitgleiche Einbruch der Aktien und der Bitcoins. Mit der Bankenkrise im letzten März wurde dieses Muster erstmals durchbrochen: Der Bitcoin entkoppelte sich von anderen risikoreichen Anlageklassen wie Aktien und schien sich allmählich vor den zahlreichen Schocks rund um den Zusammenbruch der FTX-Kryptobörse und das Drama um den Terra Stablecoin zu erholen.

Die Bitcoin-Szene ist deshalb überzeugt, dass es sich bei der aktuellen Stabilität des Bitcoins – die Schwankungen haben in den letzten Monaten deutlich nachgelassen – um einen Paradigmenwechsel handelt. Der Bitcoin solle nicht mehr länger als volatile und riskante Anlageklasse wahrgenommen werden, sondern dürfte in Zukunft vielmehr als eine Absicherung gegen die Instabilität des Finanzsystems dienen.

Grosse Verflechtungen mit dem traditionellen Finanzsystem

Viele institutionelle Anleger haben in den letzten Jahren in Bitcoins investiert, und so ist viel Kapital in grossen Summen aus den traditionellen Finanzmärkten in die Krypto-Märkte geflossen. Die Verflechtung der beiden Märkte ist also gross – umso schwierieger wird deren Entkoppelung sein. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Banken ein wichtiger Partner der Krypto-Unternehmen sind. Zusätzliche Bankgebühren oder eine erschwerte Zusammenarbeit werden sich nachteilig auf die Kryptobranche und somit auf den Bitcoin auswirken.

Auch fraglich ist, ob die Bitcoin-Rally allein durch die Bankenkrise ausgelöst wurde. Es ist gut möglich, dass die Liquiditätsspritze, die vom Fed als «Bank Term Funding Program» letzten Monat zur Rettung der Banken zur Verfügung gestellt wurde, den Bitcoin neben anderen risikoreichen Anlagen wie z.B. Technologieaktien im Nasdaq Index zusätzlich befeuert hat.

Es ist noch zu früh, um zu beurteilen, ob sich der Bitcoin von anderen riskanten Anlageklassen entkoppelt hat. Die Verflechtungen mit den traditionellen Finanzmärkten sind noch zu hoch. Umso wahrscheinlicher ist es, dass es sich nur um eine kurze Erholung handelt und der Krypto-Winter noch nicht ausgestanden ist. Der aktuell beobachtete Aufwärtstrend ist mehr als eine Reaktion auf die kurzfristigen Ereignisse rund um die Bankenkrise zu deuten und nicht als langfristige Erholungsrally.

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