Lange Zeit drehte sich bei Anlagestrategien fast alles um Rendite und Risiko. Das hat sich geändert. Heute wollen Anleger*innen auch die Gewissheit haben, dass ihre Investition dazu beitragen, soziale und ökologische Ziele zu erreichen.
Der Gesinnungswandel beim Investieren hin zu mehr Nachhaltigkeit ist dringend nötig. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schätzt, dass bis 2030 Investitionen von jährlich 6,9 Billionen US-Dollar notwendig sind, um den Fahrplan für die Erreichung der Klima- und Entwicklungsziele einzuhalten. Das bedingt die gezielte Lenkung von Kapital in Wirtschaftssegmente und Unternehmen, die aktiv dazu beitragen.
Nachhaltiges Anlegen im steten Wandel
Verantwortungsvolles und nachhaltiges Anlegen hat – neben der Generierung einer positiven Rendite – das Ziel, zu einer Welt beizutragen, die Wohlstand und Umweltschutz fördert, ohne dabei die Befriedigung der Bedürfnisse künftiger Generationen zu gefährden. Mit diesem Ziel vor Augen hat die Finanzwelt in den vergangenen 20 Jahren neue Investitionsansätze entwickelt, die vermehrt nachhaltige Faktoren beim Anlageentscheid berücksichtigen.
Lange Zeit galt der ESG-Ansatz dabei als Mass aller Dinge. Das Akronym steht für «Environment, Social and Governance» und beschreibt einen Rahmen für Investitionsentscheide, der sich neben der finanziellen Performance eines Unternehmens auch auf die Analyse nachhaltiger Faktoren in den Bereichen Umwelt, Soziale Verantwortung und Unternehmensführung abstützt. Eine ESG-Analyse soll zutage fördern, wie umwelt- und sozialverträglich ein Unternehmen wirtschaftet. Diese Analyse ermöglicht Anleger*innen, den Investitionsentscheid neben dem Risiko und der erwarteten Rendite auch vom Faktor Nachhaltigkeit abhängig zu machen.
Der ESG-Ansatz fokussiert allerdings auf die operative Geschäftstätigkeit eines Unternehmens. Vereinfacht ausgedrückt beantwortet er primär die Frage, ob ein Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen auf nachhaltige Art und Weise produziert. Weniger im Zentrum steht dabei die Frage, welche Produkte und Dienstleistungen produziert werden – und ob diese im Einklang mit einer nachhaltigen Entwicklung stehen. Genau diese Fragen interessieren aber Anleger*innen vermehrt: Wie konkret trägt das Unternehmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Weltgemeinschaft bei?
Nachhaltige Entwicklungsziele der UNO als konkreter Leitfaden
Die Einführung der UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDG) im Jahr 2015 ermöglichte Unternehmen erstmals, ihre Geschäftstätigkeit direkt auf konkret definierte und von der Weltgemeinschaft unterstützte Nachhaltigkeitsziele auszurichten (siehe Infobox). Die Frage, wie ein Unternehmen durch die Ausgestaltung seiner Produkte und Dienstleistungen zu einer nachhaltigeren Welt beitragen kann, lässt sich im Rahmen der UNO-Nachhaltigkeitsziele besser beantworten als mit einer ESG-Analyse. Immer mehr Unternehmen nutzen diese Chance. Sie richten ihr Angebot mit Blick auf die SDG aus und rapportieren die Entwicklung regelmässig.
Für Anleger*innen eröffnet sich dadurch die Möglichkeit, gezielt in Firmen zu investieren, die über ihre Produkte und Dienstleistungen einen Beitrag zu den UNO-Nachhaltigkeitszielen leisten. Durch die Ausrichtung der Analyse auf die SDG verschiebt sich der Fokus des Anlageentscheids von der operativen Exzellenz bezüglich Nachhaltigkeit hin zum Einfluss der Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens. Damit wird ein auf konkrete Nachhaltigkeitsziele ausgerichtetes Investieren möglich, das dem Bedürfnis vieler moderner Investor*innen entspricht.
Ziele für nachhaltige Entwicklung
Im September 2015 haben die 193 Mitgliederstaaten der UNO die bis zum Jahr 2030 geltenden Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDG) verabschiedet. Die 17 ambitionierten Ziele sind unterteilt in 169 Teilziele. Das Wirkungsspektrum reicht von sozialen Zielen wie der Armutsbekämpfung und einer verbesserten Gesundheitsversorgung bis hin zu ökologischen Zielen wie dem Klimaschutz oder dem Schutz der Flora und Fauna. Die Fortschritte bezüglich der Zielerreichung werden fortlaufend anhand definierter Parameter überprüft, und die Ergebnisse werden publiziert.
Mit der Verabschiedung der Ziele hat die UNO deutlich gemacht, dass die Weltgemeinschaft zur Lösung der vordringlichsten und wichtigsten Probleme der Menschheit auf die tatkräftige Mithilfe der Unternehmen und Investor*innen angewiesen ist.
Zukunft des nachhaltigen Anlegens
Die Ausrichtung des Investitionsentscheids auf die UNO-Nachhaltigkeitsziele macht eine fundierte ESG-Analyse keineswegs obsolet. Vielmehr ergänzt und vervollständigt sie den nachhaltigen Investitionsprozess sinnvoll. Die Basis eines ausgereiften nachhaltigen Investitionsprozesses bildet nach wie vor eine fundierte und umfassende ESG-Analyse. Sie soll die Frage beantworten, wie nachhaltig ein Unternehmen produziert.
Darüber hinaus ermöglichen es die Ziele für nachhaltige Entwicklung den Anleger*innen, in diejenigen Unternehmen zu investieren, die über ihre Produkte und Dienstleistungen einen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten. Hier soll es um die Frage gehen, was produziert wird. In der Kombination der Analysen zur operativen Exzellenz und zum Beitrag zu den SDG liegt wohl die Zukunft des modernen nachhaltigen Anlegens.