Sparen – ein Schimpfwort?

Auf dem Sparkonto erhalte ich kaum noch Zinsen. Notenbanken und Politiker argumentieren, man dürfe jetzt nicht zu viel sparen. Was halten Sie davon, dass Sparen schon fast zu einem Schimpfwort geworden ist?

Sparen soll sich nicht lohnen. Was auf den ersten Blick paradox erscheint, ist das erklärte Ziel der aktuellen Geldpolitik. Aus diesem Grund halten die Notenbanken ihre Leitzinsen derzeit so tief wie möglich. Welche Überlegung steckt dahinter? Wer spart, verschiebt seinen Konsum von heute in die Zukunft. Genau das aber wollen die Geldhüter um jeden Preis verhindern:

Wenn nämlich die Leute, animiert durch die tiefen Zinsen, jetzt mehr konsumieren, so findet die Wirtschaft schneller aus der Krise.

Mit dem gleichen Argument wehren sich die Regierungen gegen einen zu rigiden Sparkurs: Durch die Ankurbelung der Nachfrage verhindern sie eine noch längere Stagnation der Wirtschaft. Und dank der niedrigen Zinsen müssen die Staaten erst noch weniger Geld für den Schuldendienst ausgeben, obwohl die Verschuldung weiter ansteigt. Die Tiefzinspolitik führte zum erhofften Effekt: Trotz Rezession blieben die Konsumausgaben recht stabil, während auf der andern Seite die Sparquote nur für kurze Zeit nach oben schnellte. Inzwischen sparen die Haushalte in den USA, Japan und im Euro-Raum wieder so wenig wie vor der Krise (vgl. Grafik im Dossier).

Ist damit alles in Butter? Keineswegs. Auf lange Frist kann eine Volkswirtschaft ohne ausreichende Ersparnisse nicht gedeihen. Was die Haushalte als aufgeschobenen Konsum zurücklegen, fliesst in den Kapitalstock eines Landes. Dieses Anlagevermögen braucht die Wirtschaft, um ihre Produktionskapazitäten weiterzuentwickeln. Sparen ermöglicht somit die Finanzierung von Investitionen und fördert das mittel- und langfristige Wachstum. Unter diesem Aspekt ist die tiefe Sparquote in den westlichen Ländern ein beunruhigendes Signal.

Wie beurteilen Sie die Sparneigung in den westlichen Ländern? Diskutieren Sie mit!

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Ein Kommentar über “Sparen – ein Schimpfwort?”

  1. Die Aussagen der Notenbank und der Regierungen hinkt gewaltig! Sparen sichert mir die Eigenständigkeit und macht mich nicht abhängig. Da zu wenig Geld auf dem Markt ist, das der Einzelne ausgeben kann, hat die Wirtschaft anscheinend eine Krise. Da hilft auch kein Mindestlohn, vor allem nicht wenn er von Staat diktiert wird. Sozialismus, Kommunismus lässt grüssen. Mehr Geld denen die eine gute Arbeit leisten, also den Arbeitern und dem Mittelstand, und der Wirtschaft ginge es viel besser. Vieleicht hätten wir dann eine gewisse Inflation, nur das Geld wäre wieder im Umlauf und alle hätten etwas davon. Die Banken weil ich Sparen kann und der Konsum weil ich ausgeben kann. Kein Reicher kann so viel ausgeben wie die arbeitende Bevölkerung zusammen, vor allem nicht so differenziert. Mani Matter bringt es in seinem Lied, «Dene wos guet geit» auf den Punkt.

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