Eine dreiste Betrugsmasche verleitet vorwiegend ältere Bankkundinnen und -kunden dazu, vermeintlichen Verwandten oder Bekannten Geld zu leihen. Um nicht auf diesen so genannten Enkeltrick hereinzufallen, gibt es einige Verhaltenstipps.
«Jetzt rate mal, wer dran ist!» Wer auf diese freundliche Aufforderung eines unbekannten Telefonanrufers hin zu raten beginnt, macht bereits den ersten verhängnisvollen Schritt, um Opfer des so genannten Enkeltricks zu werden. Die bandenmässig organisierten Betrüger suchen sich dafür vor allem ältere Personen aus – sie finden sie in Telefonverzeichnissen oftmals anhand von traditionellen, heute wenig gebräuchlichen Vornamen wie z.B. Gertrud, Gerlinde, Joseph, Hubertus usw.
Wenn Enkel, Neffen oder andere Bekannte plötzlich Geld von Ihnen wollen
Abhängig davon, wen das Opfer als Anrufer vermutet und was für einen Namen es nennt, gibt sich der Anrufer z.B. als Enkel, Neffe oder anderer Verwandter aus. Oder er spielt einen alten Bekannten, beispielsweise einen Schulfreund. Der Anrufer schlüpft mit viel psychologischem Geschick in jede x-beliebige Rolle und schildert, dass er sich in einer finanziellen Notlage befinde. «Meist geht es um ein bevorstehendes, lukratives Immobiliengeschäft. Falls das Opfer das Geld nicht innerhalb eines Tages auftreiben könne, würde das Geschäft platzen und das bereits investierte Geld verlorengehen», heisst es in der Masterarbeit mit dem Titel «Der ‹Enkeltrick› in der Schweiz» (nicht öffentlich zugänglich). Die Verfasserin Vera Müller hat diese Betrugsmasche eingehend untersucht, die hierzulande seit 2007 auftritt.
Der Anrufer bittet jeweils nicht nur um Geld, sondern gleichzeitig um absolutes Stillschweigen, da ihm die ganze Sache peinlich sei. Zudem erklärt er wortreich, warum er das Geld nicht selbst in Empfang nehmen kann, sondern ein Bote vorbeikommen wird. Zudem erzeugt der Anrufer eine enorme Dringlichkeit, um dem überrumpelten Opfer keine Zeit zu geben, sich das Ganze nochmals in aller Ruhe zu überlegen.
«Und, ja natürlich», schliesst der Anrufer, «den Betrag werde ich möglichst rasch zurückzahlen.» Stattdessen aber wird nach einer erfolgreichen Geldübergabe das Opfer nicht selten zu einem weiteren Darlehen gedrängt. So ergeben sich in Einzelfällen Schadenssummen von über 400 000 Franken.
«Mir kann so etwas nie passieren!» – Wirklich?
Allein für 2017 verzeichnet das Bundesamt für Polizei schweizweit mehr als 550 versuchte und über 60 vollendete Fälle, mit einer durchschnittlichen Schadenssumme von rund 38 000 Franken pro Fall. «Die Zahl der tatsächlichen Fälle dürfte rund fünfmal höher sein», schätzt Rolf Decker, Projektleiter Prävention bei der Kantonspolizei Zürich. Der Grund für die hohe Dunkelziffer liege nicht zuletzt darin, dass sich die Opfer schämen und daher auf eine Anzeige verzichten.
Doch Opfer wird man leichter, als viele denken, denn die Betrüger gehen mit grosser Raffinesse vor. So werde durch die Anzahl der Telefonanrufe, teilweise im Zwei-Minuten-Takt, massiver psychischer Druck aufgebaut, heisst es auf der Informationsseite der Kantonspolizei Zürich, die bei diesen Delikten schweizweit die grösste Erfahrung besitzt. Bei verweigerter Unterstützung drohe der Täter vielfach mit Kontaktabbruch oder kündige schlimme Konsequenzen an (z.B. «ich verliere mein Haus» oder «ich bringe mich um»). Das baut bei der angerufenen Person ein drängendes Gefühl zur Hilfeleistung auf. Gegen diese Vereinnahmung hilft das Befolgen von Verhaltenstipps der Polizei (siehe Textbox).
Trickserei mit falschen Polizisten
Zuweilen wird die Polizei unfreiwillig selber Teil der Betrugsmasche, und zwar in Form von falschen Beamten. So wendet der erste Anrufer der Bande den klassischen Enkeltrick an; später meldet sich ein zweites Bandenmitglied als angeblicher Polizist. Letzterer behauptet, er habe den Anruf abgehört und man sei diesem Betrüger schon lange auf der Spur. Um ihn auf frischer Tat zu ertappen, soll das Opfer alle seine Anweisungen genau befolgen. Die Polizei werde das Ganze überwachen und im Moment der Geldübergabe zugreifen. – In einem solchen Fall lautet der einfache Ratschlag: Den Hörer umgehend auflegen und bei der Polizei über die Notrufnummer 117 nachfragen, ob der angebliche Polizist tatsächlich existiert.
Den Trick mit dem falschen Polizisten gibt es in unzähligen weiteren Varianten. Eine funktioniert so, dass ein angeblicher Polizist anruft und erzählt, dass in der näheren Umgebung des Opfers Einbrüche stattgefunden hätten. Bei gefangengenommenen Mitgliedern der Bande seien Unterlagen gefunden worden, die auch beim Opfer auf einen bevorstehenden Einbruch hindeuten. Dieses wird nun aufgefordert, seine Vermögenswerte in Sicherheit zu bringen.
Dabei geht es nicht nur um zu Hause aufbewahrte Wertsachen. Nicht selten wird im Verlauf des Gesprächs auch erläutert, Bankmitarbeitende seien in Tatvorbereitungen involviert und deshalb sei das dort deponierte Geld ebenfalls nicht mehr sicher. Das Opfer wird dazu gedrängt, Geld von der Bank abzuheben.
Nehmen Sie die Warnungen der Bankmitarbeitenden ernst
Das Opfer wird am Telefon detailliert instruiert, wie es auf der Bank kritische Fragen der Kundenbetreuer beantworten soll. Diese sind nämlich geschult und auf die Enkeltrick-Masche sensibilisiert, um entsprechende Betrugsversuche zu verhindern. So rät denn auch die Kantonspolizei Zürich ausdrücklich: «Nehmen Sie Warnungen von Bankmitarbeitenden ernst und lassen Sie deren Unterstützung zu.»
Es ist schade, dass man das nicht ausdrucken kann.
Sehr geehrter Herr Ruepp
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Freundliche Grüsse, Urs Aeberli
Noch eine Variante des Enkeltricks, bei meiner Mutter angewandt, ist, dass eine vermeintliche Schwester angerufen hat aus Deutschland und die wäre in Zürich und das Auto ist defekt und sie müsste Geld haben zum Flicken, der Trick hat aber nicht funktioniert.
Gemäss Swisscom kam der Anruf aus Polen; was mich verwundert, ob es Zufall ist oder nicht, es gibt tatsächlich Schwestern meiner Mutter, die aber nicht in Zürich waren.
Eigentlich müssten die Telefon-Provider dafür sorgen, dass ihre Anlagen nicht missbraucht werden, für die ist alles so einfach nach dem Motto: «Wir können nix dafür», aber kassieren gerne ab.
Man kann es kaum glauben, dass sich Menschen dermassen übertölpeln lassen können.
Erste Reaktion ist doch schon die Gegenfrage, wo er/sie denn wohne und was er/sie beruflich gemacht habe – wer er/sie denn sonst noch in der Verwandtschaft kennen würden. Und die beste Frage ist auch die Fallensteller-Frage, wie z.B. ob dem Anrufer bekannt sei, dass Onkel Fritz schon gestorben sei, da der Anrufer ja dies wissen müsste, wenn er in der Familie integriert gewesen sei. Oder man schaltet einfach gleich die Polizei ein.