Wenn Sie einen Massstab für die Energieeffizienz Ihres Wohneigentums suchen, hilft Ihnen der sogenannte «Gebäudeenergieausweis der Kantone» weiter, abgekürzt GEAK. Was steckt hinter diesen vier Buchstaben?
GEAK
Der Gebäudeenergieausweis der Kantone, kurz GEAK, wurde von den Energiedirektoren der Kantone lanciert, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu beurteilen und vergleichbar zu machen. Damit sorgt das Instrument für mehr Qualität und Transparenz im Modernisierungsbereich, denn Immobilien sind ein wichtiger Stellhebel bei der Energiewende. So benötigt die Raumwärme laut Statistiken des Bundesamts für Energie 31,3 Prozent des inländischen Endenergieverbrauchs. Dieser Bedarf lässt sich durch Massnahmen an der Gebäudehülle und durch effiziente Gebäudetechnik massiv senken.
Der GEAK zeigt Ihnen zum einen auf, wie energieeffizient Ihr Gebäude ist. Zum anderen legt er dar, wie viel Energie bei einem standardisierten Wohnverhalten benötigt wird. Er kann für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser sowie für öffentliche Gebäude ausgestellt werden – und zwar sowohl für bestehende Gebäude als auch für Neubauprojekte (für Letztere in Form vom «GEAK Neubau»). Die Beurteilung erfolgt unabhängig vom Wohnverhalten der aktuellen Besitzer und eignet sich somit auch zur Abschätzung der Betriebskosten bei einem Eigentümerwechsel.
Der GEAK reiht den Energiebedarf ähnlich wie bei Elektrogeräten in eine Energieklasse von A bis G ein. Dabei kennzeichnet ein A die höchste Effizienzstufe, während G auf ein grosses Verbesserungspotenzial schliessen lässt. Berücksichtigt werden sowohl der Zustand der Gebäudehülle als auch die Gebäudetechnik (siehe Tabelle).
Quelle: GEAK
Beachten Sie: Die Gebäudestandards von Minergie sind im GEAK nicht direkt ablesbar. Minergie ist anders definiert und stellt weitergehende Anforderungen – so wird z.B. bei Minergie eine Lüftungsanlage vorgeschrieben, und es sind Vorgaben bezüglich Wohnkomfort einzuhalten. Grundsätzlich entsprechen Minergie-Modernisierungen mindestens der GEAK-Klasse C oder höher. Minergie-Neubauten entsprechen mindestens der Klasse B und Minergie-P-Gebäude der Klasse A. Die Umkehrung gilt aber nicht: Gebäude mit einer guten GEAK-Klassierung entsprechen nicht automatisch Minergie-Standards. Und noch etwas: Sogenannte PlusEnergie-Häuser – also Immobilien nach allerstrengsten Standards, die weniger Energie benötigen, als sie selber produzieren – lassen sich mit dem GEAK überhaupt nicht abbilden.
Der GEAK ist eine Zustandsbeschreibung. Der GEAK-Experte zeigt Schwachstellen am Gebäude auf und hält die Fakten in einem vierseitigen Bericht fest. Dafür verrechnet z.B. der Fachspezialist der Migrol 600 Franken für eine Einfamilienhaus. Das Geld ist gut investiert, denn der GEAK hat einen vielseitigen Nutzen:
- Eine standardisierte Beurteilung und übersichtliche Darstellung des energetischen Zustands von Gebäudehülle und Haustechnik.
- Hinweise zur Erneuerung von Gebäudeteilen oder Haustechnik.
- Der GEAK ist schweizweit standardisiert und unabhängig vom Wohnverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner. Das macht Liegenschaften bei Kauf- und Mietentscheiden vergleichbar.
- Die Kantone, die in ihren Energiegesetzen die sogenannten MuKEn 2014 anwenden (Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich), knüpfen die Bewilligung zum Heizungsersatz daran, dass das Gebäude die Klasse D bei der GEAK-Gesamtenergieeffizienz erreicht. Umgesetzt sind die MuKEn 2014 in den Kantonen BL, BS, LU, OW, JU und VD; weitere werden folgen.
GEAK Plus
Der Fokus beim GEAK Plus liegt auf der Bestimmung der gegenwärtigen Energieeffizienz des Gebäudes. Falls Sie wissen möchten, wie Sie Ihr Haus für eine verbesserte Energieeffizienz sanieren können, sollten Sie den GEAK Plus erstellen lassen. Er erweitert den GEAK um einen mehrseitigen Beratungsbericht. Er enthält zum einen eine detaillierte Aufschlüsselung des Ist-Zustands, zum anderen eine bis drei Modernisierungsvarianten, mit denen Sie Ihr Gebäude energieeffizienter gestalten können (siehe Tabelle):
- Ist-Zustand: Der Beratungsbericht beschreibt beim Ist-Zustand detailliert die Gebäudehülle und die Gebäudetechnik und macht eine energetische Beurteilung. Die Effizienz der Gebäudehülle wird durch den Heizwärmebedarf mit der Kennzahl Qh beschrieben. Er zeigt die energetische Qualität der Fenster sowie die Wärmedämmung der Wände, der Dächer und der Böden auf. Zur Beurteilung der Gesamteffizienz werden zusätzlich der Energiebedarf für Heizung und Warmwasser sowie ein standardisierter Strombedarf verwendet.
- Varianten: Der Beratungsbericht zeigt neben dem Ist-Zustand verschiedene Modernisierungsvarianten auf, die individuell auf Sie und Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Ausgewiesen werden pro Variante die Investitions- und Energiekosten sowie die energetischen Einsparungen. (Zu berücksichtigen ist, dass die Varianten Kosten für Bauteile beinhalten können, die ohnehin in den kommenden Jahren zu ersetzen wären – das relativiert die Gesamtkostenhöhe.) Die Varianten werden zudem mit Tipps zur Umsetzung der Massnahmen und zum Vorgehen bezüglich Förderbeiträgen angereichert. In den weiteren Kapiteln des Berichts werden die Transmissionswärmeverluste, der Endenergiebedarf und die jährlichen Kosten der verschieden Varianten detailliert dargestellt. Die Beitragssätze des Förderprogramms werden ausgewiesen, die Kosten der Massnahmen ausgeführt und die Wirtschaftlichkeitsberechnung erläutert. Die Anhänge zum Dokument beinhalten u.a. Details zu den Erneuerungsvarianten und detaillierte Ergebnisse der Berechnungen.
Auszug aus einem GEAK-Plus mit Ist-Zustand und Varianten
Ist-Zustand | Fenster und Dach | Fenster, Dach und Phtovoltaik | Fenster, Dach und Phtovoltaik und Wärmepumpe | |
---|---|---|---|---|
Baujahr/Renovationsjahr | 1962 | 0 | 0 | 0 |
Energiebezugsfläche Total (m2) | 353 | 353 | 353 | 353 |
Mischnutzungen | Einfamilienhaus | Einfamilienhaus | Einfamilienhaus | Einfamilienhaus |
Energieträger Heizung/Warmwasser | Gas | Gas | Gas | Elektrizität |
Grobdimensionierung Norm-Heizlast (gemäss SIA 384.201) in kW, Standardnutzung/Aktuelle Belegung und Nutzung | 24/24 | 18/18 | 18/18 | 18/18 |
"Spezifische Heizlast nach SIA 380/1 / Korrigierter Grenzwert, Spezifische Heizlast, effektiv (W/m2)" | 60/25 | 45/25 | 45/25 | 45/25 |
Heizung (kWh/a) | 60'914 | 38'096 | 38'096 | 12'423 |
Warmwasser (kWh/a) | 7554 | 7564 | 7564 | 2466 |
Elektrizität (kWh/a) | 3636 | 3555 | 3555 | 3466 |
Lüftung (kWh/a) | 105 | 105 | 105 | 105 |
Gesamtkosten der Massnahmen inkl. projektbezogene Kosten (CHF) | 0 | 8685 | 111'805 | 151'805 |
Total Förderbeiträge (CHF) | 0 | -11'500 | -21'500 | -23'500 |
Total Initial-Kosten (CHF) | 0 | 75'305 | 90'305 | 128'305 |
Jährliche Energiekosten (CHF/a) | 5167 | 3615 | 2610 | 1495 |
Quelle: GEAK Plus, Migrol Fachstelle Energie
Die Kosten für die Erstellung eines 30-seitigen Berichts belaufen sich auf 1800 Franken bei einem Einfamilienhaus, wenn er z.B. durch den Fachspezialisten der Migrol erstellt wird. Viele Städte und Kantone beteiligen sie jedoch an den Kosten des GEAK Plus. Geben Sie auf www.energiefranken.ch Ihre Postleitzahl ein, klappen Sie den Registerpunkt «Beratung» auf und konsultieren Sie die GEAK-Webseite. Auf den entsprechenden Internet-Seiten der Kantone können Sie abrufen, wie hoch die Förderbeiträge sind.
Wo frage ich einen GEAK oder GEAK Plus an?
Der GEAK und der GEAK Plus werden ausschliesslich von zertifizierten Fachspezialisten ausgestellt. Eine Liste finden Sie auf der GEAK-Homepage. Damit das Dokument ordnungsgemäss ausgestellt werden kann, muss der Experte das Gebäude vorab besichtigen. So kann er Schwachstellen erkennen und für den GEAK Plus optimale Modernisierungsvarianten ausarbeiten und zusammenstellen. Sie erhalten den gesamten Bericht am Ende in elektronischer Form und in Papierform.