In Krisen gewinnen Sachwerte wie Kunst wieder an Bedeutung. Immer mehr Menschen betrachten Kunst nicht nur als schönes Objekt, sondern vielmehr auch als Finanzanlage mit stabiler Wertentwicklung und geringer Volatilität. Neue Investitionsformen sowie die digitale Kunst öffnen den Kunstmarkt für ein breiteres Publikum.
2022 war ein Jahr für Liebhaber-Investitionen
Das letzte Jahr war ein sehr schwieriges Börsenjahr. Der US-Aktienmarktindex S&P 500 verlor 20 Prozent an Wert, während der Schweizer Aktienindex SMI 17 Prozent einbüsste. Die Inflation kletterte weltweit auf historisch hohe Niveaus, und die Leitzinsen zogen so schnell an wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Viele vergessen aber, dass 2022 ein Superjahr für Liebhaber-Investitionen wie beispielsweise Kunst oder Autos war.
Der Londoner Luxusimmobilienmakler Knight Frank veröffentlicht jedes Jahr in Kooperation mit verschiedenen Fachexperten seinen Luxury Investment Index. Dieser Index, der die zehn wichtigsten Liebhaber-Investitionen abbildet, stieg letztes Jahr um 16 Prozent. Der grösste Wertzuwachs kam von der Kunst, die um durchschnittlich 29 Prozent an Wert zulegte (siehe Grafik). Dicht dahinter folgen wertvolle Autos mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs von 25 Prozent. Im aktuellen Marktumfeld mit relativ hoher Inflation und einer sich abschwächenden Konjunktur steigt das Interesse an Realgütern wie Kunst. Weshalb sollen Anleger*innen Kunst als Anlageklasse in Betracht ziehen, und welche Möglichkeiten gibt es in Kunst zu investieren?
Geringe Volatilität und stabile Wertentwicklung
Im letzten Jahr wurden zahlreiche Kunstwerke verkauft. Die Verkaufspreise bewegen sich dabei in einer eigenen Sphäre, unabhängig von der Börsenentwicklung. Den grössten Erlös erzielte letztes Jahr das Gemälde «La Montagne Saint-Victoire» von Paul Cézanne. Es gehörte dem verstorbenen Microsoft-Mitgründer Paul G. Allen und wurde im Rahmen einer Auktion für 137,8 Millionen Dollar verkauft. Paul G. Allen erwarb das Gemälde im Jahr 2001 für 38,5 Millionen Dollar, das entspricht einem Wertzuwachs von satten 258 Prozent.
Kunst ist nach Immobilien, Gold und Silber die viertgrösste physische Anlageklasse. Die stabile Wertentwicklung und die deutlich geringere Volatilität im Vergleich zu anderen Finanzanlagen sprechen für die Kunst. Die stabile Wertentwicklung gilt aber nicht immer als garantiert. Der grosse Wertzuwachs ist vor allem Kunstwerken von Künstler*innen mit einem bestimmten Renommée zuzuschreiben – sogenannten Blue-Chip-Künstlern wie beispielsweise Claude Monet. Diese Werke gehören vielfach schon zur Kunstgeschichte und gewinnen aufgrund ihrer Knappheit und Bekanntheit laufend an Wert. Werke zeitgenössischer Künstler*innen schwanken dagegen häufiger im Wert.
Gemäss dem UBS Art Market Report investieren heute 10 Prozent der Superreichen (Ultra-High-Net-Worth-Individuals) in Kunst. Man muss aber nicht superreich sein, um sich in Kunst zu engagieren. Während für Bilder von Blue-Chip-Künstlern schnell einmal Millionen von Franken bezahlt werden, können Investor*innen beispielsweise beim Zuger Start-up Partasio bereits mit einem Betrag von 30’000 Franken in Form eines Kunst-Fonds in Bilder von bekannten Künstler*innen investieren. Die Gemälde im Wert zwischen einer halben und drei Millionen Dollar werden erworben und in der Regel fünf Jahre gehalten. Nach dieser Haltedauer wird versucht, sie mit einem möglichen Aufpreis zu veräussern.
Digitalisierung im Kunstmarkt mit NFTs (Non Fungible Token)
Der Kunstmarkt wurde erst mit der Pandemie digitaler. Es entstanden digitale Viewing Rooms und Online-Verkaufsplattformen. Gleichzeitig stieg das Interesse an Non-Fungible Tokens (NFTs) für Kunst, eine Art digitale Kunstwerke. Der grösste Teil der Kunst-NFTs läuft über die Ethereum-Blockchain. Der Handel erfolgt über spezielle NFT-Marktplätze wie beispielsweise Opensea.io und wird in der digitalen Währung Ether bezahlt. Eine Käuferin bzw ein Käufer kann einen Kunst-NFT im Gegensatz zu einem physischen Bild nicht anfassen, aber es besitzen. Jeder Kunst-NFT ist einzigartig – egal ob es das Kunstwerk einmal oder in einer limitierten Form gibt.
Im Vergleich zum Kunstmarkt mit physischen Bildern ist der NFT-Kunstmarkt noch ziemlich klein. Grosse Auktionshäuser wie Sotheby’s sind bereits in den Handel mit Kunst-NFTs eingestiegen, und die renommierte Kunstmesse Art Basel stellt NFTs aus, auch wenn sie nur über NFT-Marktplätze erworben werden können. Bei Kunst-NFTs wurden schon Rekordpreise bezahlt – zuletzt 69 Millionen Dollar für das digitale Kunstwerk «Everyday: the First 5000 Days» von Beeple. Künstler*innen und Investor*innen profitieren beide von den Möglichkeiten des NFT-Marktes. Während Investor*innen mehr Möglichkeiten, haben in Kunst zu investieren, entstehen für Künstler*innen neue direkte Vertriebskanäle. In der Vergangenheit waren ausschliesslich Galerien und Auktionshäuser für den Verkauf zuständig, und Künstler*innen hatten wenig Gelegenheiten sich mit der Kundschaft direkt auszutauschen.
Der Kunstmarkt befindet sich aktuell in einem sehr starken Wandel. Erfreulich ist, dass er sich einer breiteren Käuferschaft öffnet und dank neuer Investitionsmöglichkeiten nicht mehr nur Superreichen vorbehalten bleibt. Die starke Performance der letzten Jahre und die geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen dürften das Interesse an Kunst in den kommenden Jahren noch verstärken. Auch in Zukunft wird es schwierig sein, die richtigen Kunstwerke auszuwählen, die besonders stark an Wert gewinnen. Zudem ist unsicher, ob sich der Hype der digitalen Kunst fortsetzen wird. Das Schöne an physischer oder digitaler Kunst ist, dass man sich auch noch nach einem Wertzerfall an einem schönen Bild erfreuen kann.
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