Schafft die Welt die Klimawende?

Der Klimawandel bleibt die grosse globale Herausforderung unserer Zeit. Die Mitgliederstaaten der UNO sind sich einig, dass die Treibhausgasemissionen massiv reduziert werden müssen. Nach langen und schwierigen Verhandlungen wurde auf der 28. Klimakonferenz in Dubai erstmals ein globaler Ausstieg aus den fossilen Energien beschlossen. Doch die Umsetzung ist alles andere als einfach.

Die Klimakonferenz COP 28 fand dieses Jahr in Dubai statt und dauerte rund zwei Wochen. Mit über 90’000 Teilnehmern war sie die bislang grösste Klimakonferenz und umfasste neben Regierungsvertretern auch Aktivisten, Investoren, Banker und Ölproduzenten. Die Wahl des Veranstaltungsortes wurde mit einer gewissen Skepsis aufgenommen. Schliesslich ist Dubai nach wie vor einer der grössten Erdöl- und Gasproduzenten und durch die fossilen Rohstoffe zu grossem Reichtum gekommen. Die Stadt mit ihrem Luxus und Prunk ist nicht gerade ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit.

Die Konferenz war die wohl wichtigste seit dem Pariser Abkommen von 2015, als sich die Mitgliedstaaten zu einer emissionsärmeren Wirtschaft verpflichteten. Erstmals wurde mit dem sogenannten «Global Stock Take» eine Art Bestandesaufnahme gemacht, um zu sehen, wo die Welt bei der Umsetzung der Klimaziele steht. Insgesamt lag der Schwerpunkt der Konferenz auf dem Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien.

Ernüchternde globale Bestandesaufnahme

Die globale Bestandesaufnahme war ernüchternd: Wir sind noch lange nicht auf der Zielgeraden zum 1,5-Grad-Ziel. Bleiben die klimapolitischen Anstrengungen auf dem gegenwärtigen Niveau, wird sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um fast 2,7 Grad erwärmen – viel zu viel und mit gravierenden Folgen für Mensch und Natur, so der Klimarat. Trotz der immer deutlicher spürbaren Auswirkungen des Klimawandels – 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – unternehmen die meisten Länder zu wenig, um die Erderwärmung zu bremsen. Wollen wir die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad begrenzen, müssten die Emissionen bis ins Jahr 2030 weltweit um 43 Prozent sinken[1]. Das ist unwahrscheinlich und angesichts der knappen Zeit kaum zu erreichen.

Knackpunkt: Ausstieg aus den fossilen Energien

Angesichts der ernüchternden globalen Bestandesaufnahme ist allen Konferenzteilnehmern klar, dass an einem Ausstieg aus den fossilen Energien kein Weg vorbeiführt. Weltweit sind rund zwei Drittel der Klimaerwärmung auf die Verbrennung fossiler Energieträger und die damit verbundenen CO2-Emissionen zurückzuführen. Die Wirtschaftssysteme und der Wohlstand der meisten Länder basieren nach wie vor auf fossilen Energieträgern. Auch die Industrienationen haben ihren Wohlstand mit fossilen Energieträgern aufgebaut und sind immer noch von ihnen abhängig. So ist es nicht verwunderlich, dass der Anteil fossiler Energieträger an der Weltenergieversorgung nicht weniger als 80 Prozent beträgt[2]

Die Macht der erdölproduzierenden Staaten und die nach wie vor grosse globale Abhängigkeit von fossilen Energieträgern haben die Verhandlungen über den Ausstieg aus den fossilen Energien in Dubai äusserst schwierig gemacht. Über 100 Staaten forderten in den letzten zwei Wochen einen grundsätzlichen Ausstieg aus den fossilen Energien. Saudi-Arabien als grösster Ölproduzent wehrte sich jedoch gegen alle Formulierungen im Abschlussdokument, die in diese Richtung gingen. Aus diesem Grund blieb die Schlussformulierung der Konferenz sehr vage, und es wurde lediglich beschlossen, dass eine deutliche, schnelle und nachhaltige Emissionsreduktion notwendig ist, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Erneuerbare Energien als Hoffnungsträger

Besonders viel Hoffnung liegt bei dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Die internationale Energieagentur (IEA) zeigt in ihrem jährlichen World Energy Outlook, dass 2050 der Anteil der fossilen Energieträger weniger als 20 Prozent betragen müsste, um mit dem Ziel der Klimaneutralität vereinbar zu sein. In diesem Jahr wurden weltweit 1740 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert, in fossile Energien dagegen nur 1050 Milliarden Dollar[3].

Die erneuerbaren Energien sind inzwischen billiger als fossile Energieträger. Dies weckt die Hoffnung, dass mit der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien automatisch auch die Erderwärmung reduziert wird. Laut dem Abschlussdokument der Konferenz sollen die Kapazitäten der erneuerbaren Energien bis ins Jahr 2030 verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden. Unklar bleibt, wie erneuerbare Infrastrukturanlagen finanziert werden, insbesondere in Entwicklungsländern. Auch hier sind weitere finanzielle Zusagen aus dem globalen Norden über den Klimaschadenfonds hinaus erforderlich.

Kernenergie und CO2-Speicherung als weitere Alternativen

Neben Investitionen in erneuerbare Energien setzen viele Mitglieder auch auf Kernenergie. Auf der Weltklimakonferenz haben 22 Staaten eine Erklärung unterzeichnet, dass sie die Atomenergie als treibhausarme Energieform massiv ausbauen wollen[4]. Allerdings sind die Kosten der Kernenergie im Vergleich zu erneuerbaren Energien deutlich höher und der Bau neuer Reaktoren dauert länger als der Bau neuer Infrastrukturanlagen für erneuerbare Energien.

Eine weitere Möglichkeit, CO2-Emissionen zu reduzieren, ist die Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS). Dabei wird Kohlendioxid aus Kraftwerken abgeschieden, bevor es in die Atmosphäre gelangt. Diese relativ neue Technologie wird vor allem von den erdölfördernden Staaten als Lösung des Klimaproblems angesehen. Diese Staaten erhoffen sich davon, das fossile Energiemodell weiterführen zu können, ohne zur Erderwärmung beizutragen. Die Technologie ist aber noch wenig ausgereift und die Kapazitäten sind bisher viel zu gering. Viele Kritiker bemängeln, dass die Abscheidequoten unter 100 Prozent liegen und der Prozess sehr energieintensiv ist.

Dubai war mehr als ein Ort der schönen und leeren Worte

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Klimagipfel in Dubai mehr war als ein Ort der schönen und leeren Worte. Das Einstimmigkeitsprinzip der Konferenz macht es aber schwierig, verbindliche und wirksame Massnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung zu beschliessen. Jeder der 198 Teilnehmerstaaten kann sein Veto einlegen und eine Einigung scheitern lassen.

Dennoch scheint sich die Einsicht durchzusetzen, dass wir massiv mehr tun müssen, um die Welt vor einer Klimakatastrophe zu bewahren. In Dubai ist es erstmals gelungen, auch die Öl- und Gasstaaten zu einem Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Energien zu bewegen, wenn auch in abgeschwächter Form. Gerade im Hinblick auf die Erschliessung neuer Öl- und Gasquellen ist dieses Bekenntnis ein sehr wichtiges Signal. Jetzt ist die nationale Politik der einzelnen Staaten gefordert. Auch wenn das 1,5 Grad-Ziel äusserst schwierig zu erreichen sein wird, ist jedes Viertelgrad Erderwärmung, das verhindert werden kann, ein Geschenk für uns und unseren Planeten.


[i] Why the Global Stocktake is Important for Climate Action this Decade | UNFCCC

[2] The energy world is set to change significantly by 2030, based on today’s policy settings alone – News – IEA

[3] Overview and key findings – World Energy Investment 2023 – Analysis – IEA

[4] Nuclear Power Finally Has its Moment at UN Climate Summit | IAEA

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