Die Schweizer Wirtschaft verliert an Schwung

Nach einem überdurchschnittlichen Wachstum im zweiten Quartal 2024 kam es über die Sommermonaten zu einer konjunkturellen Verlangsamung. Das reale Bruttoinlandprodut (saison- und sportbereinigt) wuchs lediglich um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das Wachstum bleibt damit weiterhin unter Potenzial. Daran ändert sich vorerst nichts, da wichtige Impulse aus dem Ausland noch ausbleiben.

Um 0,2 Prozent wuchs die Schweizer Wirtschaft im dritten Jahresviertel 2024 gegenüber Vorquartal: So niedrig war die Zunahme der Wirtschaftsleistung nicht mehr seit mehr als einem Jahr. Die Beschleunigung der Konjunkturdynamik im zweiten Quartal war ein Strohfeuer, das auf die deutliche Zunahme der Wertschöpfung der chemisch-pharmazeutische Industrie zurückzuführen war. Auch im dritten Quartal nahm dieser Wirtschaftszweig, der den Schwankungen der internationalen Konjunktur wenig ausgesetzt ist, noch leicht zu und stützte das gesamtwirtschaftliche Wachstum.

Die Dichotomie zwischen Industrie und Dienstleistungen setzt sich fort

Hingegen bleibt die Lage in der übrigen Industrie düster: Für das dritte Quartal in Folge ging die Wertschöpfung abermals zurück. Seit dem Sommer 2022 gab es nur ein einziges Jahresviertel, in welchem keine negative Entwicklung verzeichnet wurde. Dies unterstreicht das Ausmass der Krise der exportorientierten Branche: Der Warenhandel ging in beiden Richtungen zurück, was auf eine Abkühlung der Produktionstätigkeit hindeutet. Der aktuelle Zeitpunkt wird als ungünstig für Ausrüstungsinvestitionen bewertet: Die Unternehmen verschieben sie in die Zukunft aufgrund des aktuell tiefen Auftragsbestands und der Aussicht nach weiter sinkenden Finanzierungkosten in den nächsten Quartalen.

Trotz des starken Frankenaussenwerts werden bislang nur vereinzelt Forderungen laut, die Schweizer Währung abzuschwächen. Denn der Grund der industriellen Flaute liegt vielmehr in der schwachen Konjunktur der wichtigsten europäischen Handelspartner. Dieser Zustand wird auch in den nächsten Quartal anhalten: Zwar dürften die erwarteten Zinssenkungen der europäischen Zentralbank (EZB) der Wirtschaft der Eurozone etwas Schnauf verschaffen, aber die Umsetzung von ökonomischen Reformen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums bleibt aufgrund politischer Blockaden und regulatorischer Hürden aus. Zudem bleibt die Frage offen, ob auch die schweizerischen Exporte von den von Donald Trump angekündigten Handelszöllen betroffen sein werden. Das Risiko einer partiellen Verlagerung der Produktion in die USA, um die Zölle zu umgehen und von Steuersenkungen, Subventionen und Deregulierungen zu profitieren, ist durchaus real.

Positiv zum Wirtschaftswachstum trugen die Dienstleitungen bei. Insbesondere nahmen die Detailhandelsumsätze deutlich zu, was im Einklang mit einem überdurchschnittlichen Wachstum des privaten Konsums steht. Auch die Erholung der Bauinvestitionen setzt sich fort auf einem tiefen Niveau.

Die Wirtschaftsleistung hat noch Luft nach oben

Für das laufende Quartal rechnen wir mit keiner Beschleunigung der Wachstumsdynamik. Somit dürfte das Jahreswachstum 2024 1,0 Prozent betragen. Auch im kommenden Jahr gehen wir davon aus, dass sich der Output-Gap – also die Differenz zwischen tatsächlichem und Potenzialwachstum (geschätzt bei 1,6 Prozent) – nicht gänzlich schliessen wird. Die Wachstumsimpulse aus dem Ausland dürften nur zögerlich im Verlauf des nächsten Jahres Fahrt aufnehmen. Bis dahin muss sich die Schweizer Wirtschaft auf die Entwicklung der Binnenkonjunktur verlassen.

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