Hiker in looking at lake and mountains

Die Aussichten bleiben gut

Das Wirtschaftswachstum hat den Höhepunkt erreicht. Der Inflationsanstieg dürfte temporärer Natur sein. Für die Finanzmärkte bedeutet das ein anhaltend freundliches Umfeld. 

Das erste Halbjahr liegt hinter uns, und es ist aus Anlegersicht erfreulich ausgefallen: Die Aktienmärkte eilen von einem Höchst zum nächsten. Der Zinsanstieg ist trotz hoher Gesamtinflation in den USA geringer ausgefallen, als viele Investoren zu Jahresbeginn befürchteten. Der Teuerungsschub hat die Nerven der Anleger zeitweise zwar strapaziert, das Marktumfeld blieb jedoch positiv.

Die gute Stimmung hat ihre Gründe: Dank zügiger Impffortschritte konnte die Pandemie weiter eingedämmt werden. Im Zuge der schrittweisen Wiedereröffnung der Wirtschaft festigen sich die Konjunkturperspektiven. Die fiskalpolitischen Stimulierungsmassnahmen befeuern das Wachstum. Dass der Nachfrageschub in Verbindung mit den teilweise noch immer beschädigten Lieferketten zwischenzeitlich zu Engpässen und steigenden Preisen in einigen Marktsegmenten führt, war absehbar. Der Effekt dürfte aber temporärer Natur sein: Die Lieferketten werden sich im weiteren Jahresverlauf in den meisten Güterkategorien schrittweise normalisieren, was zu einer Abschwächung der Inflation führen sollte. 

Den Zentralbanken erlaubt dies, den einstweiligen Inflationsanstieg zu tolerieren und die Geldpolitik weiter locker zu halten. Leitzinserhöhungen dürften frühestens 2022 ins Auge gefasst werden. Die Realzinsen sollten entsprechend tief bleiben. Das unterstützt die wirtschaftliche Entwicklung genauso wie die Aktienmärkte. Nichtsdestotrotz dürfte das Fed die erste grosse Notenbank sein, die gegen Ende Jahr eine Straffung der Geldpolitik einleitet und das Anleihenkaufprogramm schrittweise zurückfährt. In Europa und Japan wird die Geldpolitik noch länger locker bleiben, weil die Teuerungsdynamik da deutlich schwächer ausfällt als in den USA. In diesen beiden Anlageräumen bleiben die Zinsen anhaltend tief, nur in den Vereinigten Staaten rechnen wir mit einem substanziellen Anstieg der langfristigen Zinsen. 

Die wichtigsten Treiber der Aktienmärkte – das Wirtschaftswachstum sowie die fiskal- und geldpolitische Unterstützung – bleiben bestehen, wenn auch in abgeschwächter Form. Die Risiken, die insbesondere von der Gefahr ausgehen, dass sich die Inflation als hartnäckiger erweisen sollte als angenommen, haben zugenommen. Wir erwarten für die zweite Jahreshälfte weiterhin positive Renditen an den Aktienmärkten – diese dürften aber tiefer ausfallen als im ersten Semester. Zudem könnte es an den Börsen mit zwischenzeitlich volatilen Phasen etwas holpriger werden. 

Mit der bisherigen taktischen Ausrichtung unseres Portfolios fühlen wir uns in diesem Umfeld wohl. Die Allokation bleibt mit einem Aktienübergewicht von 4,5 Prozentpunkten eher risikofreudig ausgerichtet. Angesichts der leicht gestiegenen Risiken sehen wir von einer noch zyklischeren Ausrichtung ab. Angesichts der nach wie vor tiefen Renditen und der Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen ändern wir nichts an der taktischen Untergewichtung der Schweizer-Franken-Obligationen. Auch setzen wir weiterhin auf Gold, US-Staatsobligationen und Immobilien als wichtige Stabilisatoren des Portfolios. 

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