Wachstumsmarkt Biosimilars

Biosimilars – biotechnologisch hergestellte Nachahmerprodukte – können helfen, die hohen Gesundheitskosten zu reduzieren. Der deutliche Kostenvorteil gegenüber Originalmedikamenten sowie der ablaufende Patentschutz vieler biotechnologisch hergestellter Medikamente in den nächsten Jahren sprechen für ein hohes Wachstum des Marktes mit Biosimilars.

Die stark steigenden Gesundheitskosten führen zu deutlich höheren Krankenkassenprämien im kommenden Jahr. Die mittlere Prämie wird im Jahr 2024 359,50 CHF pro Monat betragen – was einem Anstieg von 8,7% im Vergleich zu 2023 gleichkommt. Der starke Anstieg der Gesundheitskosten ist vor allem auf häufigere Arztbesuche, Spitalaufenthalte und den vermehrten Einsatz von teuren Medikamenten zurückzuführen. Es ist davon auszugehen, dass die Gesundheitskosten auch in Zukunft aufgrund der älteren Bevölkerung und des medizinisch-technischen Fortschritts steigen werden. Da die hohen Krankenkassenprämien das Budget vieler Haushalte belasten, bleibt die Reduktion des Wachstums der Gesundheitskosten ein Dauerthema in der Politik. Gerade im Bereich der Medikamente gibt es ein erhebliches Sparpotential, das noch längst nicht ausgeschöpft ist. Schweizer Spitäler und Ärzte verschreiben Patienten oft zu teure Medikamente obwohl kostengünstigere gleichwertige Alternativen zur Verfügung stehen. Dabei entgehen dem Schweizer Gesundheitssystem Einsparungen in Millionenhöhe.

Biosimilars Medikamente als gleichwertige kostengünstigere Alternativen

Neben den bekannten Generika bietet der Einsatz von Biosimilars Medikamenten ein deutliches Einsparungspotenzial im Gesundheitswesen. Biosimilars sind eine kostengünstigere Variante eines nicht mehr patentgeschützten, biotechnologisch hergestellten Originalmedikamentes (Biopharmazeutika). In den letzten 30 Jahren haben Biopharmazeutika der Medizin erhebliche Fortschritte gebracht. Sie wirken unter anderem gegen Erkrankungen wie Krebs, entzündliches Rheuma oder Darmerkrankungen. Die komplexe Herstellung von Biopharmazeutika ist sehr teuer – so kostet eine Behandlung für einen Patienten nicht selten mehrere zehntausend Franken im Jahr. Im Gegensatz zu herkömmlichen Generika werden Biosimilars nicht chemisch produziert, sondern in lebenden Zellen hergestellt. Während herkömmliche Generika ein 1:1 Kopie der Originalwirkstoffe sind, können Biosimilars mit ihren komplexen Eiweissstrukturen niemals eine Kopie erzeugen. Sie sind aber in ihrer Qualität, Sicherheit und Wirkung den Originalmedikamenten sehr ähnlich. Die Herstellung von Biosimilars ist mit massiv höheren Kosten verbunden. Vor diesem Hintergrund ist der Wettbewerbsdruck in der Branche tiefer und die Markteintrittsbarrieren liegen deutlich höher. Während Generika mit einem Preisabschlag von 80 bis zu 85% an Patienten verkauft werden, liegt der Abschlag bei Biosimilars nur zwischen 10 und 20%.

Das erste Biosimilar Medikament wurde im Jahr 2006 von der Schweizer Firma Sandoz auf den Markt gebracht. Sandoz konnte sich seither im Bereich der Biosimilars weiterentwickeln und ist heute Marktführer in Europa. In den ersten neun Monaten dieses Jahr wuchs der Umsatz der Biosimilars Sparte im Vergleich zum Vorjahr mit 10% mehr als doppelt so schnell wie der Umsatz mit herkömmlichen Generika. Die Biosimilars Sparte macht mittlerweile mit einem Umsatz von USD 1.6 Mrd. bereits 22% des Gesamtumsatzes aus. Sandoz möchte in Zukunft die lukrative Biosimilars Sparte ausbauen und vom Wachstum des Marktes mit Biosimilars profitieren.

Grosses Sparpotenzial dank Biosimilars

In der Schweiz ist der Einsatz von Biosimilars leider noch nicht so verbreitet. Gemäss dem Helsana Arzneireport betrug im Jahr 2021 das ungenutzte theoretische Einsparungspotential in der Schweiz durch Biosimilars (unter der Annahme einer vollständigen Ersetzung der Originalmedikamente) bei fast 76 Millionen Schweizer Franken. In Spitäler und Arztpraxen gibt es leider immer noch zu wenig Anreize für Patienten Biosimilars, statt Originalmedikamente zu verwenden. Heute verdienen Apotheker und Ärzte in der Schweiz mehr, wenn sie teure Medikamente an die Patienten abgeben. So wird die breite Anwendung von Biosimilars gehemmt: In der Schweiz entfiel im Jahr 2021 erst ein Fünftel des Gesamtumsatzes von Biopharmazeutika auf Biosimilars, während in anderen europäischen Ländern wie beispielsweise Deutschland dieser Anteil schon deutlich höher ist.

Hohes Wachstum dank Kostendruck und auslaufendem Patentschutz

Der Markt der Biosimilars ist ein Wachstumsmarkt. Die Gesundheitskosten wachsen nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Viele biotechnologisch hergestellte Originalmedikamente werden in den nächsten Jahren ihren Patentschutz verlieren und Biosimilars werden in ihre Fussstapfen treten. Von diesen Entwicklungen dürften Pharmafirmen mit Biosimilars Medikamenten profitieren. Unklar bleibt aber hingegen, wie sich unsere Medikamentenkosten und damit auch Gesundheitskosten weiterentwickeln werden. Selbst wenn es mehr Biosimilars im Markt geben wird, müssen auch Anreize im Gesundheitswesen bestehen, diese anstelle eines teuren Originalmedikamentes zu verabreichen. 

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